Paris: 50.000 Frauen auf der Straße
Die Frauen und Familien, die am Samstagnachmittag ins edle Pariser Opera-Viertel zum Shoppen gekommen waren, staunten nicht schlecht: Über den Boulevard de l’Opéra wogte ihnen eine Flut in Lila entgegen. Etwa 50.000 Frauen, darunter viele Männer, marschierten über die Prachtavenue Richtung Place de la République. NousToutes (Wir alle) stand auf ihren Schildern. Und auf den Banderolen: “Stop aux violences sexistes et sexuelles“ (Schluss mit der sexistischen und sexuellen Gewalt!)
Mitten unter ihnen eine Frau im Rollstuhl (berichtet der Figaro). Sie hält ein Schild hoch, auf dem steht: “Als ich ihn verlassen habe, hat er gesagt: Dich mit deinen Rollen will sowieso niemand.“ Daneben eine junge Frau mit einem selbstgemalten Schild: “Ich kriege nur ein Kind, wenn ich will!“ Und immer wieder: "Keine Frau ist verantwortlich für die Gewalt, die sie erleidet." Oder:“ Stoppt die Vergewaltigung!“ Und: „Es reicht!“ Ein junger Mann in der ersten Reihe fordert: „Quetschen wir den Machos die Eier ab!“
Die PassantInnen bleiben stehen, staunen, nicken, rufen Zustimmendes. Nur sehr wenige Polizisten sind zu sehen. Sie sind auch nicht nötig. Die Stimmung ist friedlich bis heiter. Manche Frauen singen, feministische Kampflieder aus den 70ern oder umgedichtete Popsongs von heute.
Die größte Frauendemo,
die es je in Frankreich gab!
Aufgerufen zu dem Marsch hatten quasi alle feministischen Organisationen und Institutionen: Von den „Chiennes de garde“ (Wachhündinnen) über die Frauenhäuser bis hin zu Initiativen für den Ausstieg aus der Prostitution. Plus Hunderte von Juristinnen und Journalistinnen, namentlich!
Erfahrene Feministinnen sprechen von der „größten Frauendemo, die es je in Frankreich gegeben hat“. Und sie haben wohl recht. Dennoch berichten die französischen Medien nur wenig darüber, von den internationalen ganz zu schweigen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit eher auf die gleichzeitig auf den Champs Elysée laufenden Proteste der „gelben Westen“. Bei diesen populistischen Basisprotesten, die gegen Macrons Sparpolitik und die hohen Benzinpreise protestieren, war die Stimmung ganz anders: aggressive Parolen, Steine, Tränengas, Wasserwerfer.
Für die Organisation des Protestes der Französinnen am Vortag des „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ haben die feministischen Organisatorinnen diesmal alle internen Differenzen überwunden. Diese Gemeinsamkeit hat sie stark gemacht. Wie dürfen gespannt sein, wie es weitergeht.
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