Ask Alice!

Ask Alice! Prostitution: Ich fühle mich so hilflos…

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Liebe Vivien,

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im Grunde kennst du die Antwort: Man muss es sich „schön reden“, um es auszuhalten. Denn wenn man das ganze zu Ende denkt und fühlt, kann man doch eigentlich nur schreiend weglaufen, oder? Dir geht es ja auch zunehmend so.

Ich erinnere mich, als ich in den 70er Jahren für den „Kleinen Unterschied“, mein drittes Buch, recherchierte. Da saß ich in einem Münchner Arbeiterviertel bei einer Frau um die Vierzig am Küchentisch. Sie redete und redete. Der erste Satz war: „Ich bin glücklich!“. Ich sagte nichts und ließ sie weiterreden. Eine halbe Stunde später fing sie an zu weinen. „Was soll ich denn tun?“, schrie sie fast. „Ich habe drei Kinder, keinen Beruf, kaum Kontakte. Soll ich aus dem Fenster springen?“ So ist das. Wenn man keine Wahl hat, hat man verständlicherweise Tendenz, sich etwas vorzumachen. Sonst wäre das ja kaum auszuhalten.

Verschärfend kommt hinzu, dass man in Deutschland seit vielen Jahren die Prostitution so verharmlost, als sei sie „ein Beruf wie jeder andere“. Und dann rutscht eben auch eine Frau wie du da rein, macht das ein paar Jahre, spürt zunehmend deutlicher, wie die Seele Schaden nimmt – und kommt immer schwerer raus.

Und dann ist da ein zweites Problem, selbst für eine bewusste junge Frau wie dich, die in Berlin lebt: Es gibt hierzulande kaum Beratung und Hilfe zum Ausstieg. Selbst Projekte, die von der Politik Geld für „Ausstiegsberatung“ kassieren, verharmlosen die Realität der Prostitution und raten so manches Mal in Wahrheit zum Einstieg. Das ist eine makabere Situation.

Liebe Vivien, solltest du aussteigen wollen, melde dich bitte bei uns. Vielleicht können wir einen Rat geben.

Ich wünsche dir Kraft. Kraft zum Ausstieg!

Herzlich
Alice

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