Oxfam-Skandal: Kein Einzelfall
“Schockierend, beschämend und inakzeptabel” hat der Botschafter von Haiti das genannt, was sieben Oxfam-Mitarbeiter nach dem Erdbeben in Haiti veranstaltet hatten: In eine von Oxfam-Geldern gemieteten Villa ließen sie sich “Prostituierte” kommen, darunter offenbar minderjährige Mädchen, und nannten das ganze “Frischfleisch-Grillpartys”. Im Tschad hat sich Ähnliches zugetragen.
Die Empörung darüber ist groß, zurecht. Allerdings: Was jetzt als großer Skandal gehandelt wird, ist in Wirklichkeit bei Entwicklungshilfe-Organisationen gang und gäbe. Schlimmer noch: “Wir wissen, dass viele ‘Sex-Märkte’ in Ländern wie den Philippinen überhaupt nur existieren, weil Militär und sogenannte Peacekeepers dort stationiert sind”, weiß die britische Journalistin Julie Bindel aus eigener Anschauung.
“1999, als ich meine erste Reise in den Kosovo unternahm, erzählte mir mein Fahrer, dass eine ganze Reihe Bordelle in der Nähe von Entwicklungshilfe-Organisationen einschließlich der UN aufgemacht hätten, weil so viele Entwicklungshelfer Freier sind.” Das berichtet Bindel im Independent unter dem Titel: “Die Prostitutions-Vorwürfe um Oxfam überraschen mich überhaupt nicht. Ich habe all das in der Entwicklungshilfe in der ganzen Welt gesehen.”
Bindel, die vor kurzem das Buch “The Pimping of Prostitution” veröffentlichte, greift auch die Pro-Prostitutions-Lobby scharf an. Denn die reagiert auf die erschütternden Schilderungen nur mit einem Schulterzucken. So what?
“Gerade als ich dachte, meine Meinung über die Pro-Prostitution-Lobby könnte nicht mehr schlimmer ausfallen, entdeckte ich einen Tweet über den Oxfam-Skandal: ‘Sex von Professionellen zu kaufen, ist kein sexuelles Fehlverhalten. Die Frauen in Haiti werden glücklich darüber gewesen sein, dass sie diese Sexarbeit machen konnten.'”
Bindel antwortet darauf mit einem Satz von Rachel Moran. Die irische Aktivistin und Buchautorin, die selbst mit 15 in die Prostitution geriet, konterte auf den Einwurf, Prostitution in armen Ländern verschaffe den mittellosen Frauen schließlich ein Einkommen: “Würden Sie nicht sagen, dass das, was sie einer hungrigen Frau in den Mund stecken sollten, Essen ist und nicht Ihren Schwanz?”
Hier den ganzen Artikel von Julie Bindel im Independant lesen.