Sexualforscherin Shere Hite ist tot
Montagabend im „George Sand“, einem Kölner Nachtlokal, vorwiegend für Frauen. Der Laden ist überfüllt, eine ganze Volkshochschulgruppe hat sich ebenso hereingezwängt wie sportstudiogestrammte, solariumverbrannte Vorstadtehefrauen nebst Gatten. Dazu noch ein paar Gutgesinnte männlichen Geschlechts, strenge Jungfeministinnen, Neugierige und Diskussionsfreudige. Als Ma, die Besitzerin des Lokals, den Ehrengast des Abends ankündigt, vibriert sie vor Begeisterung: "Shere Hite ist eine schöne Frau und eine unwahrscheinlich kluge, das geht nämlich auch zusammen." Kleine Drohgebärde zu den Männern.
Shere Hite: Historikerin und Sexualforscherin, auflagenstarke Autorin dreier Reports. Außerdem: Feministin, Medienereignis und Buhfrau ihrer männlichen Zunftgenossen. Außerdem: 47 Jahre alt, Amerikanerin, Ehefrau. Biografische Stichworte, die das Phänomen Hite abstecken, wenn auch kein bisschen erklären.
Heute Abend, im Schummerlicht des George Sand, ist sie ganz Schwester, ganz Bewegungsfrau. Ihr Mann, der deutsche Konzertpianist Friedrich Höricke, 26, sitzt neben ihr und übersetzt. Flüssig und pointiert, als hätte er diese Mittlerrolle schon oft übernommen. Hat er ja auch.
Sexualforscherin, Feministin und
Buhfrau ihrer männlichen Zunftgenossen
Es geht um die Liebe, die Frauen, die Männer. Um die Liebe der Frauen zu Männern. Und mehr. Hite liest aus dem Buch "Kein Mann um jeden Preis", eine Kurzfassung ihres dritten Reports "Frauen und Liebe". Sie mag den deutschen Titel, erzählt sie, denn er sei kämpferisch. Und darüber hinaus sei das Buch nicht so teuer wie der Originalwälzer und nur 205 Seiten dick. (Das muss sie betonen, ihre drei Reports haben jeweils rund 1.000 Seiten - nur Bettlägerige haben wohl alle Hite-Bücher von vorn bis hinten gelesen.) "Kein Mann um jeden Preis" dagegen, so wirbt Hite, kann auch während der U-Bahn-Fahrt gelesen werden.
Das Buch ist so etwas wie ein Supermarkt der Probleme und Problemlösungen, und für alle gibt es ein Angebot. Was tun, wenn er nicht reden will? Warum bin ich die Alleinverantwortliche für Liebesdinge? Wie kommt es eigentlich, dass ich dieses Spiel als aufregende Tigerin beginne, um dann als seine "süße Maus" zu enden?
Hites Fazit ist ein unerschütterliches Einerseits Andererseits. Erstens, Liebe ist unbedingt etwas Schönes und Wertvolles: "Ich finde es sexistisch, wenn liebende Frauen als masochistisch diffamiert werden. Sie sind in einem gewissen Sinne loyal zu dem Mann, wie er sich am Anfang der Beziehung dargestellt hat, liebenswert eben. Durch ihre Gesprächsbereitschaft, durch ihre emotionale Hausarbeit wollen sie ihn wieder so erleben. Wie er am Anfang war."
Zweitens, es gibt so viele Möglichkeiten zu lieben, wie es verschiedene Persönlichkeiten gibt. Frauen haben viel zu viele andere Interessen, hofft Hite, um heute noch an der Liebe zu zerbrechen. Sie wechseln das Liebesobjekt statt dran klebenzubleiben. Sie entwickeln Liebe zur Arbeit und zur eigenen Person. Ja, sogar zum eigenen Geschlecht.
Liebe ist etwas Schönes. Frauen lieben nicht zu viel - Männer lieben zu wenig
Beim letzten Satz klagen an diesem Abend prompt einige Neue Männer, dass sich die Frauen der Chance der "Annäherung" beraubten, wenn sie "an den Männern resignieren und enttäuscht zur Frau greifen".
Hite kontert säuerlich: "Wo habt ihr je etwas für die Frauen getan? Wo ist die geteilte Hausarbeit, die gerechte Gefühlsarbeit? Wo ist euer Geld für Frauenprojekte? Wo verzichtet ihr auf die guten Jobs zugunsten von Kolleginnen?" Aus dem George Sand wird nun ein Frauenzentrum wie einst, und wir sind mitten in der Selbsterfahrung.
Das gefällt Hite an Europa: dass in den Diskussionen die Geschichte der letzten 20 Jahre nicht völlig außen vorbleibt. ("Norwegen zum Beispiel, du kannst dir nicht vorstellen, wie stimulierend sie da argumentieren. Und beiden Wahlen geben sie bewusst den Frauen ihre Stimme...")
