Die Männerkirche wankt

Rivalen: Der Kölner Kardinal Woelki und der Münchner Kardinal Marx. Die Kirchenrebellinnen sehen beide kritisch. - Foto: imago images
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Die tatsächliche Zahl der Opfer liegt um ein Vielfaches höher, wie viele es genau sind, lässt sich nicht sagen. Dokumente wurden vernichtet oder erst gar nicht angelegt, zudem kamen die Forscherinnen und Forscher nicht selbst an die kirchlichen Akten heran. Sie konnten die Ordner nur per Fragebogen auswerten. Namen durften sie nicht nennen, weder von Tätern noch von Tatorten. Nicht einmal einzelne Bistümer sind identifizierbar.

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Die 2018 veröffentlichte MHG-Studie (benannt nach den Standorten der beauftragten Forschungsinstitute Mannheim-Heidelbwerg-Gießen) zeigt auch Handlungsmuster auf: Beschuldigte wurden allenfalls versetzt, oft kamen sie ohne Strafe davon. Beichten und Bagatellisieren reichte. Vergewaltigung, Oralsex, erzwungene Masturbation wurden zur „Verfehlung“ kleingeredet. Darf nicht auch ein zur Keuschheit verpflichteter Gottesmann mal einen „schwachen Moment“ haben? Sind wir nicht alle Sünder?, fragen die Verharmloser.

Die Kirche ließ die Kinder und Jugendlichen allein, die Fürsorge galt den Priestern. Wer „die Kirche“ ist, welche konkreten Personen ihrer Verantwortung nicht nachkamen, belässt die MHG-Studie im Dunkeln. Dafür richtet sie die Scheinwerfer auf das System: Klerikale, männerbündische Machtstrukturen, ein überhöhtes Priesterbild und eine unaufrichtige Sexualmoral machen demnach das spezifisch Katholische der Taten und ihrer Vertuschung aus.

Maria 2.0 stellte im Herbst 2020 vor dem Kölner Dom und dem Bischofshaus ein Beichtmobil auf. Kein Kleriker ging hinein. Kein deutscher Bischof sagt offen, was er als Bischof, Generalvikar, Personalchef gegenüber Missbrauchsbetroffenen getan und unterlassen hat. Keiner kämpft in Rom dafür, dass sexuelle Selbstbestimmung ins Kirchenrecht aufgenommen wird. Dennoch: Genießen können die Hochwürdigsten Herren ihre Macht nicht mehr ungestört.

Den ganzen Artikel in der März/April-Ausgabe lesen.

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