Pascha des Monats: Benjamin Lebert

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Es war einmal ein sensibler Junge, der mit 16 über sein Internatsleben ein Buch schrieb, das er "Crazy" nannte, und das viele, auch wir, ein anrührendes und authentisches Debut fanden. Doch der Junge hatte Pech. Er wurde zur "Stimme seiner Generation" gehypt, hatte eine Millionen-Auflage und bekam einen Millionen-Vorschuss - für sein nächstes Buch. Was ihn erstmal für vier Jahre verstummen ließ. Jetzt legt der inzwischen 21-Jährige eine zweite Erzählung vor, Titel: "Der Vogel ist ein Rabe". Und er hat wieder Pech. Die Väter stürzen sich auf ihn (er kommt auch noch aus einer gut vernetzten Journalisten-Familie), stöbern ihn in seiner Freiburger Wohnung auf; interviewen ihn, obwohl sie sein "Buch noch nicht gelesen haben" (118 großbedruckte Seiten), weil sie sich eh "für andere Sachen" interessieren; und er macht Geständnisse, die niemanden etwas angehen. Die Väter scheinen begeistert von diesem Sohn. Und das hat nun eben doch auch etwas mit dem Inhalt des Buches zu tun: Zwei Fremde treffen sich in einem Zug (ja, Highsmith lässt grüßen), der eine schwafelt die ganze Nacht über sein Chaos-Leben in München und seine Bums-Fantasien. Der andere schweigt - und handelt. Er wird am Ende der Zufahrt am Bahnhof Zoo festgenommen werden, denn er hat Mandy erwürgt: die Prostituierte, die er liebt, die aber eine Schlampe war. Richtig, ein vielstrapaziertes Motiv von vorgestern. Aber so erzählt, als hätte der Junge den Prostituiertenmörder gerade erfunden. Eins zu eins. Distanzlos. Selbstmitleidig. Es war einmal...

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