In Hites Heimat ist der Feminismus dagegen heftig unter Druck geraten. Mit Reagan ging der Große Sprung Rückwärts los, und von Bush ist nicht besseres zu erwarten, fürchtet Hite. Die Abtreibungsgegner werden immer stärker, frauenfreundliche Gesetze werden verwässert oder außer Kraft gesetzt, und der Zeitgeist sagt: Ich, der weiße Mann, kann und muss überall an erster Stelle stehen. Ein "rollback" sei im Gange, sagt Hite, die Männer rüsten wieder gegen die Frauen auf.
Liebe als Politikum. Die Männer haben es gut - die Frauen haben es satt
DIE Männer gegen DIE Frauen? Natürlich muss das irritieren. Da sitzt eine in Samt und Seide, mit allen Insignien des Erfolges ausgestattet, redet mit weicher, gewählter Sprache, zitiert betont seriös Statistiken und Theorien, um dann auf einmal zuzuschlagen: Die Männer haben es gut, und die Frauen haben es satt. Wer Liebe nicht als Politikum begreift, ignoriert die Erfahrungswirklichkeit der Hälfte der Menschheit. Frauen lieben nicht zuviel, sondern Männer zuwenig. Emotionale Gewalt gegen Frauen kennzeichnet nach wie vor die Heterosexualität.
Rumms! Da lässt Sister Shere die alten Sprengsätze des Feminismus hochgehen und grinst zufrieden zu Friedrich hinüber, der - ganz Ausnahmemann - weiterhin flüssig und pointiert übersetzt.
Zack! Da teilt sie ein paar Polemiken gegen die Herren aus und kontrolliert beiläufig, ob die dunkelrot lackierten Nägel noch so schön glänzen. Und wenn sie, die Etablierte, noch einflechten kann, dass ihre Arbeit von Schock-Feministinnen wie Kate Millett oder Ti-Grace Atkinson geschätzt wird, dann ist die Verwirrung des Publikums so perfekt wie das Styling der Rednerin.
Die zarte Hite führt alle Attribute einer Weiblichkeit à la Cosmopolitan oder Vogue vor und redet dabei wie eine Latzhosenträgerin aus den frühen 70er Jahren, die gerade den Neuenabend im Frauenzentrum organisiert. "Du wirst sicherlich für EMMA schreiben, dass ich feministisch schon irgendwie in Ordnung bin...", sagt sie mit gewinnender Samtstimme. Na klaro.
Die rosenfingerige Rebellin sucht unbedingt das Einvernehmen mit dem Frauenpublikum, denn aus der Männerwelt blies ihr in den letzten Jahren in der Tat ein kalter Wind entgegen.
Hite verkörpert Weiblichkeit à la Vogue und redet wie eine Latzhosenträgerin
Den ersten Hite-Report über weibliche Sexualität (1976) hatte mann zähneknirschend hingenommen. Frauenfragen lagen den Meinungsmachern zufolge im Trend, das Buch wurde vier Millionen Mal weltweit verkauft (ein wichtiges Kriterium in den erfolgsorientierten USA), und überdies "lernten die Jungs eine Menge über den weiblichen Orgasmus. Aber wahrscheinlich missverstanden sie den Report als eine Art Anleitung zu besserem Sex", mäkelt die Hite heute.
Der zweite Report über die männliche Sexualität (1981) rief schon die ersten bösartigen Rezensionen auf den Plan, auch wenn es sich noch ganz gut verkaufte. Aber Report Nummer drei, "Frauen und Liebe", ein fast 1.000 Seiten starker Wälzer, der im Oktober 1987 erschien, wurde zum Skandal. Und die Autorin zum Hassobjekt der Männerpresse.
So platt, so unverschämt hagelten die Verrisse des Buches, so giftig bellte es da aus Fernsehern und Zeitschriften, dass auch psychologisch Unbeleckte ahnten: das Imperium schlägt zurück. Frei nach dem Motto: "Wenn dir die Nachricht nicht gefällt, erschieß den Boten". Ende der 80er Jahre, so befand die Medienwelt, hat man genug von der Kritik an der privaten Mann-Frau-Beziehung. Fragen über Liebe, weibliche Selbstbestimmung, emotionale Gewalt zu stellen - das gehört zur politischen Kultur der 70er und ist nicht mehr erwünscht.
Eine Zeitung titelte hysterisch: Shut up, you bitch! (Halt's Maul, du Luder!) Seriöse Magazine wie Time und Newsweek spielten auf einmal Soziologieseminar und kritisierten Hites wissenschaftliche Methoden, die sich von ihren früheren Erhebungen kein bisschen unterschieden. Ihre einst hochgelobten Statistiken waren jetzt "Vorurteile einer Männerhasserin".
