Von Insta in die Magersucht
Louisa, wie bist du Influencerin geworden?
Ich habe nach meinem Abi im Unternehmen meines Vaters eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation gemacht, weil ich keine Lust hatte, zu studieren. Ich wollte lieber arbeiten und schnell Geld verdienen. In dieser Zeit wurde Instagram in Deutschland ziemlich hip. Ich habe mich damals in meinem Körper sehr unwohl gefühlt und hab mich im August 2013 dort angemeldet. Ich habe Tipps und Übungen gesucht, um abzunehmen. Dann habe ich selbst Bilder von mir gepostet und immer mehr Leute sind auf mich aufmerksam geworden und sind mir gefolgt.
Was genau hast du da gepostet?
Ich habe die Leute durch meinen Tag mitgenommen und gezeigt, wie ich abnehme: mein Essen, Fitness-Übungen, Sport-Outfits. Und das war für mich irgendwann wie eine Droge. Je mehr Likes ich bekommen habe, weil ich wieder ein bisschen dünner geworden war, desto mehr hat es mich angespornt, noch mehr Fitness zu machen, mich noch mehr zu optimieren. Denn Aufmerksamkeit war ja das, was ich eigentlich haben wollte. Ich wollte ja abnehmen, weil ich mich nicht hübsch gefühlt habe und kein richtiges Selbstbewusstsein hatte. Das habe ich mir durch Instagram geholt.
War dir klar, dass du als Influencerin ein Vorbild für Mädchen bist, die eventuell auch in eine Essstörung kippen könnten?
Nein, damals überhaupt nicht. Da habe ich mich nur mit mir selbst beschäftigt und auch alle negative Kritik total ignoriert. Ich habe mir null Gedanken darüber gemacht, dass ich mit so einer Reichweite Verantwortung trage und dass ich damit auch andere Mädchen – oder auch Jungs – beeinflussen kann.
Ab wann fühlte sich das nicht mehr gut an?
Ich habe irgendwann nur noch 46 Kilo gewogen. Ich hatte immer öfter Kopfschmerzen und bin beim Sport ein paarmal umgekippt. Es stellte sich heraus, dass ich ein Loch in der Herzklappe hatte. Das hatte ich auch schon vorher, aber durch diesen exzessiven Sport ist es schnell größer geworden. Etwa drei Wochen später wurde ich dann operiert. Und so eine OP am Herzen macht natürlich was mit einem – körperlich, aber auch emotional. Das war der Wendepunkt in meinem Leben.