Alice Schwarzer schreibt

Operations-Plan Deutschland

(V.li) General Carsten Breuer, Verteidigungsminister Boris Pistorius und Generalmajor André Bodemann beim Appell. - Foto: IMAGO
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Weiß das eigentlich jede Bürgerin, jeder Bürger? Deutschland bereitet sich gerade aktiv auf den Krieg vor, auch innerhalb unseres Landes. Im Auftrag des Innenministeriums erstellte Generalleutnant André Bodemann gemeinsam mit 150 Experten (das Binnen-I können wir uns hier wohl weitgehend sparen) in den vergangenen zwölf Monaten einen „Operationsplan Deutschland“. Dabei geht es um die „Zivilverteidigung“. Denn, so der von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) befragte Generalleutnant: „Das kann die Bundeswehr allein nicht (stemmen), deswegen brauchen wir die Unterstützung der zivilen Seite.“

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Zum Beispiel für den Fall, „dass sich etwa eine US-Division durch Deutschland in Richtung Osten bewegt, Tausende Fahrzeuge, Tausende Soldaten. Dann müssen die verpflegt werden.“ Von Deutschen, wem sonst. „Wir brauchen dann maximale zivile Leistungserbringung.“

Sollen wir schon mal Kaffee kochen für die gen Osten ziehenden US-Soldaten?

Sollen wir schon mal Kaffee kochen und Winken üben für die gen Osten ziehenden US-Soldaten? Die Unseren sind derweil, sagt der General, ja schon längst an der Front gebunden“.

Die 1.000 Seiten des Generals werden demnächst veröffentlicht. Nicht vollständig, klar. Es wird ein „Erklärstück“ geben. Darin wird man uns, dem Volk, erklären, wie wir uns in Kriegszeiten zu verhalten haben. Kein Scherz.

Das Volk kennt das schon aus dem Ersten Weltkrieg, 1914-1918. Da hat es in überwältigender Mehrheit jubelnd mitgemacht. Selbst meine doch später so friedliebende Großmutter gab „Gold für Eisen“, ihren Jungmädchenschmuck für die Kriegskasse. Und mein damals 19-jähriger, doch so sensibler Großvater wollte „allen Franzosen in die roten Hosen schießen“. Resultat: 17 Millionen Tote, darunter 2 Millionen deutsche Soldaten und die toten ZivilistInnen. Für nichts.

Und dann der Zweite Weltkrieg, 1939-1945. Auch da machte die Zivilbevölkerung überwiegend mit, während die Soldaten an der Front verreckten. Resultat: 70 Millionen Tote, darunter über 8 Millionen Deutsche. 5,7 Millionen Soldaten, 2,3 Millionen ZivilistInnen und 165.000 in den KZs.

Im "Erklärstück" erfährt das Volk, wie es sich in Kriegszeiten zu verhalten hat.

Und nun bereiten wir uns also diszipliniert auf den Dritten Weltkrieg vor? Im Ernst?

Der ist, sagt der General, nicht nur eine gesamtstaatliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Stichwort: „Operationsplan Deutschland“. Der General freut sich schon „auf die tolle Aufgabe“ und darüber, dass er bisher überall nur auf Zustimmung gestoßen ist. Bei den „16 Bundesländern und allen Bundesressorts“. Und auch bei den „Blaulichtorganisationen, vom Roten Kreuz bis zur Polizei“. Ebenso bei zivilen Unternehmen, „ob das nun der Hamburger Hafen ist, die Telekom oder die Deutsche Bahn“. Sie alle „rennen mir die Türe ein“. Hurra, endlich wieder Krieg!

„Es kommt am Ende auch auf jeden einzelnen Bürger, jede einzelne Bürgerin an“, sagt Generalleutnant Bodemann. Das stimmt.

Es kommt auf jede und jeden an. Fordert jetzt Friedensverhandlungen! Sofort! Denn längst geht es nicht mehr nur um das Leben der Anderen, sondern auch um unser eigenes Leben.

ALICE SCHWARZER

24. April 2024. Die bisher geheime „Operation Deutschland“ läuft schon auf vollen Touren. Ein vertiefendes Interview mit Brigadegeneral Bernd Stöckmann in der FAZ präzisiert die Operation am Beispiel des Bundeslandes Hessen. Dazu benötigt der General jetzt etwa 1.000 freiwillige Reservisten. Nach seiner Aussage haben sich bereits ca. 2.500 allein in Hessen gemeldet. Und nicht nur junge Männer, sondern auch solche „zwischen 40 und 50“. Darunter Männer, die bisher gar nicht bei der Bundeswehr waren. Von Soldatinnen ist nicht mehr die Rede.

Ergänzt am 26. April 2024

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Interview mit Generalleutnant Bodemann in der FAZ; Interview mit Brigadegeneral Stöckmann in der FAZ

Hier das "Manifest für Frieden" unterzeichnen

 

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