Meine Geschichte

Ein Virus grassiert

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Wir Frauen um die 50 sind bestens gebildet und schon lange in unseren Berufen tätig. Wir sind witzig, in bester körperlicher Verfassung und gestandene, gereifte Persönlichkeiten. Dann kommt der Wechsel. Wir werden müde. Kinder, der Beruf, die Sorge um unsere Eltern und die körperlichen Veränderungen machen uns zu schaffen. Die Beziehungen verlieren an Schwung und der Alltag frisst uns auf. Das ist der Punkt, an dem die Männer verschwinden. Meist tun sie das überlappend.

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Unsere Nachfolgerinnen stehen schon parat. Kein Wunder, unsere Männer sind wie wir: witzig, gebildet und beruflich erfolgreich. Unsere Nachfolgerinnen sind 30–35 und gerade am Beginn ihrer Lebensplanung, sie geben den Männern Schwung und Elan. Wir verlassenen Frauen treffen weiterhin FreundInnen, üben unsere Berufe aus – die Schuldgefühle der Männer halten sich also in Grenzen. Fad ist unseren Männern halt geworden in den Niederungen des Alltags. Aber mit neuer junger Freundin ist das Leben jetzt nicht mehr langweilig.

Es ist ihnen halt fad geworden.

Wieso tun das die Männer? Ganz einfach, weil sie es tun können. Ihr Verhalten ist gesellschaftlich akzeptiert und junge Frauen sind für sie verfügbar. Und die Kinder? Die bleiben bei uns Frauen, so wie es immer war. Wir ermöglichen unseren Kindern selbstverständlich den Kontakt zum Vater. Die tagtägliche Arbeit bleibt uns, natürlich. Und wenn die Kleinen allzusehr unter den Umständen leiden, gehen wir zu Kinderpsychologen.

Wer aber hilft uns in der schwierigen Zeit? Unsere Freundinnen! Sie sind immer für uns da, wenn wir sie brauchen. Meine Freundin Barbara hab ich schon gekannt, da war meine Tochter noch nicht einmal geboren.

Ich habe die Erfahrung gemacht: Männer kommen und gehen – die Freundinnen bleiben ein Leben lang.

Daniela Bartsch, 50, Wien

 

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