Periode: Das Ende des Schweigens!
Jahrzehnte, ach, Jahrhunderte kam sie jeden Monat und kam doch nicht wirklich vor: Die Periode. Blut, Ekel, Scham – das sind die vornehmlichen Gefühle, die Frauen mit der Monatsblutung assoziieren. Und: Schweigen! Hast du mal nen Tampon? Flüster, Flüster. Welche Frau hat diesen als peinlich empfundenen Moment noch nicht erlebt - in der Schule, an der Uni, im Büro, an der Bar?
Zu viel für Instagram: Blut an der Hose und auf dem Laken.
Es ist natürlich reichlich perfide, dass wir einerseits fruchtbare und aufopferungsvolle Übermütter sein sollen - und ausgerechnet der Körpervorgang, der dafür unerlässlich ist, so wahnsinnig tabuisiert ist; ja, sogar als „schmutzig“ gilt. Und so quälen sich die Frauen Monat für Monat durch die buchstäblich verkrampften Tage. Nicht selten mit einer ordentlichen Dosis Schmerzmittel.
Gegen diese Tabuisierung regt sich allerdings Protest. Perioden-Protest! Schon 2013 hatte die Designerin Petra Collins für die ultrahippe Bekleidungsfirma „American Apparel“ ein T-Shirt designt. Motiv: Eine riesige, krausig behaarte Comic-Vagina, an der eine Hand rumfummelt und aus der (pinkes) Blut läuft. Das Bild reichte aus, um on- wie offline gewohnte Reaktionen zu provozieren, meistens von Männern: E-K-E-L-H-A-F-T! Klar, mit den Photoshop-verstümmelten Muschis in Erotik-Magazinen hatte dieses T-Shirt wahrlich nichts zu tun.
Noch größer war die Empörung, als die kanadische Fotografin Rupi Kaur zwei Jahre später auf Instagram ein Foto veröffentlichte, auf dem eine Frau mit dem Rücken zu uns liegt. Erst beim zweiten Blick entdeckt die Betrachterin das wichtigste Detail: Blutflecken auf der Hose und auf dem Laken. Joa, so ist das, wenn blöderweise der Tampon überläuft, dachte sich da so manche. Alptraum!
Die Macher der Plattform Instagram aber dachten: Bäh, das geht ja gar nicht! Und löschten das Bild prompt. Das ließ die Fotografin nicht auf sich sitzen und machte die Löschung öffentlich. Die Empörung über Instagrams Zensur war so groß, dass sich der zu Facebook gehörende Konzern entschuldigte. Bemerkenswert ist aber nicht nur dieser öffentliche Schlagabtausch à la David gegen Goliath. Sondern auch, dass eine Fotografin das „Ekelthema“ Monatsblutung überhaupt so offensiv zum Thema macht.
Im jahr 2015 lief auch die M.i.a.-Schlagzeugerin Kiran Gandhi ohne Tampon den London-Marathon. Schließlich hatte sie monatelang trainiert und ausgerechnet an ihrem großen Tag wachte sie mit Unterleibskrämpfen auf. Sie wollte 1. keinen Ärger mit dem unbequemen Tampon. Und sie wollte 2. das Tabu Tage brechen. Die Fotos der blut-befleckten aber triumphierenden Harvard-Absolventin, die in Mumbai und New York aufgewachsen ist, gingen um die Welt. Gandhi: „Ich rannte mit dem Blut, das meine Beine hinunterlief, für meine Schwestern, die keinen Zugang zu Tampons haben! Für Schwestern, die ihre Periode trotz Krämpfen und Schmerzen verstecken und so tun, als ob sie nicht existierte!“
Zu viel für einige Männer: Eine Comic-Vulva mit pinkem Blut.
Milliarden Mädchen haben weltweit keinen Zugang zu Tampons oder Binden. Stattdessen benutzen sie alte Fetzen oder Laub, verlassen oft tagelang das Haus nicht, gehen nicht in die Schule und nicht zur Arbeit. In Regionen, in denen Aufklärung schlicht nicht stattfindet, denken Mädchen, die Menstruation sei eine Krankheit.
Auf diesen Missstand macht jährlich der „Menstrual Hygiene Day“ am 28. Mai aufmerksam – der Tag für die Menstruationshygiene. Initiiert von der NGO „Wash United“, die sich auch für die Sanitärversorgung in Entwicklungsländern einsetzt. Unter dem Hashtag #MenstruationMatters läuft die Debatte auf Twitter.
Alexandra Eul
PS Wir werden in der nächste EMMA weiter berichten. Über das Tabuthema Tage und die Perioden-Proteste. Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt uns an redaktion(a)emma.de