Pascha: Peter Sloterdijk, Philosoph
Er wuchs bei einer alleinerziehenden Mutter mit Schwester auf, der Vater war ein abwesender Fernfahrer. Also hat er sich für die Frauenbewegung interessiert, in deren Zentrum einst das Verhältnis von „Sexualität und Macht“ stand. Damals. Heute ist auch der Berufsphilosoph anders drauf. Er veröffentlichte gerade seinen zweiten Roman: „Das Schelling-Projekt“. Im Zentrum: die Sexualität, vornehmlich die weibliche. Sechs Forscherinnen korrespondieren über „die biosozialen Prämissen des weiblichen Sexualerlebens“ seit der Steinzeit. Für das Thema scheinen sich vornehmlich Männer im reiferen Alter zuständig zu halten. Und so schwadroniert auch der 69-jährige Sloterdijk munter los. Seine fiktiven Korrespondentinnen heißen Desirée zur Lippe, Beatrice von Freygel und Agneta Stutensee – und so treiben sie es auch. Die eine „tropfte wie ein Kieslaster“ bei der Gruppenvergewaltigung durch vier bulgarische Möbelpacker und versichert: „Ich gönnte den Anwesenden, dass sie wussten, es würden später keine Briefe vom Anwalt kommen.“ Eben nicht wie im Fall der Spaßbremse Gina-Lisa, wie der Autor in einem seiner zahllosen Interviews zu seinem „erotischen Briefroman“ präzisiert. Einziger Mehrwert der Lektüre: Dieser und jener kleine Nebengedanke. Zum Beispiel der über die „Rachsucht“ der Frauen, die zu ihrer Lustlosigkeit führe. Okay. Nur: Woher kommt sie, die Rachsucht, Herr Philosoph?