Seit das BKA seine Studie über Ehrenmorde in Deutschland veröffentlichte, geht ein Aufatmen durch die Medien: „Es gibt viel weniger Ehrenmorde als man glaubt“, erklärt der WDR erleichtert, von einer „Randerscheinung“ und „verzerrter Wahrnehmung“ spricht die taz. Drei bis zwölf Menschen, davon zwei Drittel Frauen, fallen laut Studie einem Mord aus falsch verstandener Ehre zum Opfer. Kein Grund zur Entwarnung, warnt Serap Cileli (Foto) und beklagt in einer Presseerklärung die „relativierende und verharmlosende Berichterstattung“ über die Studie. Die deutsch-türkische Autorin des Buches „Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre“, die 1999 als eine der ersten die Geschichte ihrer Zwangsverheiratung erzählte und seither mit ihrem Verein Peri rund 300 Mädchen zur Flucht aus ihren Familien verhalf, erklärt: „Ehrenmorde sind lediglich der radikalste Ausdruck der Gewalt, die in Familien herrscht.“ Oft fliehe das Opfer oder verhindere den Mord, indem „es sich eben fügt“. Auch würden Ehrenmorde nicht selten als Selbstmorde getarnt. Cileli: „Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.“