Leserin des Monats: Simone Danz
Simone Danz war früh klar, dass sie für viele Menschen „nicht normal“ ist. Simone ist Contergan geschädigt. 1961 in Wolfsburg geboren, gehörte sie zu den Kindern, deren Müttern in der Schwangerschaft das als bedenkenlos geltende Schlafmittel empfohlen wurde, auch als viele Ärzte bereits ahnten oder wussten, dass es bedenklich war.
Doch Simone wurde trotzdem kein Kind von Traurigkeit. Weitermachen und Nicht-Aufgeben sind ihre Stärken. Heute ist sie Professorin für Pädagogik und Heilpädagogik in Ludwigsburg und lebt glücklich mit ihrer Frau zusammen.
Was war dein erstes Mal mit EMMA?
1979 bin ich mit 18 zusammen mit meinen Freundinnen gegen den Paragrafen 218 auf die Straße gegangen. Gute Freundinnen von mir mussten einen Abbruch machen und waren in einer Notlage. Damals waren EMMA und Alice quasi unser Sprachrohr. Ich habe alles von ihr verschlungen. Der Zusammenhalt unter uns Frauen war groß. Diese Solidarität vermisse ich heute oft unter den Frauen. EMMA ist Pflichtlektüre geblieben.
Und was hat EMMA, was andere nicht haben?
Die EMMA liefert mir Infos, die ich woanders gar nicht bekomme. Und das mit einer Haltung und Deutlichkeit, die einzigartig ist. Früher habe ich auch noch die Courage gelesen, aber die EMMA war immer viel besser gemacht. Durch Zufall bin ich sogar einmal in einer Zeichnung von Franziska Becker gelandet.
Worüber würdest du in EMMA gerne mehr lesen?
Ein Thema, das mich gerade sehr umtreibt, ist die Transgender-Debatte. Ich sehe mit Schrecken, welch große Rolle der Körper plötzlich wieder spielt und wie Frauen durch vermeintliche Toleranz verdrängt werden. Unter meinen Studentinnen sind viele junge Frauen, die nicht den angesagten Idealvorstellungen von einer Frau entsprechen und zunehmend an ihrem Geschlecht zweifeln.
Hat EMMA dein Leben beeinflusst?
Ja, sehr sogar. EMMA bestärkt mich in meiner Haltung zu vielen Dingen. Ich bin durch und durch Feministin. Meine Frau übrigens auch. Wenn die neue EMMA rauskommt, verschwindet meine Frau eine Weile mit ihr. Insofern beeinflusst die EMMA mein Leben sogar ganz real.
Und was wolltest du uns, den EMMAs, immer schon mal sagen?
Das neue Cover gefällt mir nicht ganz so gut wie das alte. Ich vermisse das Frauenzeichen. Ansonsten: Bleibt sichtbar! Bleibt unbequem!