In der aktuellen EMMA

Winslet als MIller: Ergreifend!

Kate Winslet als Lee Miller im Film. - FOTO: © Sky UK Ltd/Kimberley French
Artikel teilen

In diesem Film geht es um zwei außergewöhnliche Frauen: Lee Miller und Kate Winslet. Miller (1907 – 1977) war eine der bemerkenswertesten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Winslet ist eine der bemerkenswertesten Schauspielerinnen des 21. Jahrhunderts. Um die Verfilmung des Lebens der amerikanischen Kriegsberichterstatterin im Europa des 2. Weltkrieges rang Winslet – die nicht nur die Hauptdarstellerin, sondern auch die Co-Produzentin ist – acht Jahre lang.

Anzeige

„Die Fotografin“ ist ein radikal intensiver Film über eine große weibliche Persönlichkeit. Die schöne Lee Miller war zunächst Model und Muse der Pariser Bohème, bevor sie mit ihrer großen Liebe, dem Kunsthändler Roland Penrose, nach London ging. Dort begann sie, für die britische Vogue zu arbeiten. „Ich mache lieber ein Bild, als eins zu sein.“ Aber sehr rasch fotografierte sie nicht mehr die Schönen und Kreativen ihrer Welt, sondern kämpfte darum, an die Front zu gehen, Kriegsreporterin sein zu dürfen. Für Frauen ist das bis heute eigentlich kein Job, damals hatten sie totales Berufsverbot. Miller erreichte es dennoch.

Die aktuelle September/Oktober-EMMA gibt es als Print-Heft oder als eMagazin im www.emma.de/shop
Die aktuelle September/Oktober-EMMA gibt es als Print-Heft oder als eMagazin im www.emma.de/shop

Sie überlebte nur knapp die Befreiung von Saint-Malo im Kugelhagel und begab sich im Jeep mit einem Kollegen in das zerstörte Deutschland. Oft war sie die Erste. Ihre Fotos in den Trümmern von Köln sind so unvergessen wie die der Menschen in den befreiten KZs Dachau und Buchenwald. Da waren die Nazi-Schergen zwar inzwischen verjagt, aber das Elend und Sterben ging weiter. Immer stehen die Menschen auf Millers Fotos im Mittelpunkt.

Skandal machte ein Foto der Fotografin in der Badewanne von Hitlers verlassener Münchner Wohnung. Nach dem Ende ihrer Reise durch das Grauen kehrt Miller zurück nach London, heiratet und bekommt ein Kind. Doch was sie gesehen hat, lässt sie nicht los. Und da ist noch etwas, was sie nicht loslässt: ihr sexueller Missbrauch im Alter von sieben Jahren – und, noch schlimmer, dass die Mutter ihr verbot, darüber zu reden, weil sie sich schämte.

„Glaubt es!“ betitelte Miller ihre Bilder aus dem Grauen. Die wollte zunächst niemand drucken. Man wollte nichts davon wissen, endlich „nach vorne schauen“. Die Qualität von Millers Fotografien haben das Jahrhundert überdauert – und die Präsenz von Winslet, ihr Gesicht und ihr starker sinnlicher Körper machen die Fotografin wieder lebendig.  

„Die Fotografin“ ab dem 19.9. im Kino.

Artikel teilen
 
Zur Startseite