Report Nummer 3 machte Shere Hite zum Hassobjekt der Männerpresse
Hites Antwort: "Freud hat viele Theorien auf die Studie dreier(!) Frauen aus dem Wiener Bürgertum aufgebaut und hat diese Beobachtungen zu einer Theorie über die Weiblichkeit schlechthin verallgemeinert. Niemand nennt das unwissenschaftlich. Meine 4.500 Beispiele sind immerhin 4.497 mehr als die Freuds". Die Flapsigkeit täuscht über ihre tiefe Verletztheit hinweg. Niemand hätte das Buch richtig gelesen, meint sie.
Oder hatte man es nur zu gut gelesen?
Da gab es die garstige Zahl, dass 70 Prozent der Frauen nach fünf Jahren außerehelichen Sex haben, Hausfrauen sogar etwas häufiger als Berufstätige. (Das musste ja auch den Rezensenten, Presse-Pascha und Talkshow-Meister beunruhigen: Was mochte wohl hinter seinem Rücken vorgehen, während er im Büro arbeitete?)
Da gab es die andere garstige Erkenntnis, dass 16 Prozent der Frauen über 40 sexuelle Beziehung zu anderen Frauen haben, fünf Prozent mehr als der durchschnittliche Anteil an lesbischen Frauen. Dazu Hite: "Die meisten von ihnen sind verheiratet gewesen und haben keine Lust, sich das nochmal anzutun. Das erscheint mir auch sehr logisch. Warum sollten wir uns mit einem Mann abmühen, wenn es mit Frauen soviel leichter geht. Außerdem sind Frauen so attraktiv."
Da baute die Autorin weibliche Unzufriedenheit und weibliches Aufbegehren zu einer wahren Festung von einem Buch auf und wunderte sich dann, dass die Feinde vor so viel Zahlen und Fakten nicht reuig die Waffen streckten.
Nein, in den USA herrschte wieder das Hassklima wie Anfang der 70er Jahre. Und alle Diskussionen über Sex und Liebe, die Feministinnen längst als gesicherte Erkenntnisse abgehakt hatten, fingen noch einmal an.
Die Diskussionen über Liebe und Sex fingen noch einmal von vorne an
Nach dem ersten Sturm der Beschimpfungen wollte ich Shere Hite im letzten Winter, möglichst zuhause, aufsuchen. Amerikanische Kollegen warnten mich vor ihren "Allüren" und ihrer "Kälte". Und über Privates spreche sie grundsätzlich nicht. Reichlich merkwürdig für eine, die tausende von Frauen nach dem Allerprivatesten befragt hat. Nix wie hin also.
Wer Hite in New York anruft, bekommt zunächst einmal Klaviermusik zu hören. Keine Information, keinerlei Hinweis auf die Gesprächspartnerin. Der Star der amerikanischen Talkshows, die Lieblingsfeministin der Karikaturisten hält sich im Privaten bedeckt. Über Herkunft und Kindheit gibt's nur ein paar dürre Worte zu lesen:
Shirley Diana Gregory wurde 1942 in einer kleinen Stadt in Missouri geboren. Als sie drei war, ließen sich die Eltern scheiden. Die Mutter heiratete dann einen Fernfahrer, aber auch diese Ehe scheiterte nach wenigen Jahren.
Shirley wuchs hauptsächlich bei den Großeltern auf, die sich ebenfalls trennten. Eine große Enttäuschung. Mit 14 zog sie dann zu einer Tante nach Florida. Dort musste sie auf die Kinder aufpassen: "Ich habe für mein Leben genug Windeln gewaschen", so beendet sie das Thema Mutterschaft schon nach der ersten Frage.
Aus instabilen Verhältnissen, "nicht normalen" Familien ist so manche Karrierefrau hervorgegangen. Shere Hite, die soziale Aufsteigerin, ist da keine Ausnahme. Heute genießt sie Luxus und Bekanntheit. "Wollen Sie sagen, ich hätte es nicht verdient?", fragt sie zurück, wenn sie jemand, mit einem gewissen Unterton, zu ihrem Lebensstandard befragt. Verdient hat sie es nun wirklich. Allein mit den beiden ersten Reports so viel, dass dabei ein 1,5 Millionen Dollar teures Vierzimmerappartement am Central Park in New York heraussprang.
Mutterschaft? "Ich habe für mein Leben genug Windeln gewaschen!"
Dieser Abschnitt der Fifth Avenue in Manhattan gehört zu den feinsten Adressen der Welt. Im Salon fühlt sich die Besucherin wie in eine andere Epoche versetzt. Schwere Brokatwandbehänge, dunkle Holztäfelung, teure Antikmöbel, ein Steinway-Flügel. An der Decke fette Putten aus Stuck. An dem Flügel Friedrich.
