Ende der Tabus: Es wird diskutiert!
Das hatten sich Stefan Niggemeier & Co vermutlich einfacher vorgestellt. Denn bisher liefen solche voreingenommenen Artikel gegen EMMA ja immer nach Schema F ab: Ein selbsternanntes „gerechtes“ Medium – in diesem Fall Übermedien – stellt eine Behauptung in den Raum - in diesem Fall: EMMA sei zwar nicht rassistisch, aber spiele den Rassisten und Rechten in die Hände - und schon tobt ein Shitstorm. Gegen EMMA. Und nicht nur gegen uns. So oder so ähnlich läuft das bei allen Stimmen, die es sich erlauben, den politisierten Islam zu kritisieren.
Und bisher standen diese KritikerInnen relativ alleine da. Zu schwer wiegt das Stigma des Rassismus-Vorwurfs, sodass sich gerade die aufgeklärten und liberalen Stimmen nicht getraut haben, auch nur einen Hauch Bedenken zu formulieren. Denn wer will schon als "rechts" stigmatisiert werden? Darum fällt es diesmal auf: Der Kalkül ist nicht aufgegangen. Schon als Übermedien den Artikel „EMMA und der Beifall von rechts" am 2. Juli veröffentlichte, wurden Zweifel an der Seriosität des Artikels laut. Seit Alice Schwarzer nun ihre Replik „Die rassistische EMMA“ veröffentlicht hat, ist die Debatte durch die Decke gegangen.
"Ich habe auch schon einige Texte in der EMMA veröffentlicht und bin stolz darauf!", schreibt zum Beispiel Ali E. Toprak, Bundesvorsitzender der kurdischen Gemeinde in Deutschland, auf Facebook. "Das ist Journalismus in der Tradition der Aufklärung: Nicht den einzelnen Menschen herabsetzen, aber mit Kritik an Verhaltensweisen konsequent und begründet sein. So ist die Position von EMMA im Kopftuchstreit", sagt Nicklas Hermes. "EMMA und Alice Schwarzer rassistisch? Das ist ja absurd! EMMA erhebt ihre Stimme ja gerade für die Unterdrückten und Diskriminierten aller Couleur! Weiter so! Macht Mut und gibt Kraft!", findet Mirjam Aaron-Zach.
Und auch auf Twitter ist der Zuspruch für EMMA immens:
https://twitter.com/GinafromCologne/status/1016464389090791427
Danke, @EMMA_Magazin! Alice Schwarzer über eine lächerliche Diffamierungskampagne von @uebermedien, die nach hinten losgegangen ist. https://t.co/KRs1wzwaA4
— Martin Niewendick (@Echtzeitreise) July 9, 2018
https://twitter.com/Actually_Kat/status/1016456827222085632
Ihr seid bei Verstand, nicht rassistisch. Sogar ich werde auf den Grafiken stramm rechts aufgezeigt, so wie auch Seyran Ates. Es ist Rufmord, nicht mehr oder weniger.
— Ali Utlu (@AliCologne) July 9, 2018
Der Vorwurf, das "rechte Spektrum" zu bedienen, hatte ja nicht nur EMMA getroffen, sondern auch ihre Follower. Zum Beispiel den deutsch-türkischen Ex-Muslim Ali Utlu aus Köln. Auch den Twitter-Account der Imamin Seyran Ates hatte Übermedien dem „rechten Spektrum“ zugeordnet. Und der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour blieb ebensowenig verschont von diesem Urteil. Was bei vielen Twitter-NuzterInnen zu Recht auf Irritation stieß. Na gut, es gab auch Ausnahmen - Patrick Bahners (FAZ) zum Beispiel.
https://twitter.com/SeyranAtes/status/1014772158348824576
Und auch Übermedien schien die Absurdität, nicht nur EMMA, sondern u.a. auch Seyran Ates und Ahmad Mansour dem rechten Spektrum zuzuordnen, nicht zu bemerken.
Doch ! Und auf die Idee das zu ändern kamen Sie auch nicht
— Ahmad Mansour 🎗️ (@AhmadMansour__) July 9, 2018
Zumindest bis vorgestern abend, sieben Tage nach der Veröffentlichung (!), nicht ...
Weil unser Text an dieser Stelle falsch verstanden wurde, haben wir die markierten Wörter ergänzt. Wir hoffen, dass die Aussage jetzt eindeutig ist. @AhmadMansour__ @SeyranAtes @EMMA_Magazin pic.twitter.com/Qt8WKgEYzb
— Übermedien (@uebermedien) July 9, 2018
Nun sind wir aber sehr gespannt, wie die Sache weitergeht ...
Aktualisierte Fassung vom 11. Juli 2018, 14 Uhr.
PS: Eben, fünf Stunden nach Onlinegang dieser Meldung, erreichte uns folgende Präzisierung von Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz. Wir korrigieren unseren an der Stelle in der Tat ungenauen Text entsprechend und veröffentlichen gerne diese Reaktion:
Sehr geehrte "Emma"-Redaktion, sehr geehrte Frau Schwarzer,
Sie schreiben auf Ihrer Internetseite: "Ein selbsternanntes 'gerechtes' Medium – in diesem Fall Übermedien – stellt eine Behauptung in den Raum – in diesem Fall (mal wieder) 'EMMA ist rassistisch' – und schon tobt der Shitstorm." (https://www.emma.de/artikel/reaktionen-auf-die-rassistische-emma-335921).
Diese Aussage ist falsch. Wir behaupten nicht, dass "Emma" rassistisch ist, weder sinngemäß noch wörtlich.
Auf Twitter schreiben Sie, auf uns bezogen: "In ihren Augen sind #EMMA, @SeyranAtes und @AhmadMansour__ u.a. Rassisten." (https://twitter.com/EMMA_Magazin/status/1016346034325393408)
Diese Aussage ist falsch. Wir behaupten nicht, dass "Emma" und die anderen Genannten Rassisten sind, weder sinngemäß noch wörtlich.
Wir bitten Sie hiermit, diese falschen Aussagen unverzüglich zu berichtigen.
Mit freundlichem Gruß
Stefan Niggemeier, Boris Rosenkranz/ Übermedien GmbH