"Prix Beauvoir" geht an #stopfisha
Schon mit 17 hatte sie einen Protest organisiert, um auf die sexistischen Sprüche und sexuellen Übergriffe aufmerksam zu machen, denen Mädchen an der Schule ausgesetzt sind. Das machte Schlagzeilen.
Im Jahr 2020 initiierte Shanley Clemot McLaren die Initiative #StopFisha gegen „Cybersexismus“. Während Corona stieg die Zahl der Belästigungen von Mädchen im Internet auch in Frankreich sprunghaft an, häufig posteten die Täter Namen, Adresse und (Nackt)Fotos der Opfer. „Fisha“ lautete das Slangwort in Frankreich dafür, von „afficher“ (= plakatieren).
Nicht nur in Frankreich stieg die Zahl der Belästigungnen im Netz sprunghaft an
Shanley und ihre Mistreiterinnen unterstützen Opfer bei der Anzeige, leisten psychologische Hilfe und kämpfen für bessere Gesetze gegen Cyberkriminalität. Denn: „Le Cybersexisme tue“ – Cybersexismus tötet!
Für ihr Engagement wurde die Politik-Studentin von den Vereinten Nationen als „Young Activist of the Year“ ausgezeichnet. Und nun mit dem "Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes", den Shanley - und mit ihr das gesamte Kollektiv #Stopficha - am 9. Januar in Paris verliehen bekam (pünktlich zu Beauvoirs 107. Geburtstag).
Der Prix Beauvoir wurde 2008 zum ersten Mal vergeben, bisherige Preisträgerinnen sind u.a. die pakistanische Aktivistin Malala Youzafzai oder die türkische Schriftstellerin Asli Erdogan, aber auch Kampagnen wie "One Billion Rising". In der Jury sind u.a. Beauvoirs Lebensgefährtin Sylvie Le Bon de Beauvoir und Alice Schwarzer.
Shanley Clemot McLaren: "Ich wurde nicht als Feministin geboren, ich wurde es..."
"Ich wurde nicht als Feministin geboren, ich wurde es", erklärte Shanley Clemot McLaren in Anspielung auf das berühmte Beauvoir-Zitat. "Mein Feminismus ist entstanden, indem ich große Figuren wie Simone de Beauvoir, Simone Weil oder Olympe de Gouges entdeckt habe, aber auch und vor allem durch meine Freundinnen, meine Schwestern und alle Mädchen und Frauen, die meinen Alltag prägen."
Laut der UNESCO seien 58 Prozent aller Mädchen und Frauen, also fast zwei von drei, schon einmal Opfer von Cybergewalt geworden, berichtete die Preisträgerin. Auf X sei einer von 15 Tweets, der eine Frau erwähnt, missbräuchlich. 96 Prozent aller sogenannten "Deep Fakes" im Internet seien pornografisch und in 99 Prozent der Fälle, also in fast jedem, seien das Opfer ein Mädchen oder eine Frau.
Da die Plattformen auf diese Gewalt gegen Frauen nicht angemessen kritisch reagierten, "haben wir es mit einer nationalen Krise zu tun!" Um die oft sehr verzweifelten Opfer zu unterstützen, habe sie #StopFisha gegründet.
Am Ende rief die Preisträgerin ihre Mitstreiterinnen auf die Bühne, die unter großem Applaus ihre Urkunde aus der Hand von Silvie Le Bon de Beauvoir entgegennahmen.
CHANTAL LOUIS
Weiterlesen
stopfisha.org