Wissenschaftler schlagen Alarm!
Fünf Wochen ist es her, dass 100 deutsche WissenschaftlerInnen, MedizinerInnen und PsychologInnen die Medien wegen ihrer einseitigen und oft unsachgemäßen Berichterstattung zum Thema Transsexualität kritisiert hatten. Sie hatten die Medien zu einer „faktenbasierten Darstellung biologischer Sachverhalte nach dem Stand von Forschung und Wissenschaft“ aufgefordert.
Jetzt legen MedizinerInnen aus acht Ländern nach. „Wir, Wissenschaftler, Mediziner, Psychologen, Pädagogen und Vertreter anderer Professionen aus Europa, rufen die öffentlich-rechtlichen und privaten Medien unserer Länder dazu auf, in ihrer Berichterstattung zum Thema Geschlecht und Geschlechtsdysphorie (bzw. Transsexualität) seriöse Studien und wissenschaftlich belegte Fakten korrekt und wahrheitsgemäß darzustellen“, heißt es in dem „Europäischen Manifest“.
Und weiter: „Derzeit gibt es zu viele Sendungen und Berichte, in denen Forderungen von Transaktivisten unhinterfragt und oft ohne jede Objektivität wiedergegeben werden. Kritische Wissenschaftler haben in diesen Sendungen entweder gar keinen Platz oder sie werden öffentlich desavouiert, bevor die Debatte überhaupt begonnen hat.“ Fazit: „Wir fordern die Fernseh- und Radiosender sowie die Printmedien auf, die Vielfalt der Standpunkte zum Thema zu repräsentieren sowie auch, die wissenschaftlich belegten Fakten zum Thema Geschlechtsdysphorie und Transsexualität angemessen darzustellen.“
Derart schwerwiegende und irreversible Entscheidungen bei Jugendlichen müssen sehr genau hinterfragt werden
Initiatorinnen des Manifests sind die französische Psychologie-Professorin Céline Masson und Caroline Eliacheff, eine der bekanntesten Psychoanalytikerinnen Frankreichs (Foto). Masson und Eliacheff haben die Initiative „La Petite Sirène“ gegründet, ein Netzwerk aus (Kinder)PsychologInnen, SoziologInnen, JuristInnen und anderen , die erklären: „Wir sind der Ansicht, dass derart schwerwiegende und irreversible Entscheidungen (wie eine Transition bei Kindern und Jugendlichen, Anm. d.Verf.) sehr genau hinterfragt werden müssen.“ Andernfalls seien die Folgen dramatisch: "Die Frühmedikalisierung wird ausgeweitet, obwohl die Zahl der sogenannten Detransitioner stetig wächst. Von diesen betroffenen jungen Menschen, die oft schwer an den körperlichen Folgen ihrer Transition leiden, beklagen immer mehr die Leichtfertigkeit, mit der sie von Ärzten behandelt wurden."
Dieser Ansicht sind auch die UnterzeichnerInnen des Europäischen Manifests: 140 MedizinerInnen, KinderpsychologInnen, ProfessorInnen für Genetik oder Gynäkologie, Philosophinnen und Psychoanalytiker aus Frankreich, Belgien, Deutschland, der Schweiz, Großbritannien sowie Schweden, Norwegen und Finnland.
Darunter die französische Philosophin und Feministin Elisabeth Badinter und gleich mehrere PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, die die britische Tavistock-Klinik aus Protest gegen die aus ihrer Sicht fahrlässigen Behandlungen von Kindern und Jugendlichen verlassen haben. Eine dieser Jugendlichen ist die inzwischen 23-jährige Keira Bell, die die Gender-Klinik verklagt hat, weil sie eine Hormonbehandlung eingeleitet hatte, ohne die angebliche Transsexualität der 16-Jährigen angemessen zu hinterfragen. Für Deutschland sind drei der fünf VerfasserInnen des deutschen Aufrufs an die Medien dabei, sowie zahlreiche PsychologInnen und BiologInnen. Auch die Eltern-Initiative „Trans Teens Sorge berechtigt“ hat unterzeichnet, ebenso die Sprecherin der „LGB Alliance“.
Die Académie Nationale de Médicine warnt vor einer "Überdiagnose" bei Jugendlichen und mahnt "größte Vorsicht" an
Das Manifest erscheint einige Wochen, nachdem in Frankreich die „Académie Nationale de Médicine“ ebenfalls vor der leichtfertigen Medikalisierung Jugendlicher gewarnt hat. Es handle sich um ein „Phänomen epidemischen Ausmaßes“. Die Akademie warnte vor dem Risiko der „Überdiagnose“, weshalb bei der Gabe von Pubertätsblockern und Hormonen „größte Vorsicht“ herrschen und die Phase der psychologischen Betreuung so lang wie möglich ausgeweitet werden sollte.
Angesichts der immer lauter werdenden Wortmeldungen von WissenschaftlerInnen mutet es immer merkwürdiger an, dass sämtliche Kritik am von der Ampel-Koalition geplanten „Selbstbestimmungsgesetz“ als „unwissenschaftlich“ diskreditiert wird. Auch der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann wehrt jede inhaltliche Auseinandersetzung über die Folgen eines solchen Gesetzes damit ab, dass er die Kritik als „unwissenschaftlich“ abtut und darüber hinaus KritikerInnen -MedizinerInnen, Eltern-Initiativen oder auch Transmenschen selbst – als „transfeindlich“ oder gar „menschenfeindlich“ beschimpft.
Der Queer-Beauftragte Lehmann und auch Bundesfrauenministerin Lisa Paus, die bei der Präsentation der Eckpunkte des Selbstbestimmungsgesetzes am 30. Juni keinerlei Kenntnisse der alarmierenden Studienlage zu haben schien, täten gut daran, die immer lauter werdenden Alarmrufe ernstzunehmen. Alles andere wäre nicht nur „unwissenschaftlich“, sondern: wissenschaftsfeindlich.
Das Europäische Manifest kann hier unterzeichnet werden.