Sahithi Pingali: Leuchtender Stern
Wenn Seen brennen, schauen die einen weg, andere löschen den Brand. Sahithi Pingali gehört zur letzten Gruppe.
Die junge Inderin ist umgeben von Wasser aufgewachsen, in Bengaluru, der Stadt der tausend Seen. Im Frühjahr 2015 brennt der Bellandur-See. Es regnet Asche. Tagelang. Die 15-jährige Schülerin will wissen, warum. Die Stadt konnte dem explosionsartigen Aufstieg zum IT-Zentrum Indiens, der in den 90er Jahren einsetzt, nicht standhalten. Sie platzt aus allen Nähten: zu viele Menschen, zu viel Müll, zu viel Verkehr. 90 Prozent der Seen sind heute verseucht. Was da brennt, ist ein giftiger Mix aus Pflanzen, Haushaltsabfällen, Bauschutt und Industriedreck.
„Jeder sieht das, keiner tut etwas.“ Aber was genau verunreinigt welchen See? Dazu findet Pingali kaum Informationen. „Wie sollen wir die Seen retten, wenn wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben?“ Ganz allein macht sie sich an die Arbeit. Ein Jahr lang fährt die Zwölftklässlerin jede Woche zu den dreckigen Gewässern, nimmt Proben, die sie zu Hause in ein selbst entworfenes Testkit packt. Eine Software wertet die Verschmutzung der Seen aus, die Daten landen in der Cloud. So soll eine Weltgesundheitskarte für Gewässer entstehen, mithilfe von SchülerInnen und StudentInnen. Die Menschen sollen auf einen Blick erkennen, ob sie das Wasser trinken, darin schwimmen oder wenigstens angeln können. Für ihre Erfindung erhielt die Inderin zahlreiche Nachwuchsförderpreise und einen Studienplatz in Stanford. Das Lincoln Laboratory an der US-Universität MIT hat sogar einen Stern in der Milchstraße nach ihr benannt.
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