Pionierarbeit: FMTvisuell geht online!
Am 8. März 2013 geht der FrauenMediaTurm mit FMTvisuell an den Start. Das heißt, zu den rund 60.000 verschlagworteten Texten kommen etwa 8.000 visuelle Dokumente: Fotos, Flugblätter, Plakate, die nach Namen und Schlagwörtern recherchierbar sind. Das ist für ein politisches Archiv und Dokumentationszentrum ein bisher einmaliger Schritt. Recherchiert werden können im FrauenMediaTurm online und vor Ort also ab sofort nicht nur Texte, sondern auch Bilder.
Grund: Wir leben in einem visuellen Zeitalter. Und Bilder sagen oft mehr als Texte. Mit Bildern wird Politik gemacht. Bilder von unbequemen Frauen zum Beispiel sind häufig entweder gar nicht auffindbar, oder (historisch) nur im Greisinnenalter bzw. (aktuell) manipuliert: von unten aufgenommen, verzerrt, in einem Zwischenmoment etc. Dem setzt der FMT jetzt faire Bilder von feministisch relevanten Menschen und Ereignissen entgegen.
Schon das Aufspüren und Auswählen dieser Bilder war eine wahre Pionierarbeit. Und es geht weiter. Das vom Bundeswissenschaftsministerium geförderte Projekt läuft seit sechs Jahren und wird in den kommenden Jahren laufend ergänzt und aktualisiert. Anklickbar sind sowohl Darstellungen und Fotos von den frühen Frauenrechtlerinnen (von Christine de Pizan bis Hedwig Dohm), wie auch von wichtigen Ereignissen der Frauengeschichte. Wie Suffragettenmärsche oder der Märtyrertod von Emily Davison, die sich am 4. Juni 1913 bei einem Pferderennen in London auf die Rennbahn vor die Hufe des Pferdes des Königs warf, um so gegen die Verweigerung des Wahlrechts für Frauen zu demonstrieren.
Dabei sind auch und vor allem aktuelle Fotos in FMTvisuell: die Pionierinnen des 20. und 21. Jahrhunderts in allen gesellschaftlichen Bereichen, bis hin zur Kanzlerin.
Bereits im Sommer 2009 hatte der FMT im Zuge des Projektes FMTvisuell ein Symposium und eine Ausstellung veranstaltet. Auf dem Symposium, eingeleitet von (Ex)Bundesbildungsministerin Annette Schavan, sprachen Referentinnen über die bildliche Darstellung von Frauen; Frauen, die aus eigener Erfahrung oder aus ihrer Forschung nur zu genau wissen, welche Bedeutung Bilder haben: von Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard bis hin zur Medienwissenschaftlerin Christina Holtz-Bacha.
Gleichzeitig waren im Turm 25 überlebensgroße Exponate von Wissenschaftlerinnen ausgestellt, die diesmal nicht dargestellt waren wie die Assistentin vom Professor oder die graumäusige Forscherin. Die Fotografin Bettina Flitner hatte ihren „anderen“ Blick auf die Forscherinnen gerichtet – und sie als die aufregenden, vitalen Frauen abgebildet, die sie sind und sein müssen, wenn sie wahre Pionierinnen in der Forschung sind. Die Porträts erschienen später in dem Buch: „Frauen, die forschen“. Und die Ausstellungsexponate touren seither durch Museen und Bildungsorte und sind immer wieder Anlass für lebhafte Diskussionen.
FMTvisuell versteht sich bei der Dokumentation der Fotos als Mittlerin: Mittlerin zwischen den an den Fotos Interessierten, in Medien wie Forschung, und den FotografInnen bzw. RechteinhaberInnen. Der FMT konnte diese Pionierarbeit nur stemmen dank der Kooperation mit FotografInnen und der Zusammenarbeit mit namhaften Archiven und Agenturen: von der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ bis hin zu Fotoagenturen wie „laif“ und „Ostkreuz“ (Auf www.frauenmediaturm.de mehr dazu).
Die Geschichte der Frauen ist geprägt vom Vergessen und Manipulieren. Von nun an hält der FrauenMediaTurm nicht nur mit Texten, sondern auch mit Bildern dagegen. Denn Geschichte vermittelt sich nicht nur mit Worten, sondern auch – und vielleicht vor allem – mit Bildern. Jetzt kann im FMT die Geschichte und Gegenwart der Frauen auch bildhaft erlebt werden.