Sarah: Was will ich bloß vom Leben?
Ich studiere in Köln und lebe in Aachen (Foto: auf Mallorca). Ich versinke im Wirrwarr. Sarah, was willst du vom Leben? frage ich mich. Studiere ich das richtige? – Habe ich genug Hobbys? – Ist das der Mann fürs Leben? – Sollte ich nicht noch die ganze Welt sehen? Wenn sich nicht alle um mich herum die gleichen Fragen stellen würden, wäre ich wahrscheinlich schon wahnsinnig geworden.
Was ist denn los mit uns? Eines der Hauptthemen, mit denen meine Freunde sich derzeit beschäftigen, ist die Frage, wie sie ihren Job mit ihrer Fernbeziehungen unter einen Hut bekommen, und wann sie idealerweise Kinder kriegen sollten. Darüber grübeln selbst die, die nicht in einer Beziehung stecken und sich trotz Online-Dating und Tinder nicht verlieben. Denn in Wirklichkeit haben so einige nur Angst, sich zu binden und wollen sich alle Optionen offen halten. Aber das kann doch nicht alles sein! Ich würde mir manchmal Entschleunigung wünschen. Weniger Liebes-Stress, weniger Karriere-Stress, weniger auf allen Partys tanzen und dabei auch noch blendend aussehen.
So wie nach dem Abi. Da bin ich einfach für sieben Monate nach Mexiko abgehauen und habe ein Praktikum gemacht. Danach habe ich in Maastricht International Business studiert. Das habe ich leider nach nur drei oder vier Monaten schon wieder abgebrochen. So also fühlt sich Scheitern an. Das war neu für mich. Ich habe dann erst mal eine Ausbildung zur Industriekauffrau in einer Firma gemacht, die färbende Lebensmittel herstellt. Das war eine super Entscheidung. Nach der Ausbildung habe ich noch anderthalb Jahre weiter gearbeitet – und mich dann doch noch mal für ein Studium eingeschrieben, Sozialwissenschaften.
Ich würde mich ja politisch engagieren, aber neben meinen Hausarbeiten, den Klausuren und meinen StudentInnen-Jobs hatte ich bisher einfach keine Zeit. Dabei könnte ich mir vorstellen, Scheidungskinder zu unterstützen und zu betreuen – das hätte ich mir als kleines Mädchen auch gewünscht, als meine Eltern sich haben scheiden lassen. Über solche Themen rede ich mit meinen Freundinnen komischerweise selten. Auch eine Frage von Zeit – oder von Prioritäten?
Sarah Bien, 27, studiert Sozialwissenschaften an der Uni Köln