Dass ich mich dennoch nicht wie in einem Ausstellungsraum für italienische Renaissance fühle und zu flüstern beginne, liegt am beruhigend unordentlichen Bücherchaos auf dem teuren Boden, auf den antiken Sofas und Stühlen.
Dazwischen bewegt sich Hite wie eine viktorianische Aristokratin. Muss frau eigentlich ihr Äußeres beschreiben? Frau muss. Sie wirkt merkwürdig alterslos, wie ein weiblicher Dorian Gray, aber ohne dessen gefährliche Lasterhaftigkeit. Eine fast durchsichtige weiße Haut, rotblonde Locken, sinnlicher Mund. Soweit die recherchierende Journalistin blicken kann, ohne indezent zu werden, hat sie eine Körperhaut wie Milch und Honig. Mit jeder Bewegung scheint sie Melancholie auszudrücken, alles Laute, Eindeutige und Vitale ist ihr wesensfremd. (Natürlich liebt dieses Salonwesen Thomas Mann und seinen "Zauberberg"...)
Sie modelte als Studentin und gründete eine Anti-Porno-Organisation
Das hindert Shere aber nicht daran, eine höchst praktische Gastgeberin zu sein. Als ich laut über einen gewaltigen Hunger jammere, bestellt sie flott und unaristokratisch per Telefon Essen. Sehr fast kommt das food, und da sitzen wir auf dem Brokatzeug und klatschen und essen, was das Zeug hält. She's a girl's girl.
Aber sie ist auch Friedrichs Frau. Und es steht in "Frauen und Liebe" wörtlich: "Mein brillanter und inspirierender Mann, Friedrich Höricke, war in der letzten Phase der Arbeit so verständnisvoll und hilfreich, dass ich ihn mehr denn je dafür bewundere. Er erfüllt mein Leben von Tag zu Tag mit mehr Musik und Poesie - so viel Schönheit."
Wenn Friedrich freilich Sheres Alltag mit allzu viel Schönheit und Musik erfüllt, weil er beispielsweise stundenlang Klavierspielen muss, um in Hochform zu bleiben, dann rappelt es auch schon mal im Kokon. Dass Friedrich Höricke ein brillanter Konzertpianist ist, erlebe ich wenige Tage nach der Lesung in der Kölner Musikhochschule.
Der gebürtige Kölner spielt Bach, Liszt und Rachmaninoff. Die Intensität, mit der er die Tasten bearbeitet, ist im Saal fast körperlich spürbar. Shere rast mit. Genauer: Sie sitzt völlig entrückt neben mir, starrt ihren Leibmusiker an, als gebe es da ein großes Geheimnis, zuckt selbstvergessen zu den Klängen, applaudiert aufgeregt.
Shere Hite ist selbst musikalisch, spielte als Solistin gar zur Abschlussfeier ihrer High School. Warum hat sie es nicht weiter verfolgt? "Dieses bang-bang-bang, das war nichts für mich", lächelt sie und zeigt ihre dünnen Finger. "Komponistin zu werden, das hätte mich gereizt."
Stattdessen studierte unser Girl Geschichte. Nachdem sie erfolgreich in Florida abgeschlossen hatte, zog sie nach New York, um zu promovieren. Dann aber schmiss sie die trockene Wissenschaft hin und wurde Fotomodell, auch für Herrenmagazine. Im Nachhinein nennt sie, die später eine Anti-Porno-Organisation mitgründete, das mit den Sexmagazinen einen Fehler, "sehr schmerzlich und sehr peinlich".
Shere Hite beschloss, Frauen nach ihrer "wahren Sexualität" zu befragen
Einer dieser Sex-Aufträge machte Shere dann zur Feministin. Sie musste für Olivetti als Büromädchen mit einer Schreibmaschine posieren. Und der Text dazu lautete: "Die Schreibmaschine ist so clever, dass die Sekretärin es nicht mehr sein muss." Hite schäumte vor Wut Shere und schloss sich den Feministinnen an, die gegen das frauenfeindliche Inserat Sturm liefen.
1973 kam dann der Anstoß zum Schreiben. Sie las "Der Mythos vom vaginalen Orgasmus", eine Streitschrift von Anne Koedt und beschloss, Frauen nach ihrer "wahren" Sexualität zu befragen. Sie entwickelte den ersten vieler Fragebögen, verschickte ihn, die Antworten trudelten ein, und Hite hatte ihr Ding gefunden: "Plötzlich rückte alles an die richtige Stelle, ich begann zu verstehen." Sexualität ist Kultur und nicht Natur. Auch das Private ist politisch. Shere Hite fand den Feminismus so wunderbar rational und richtig.
Natürlich verschlang die junge Shere Shulamith Firestone mit Begeisterung. Die kühle Intellektuelle und radikale Polemikerin Ti-Grace Atkinson wurde ebenfalls vom Ex-Modell bewundert, später sogar ihre Freundin. "Aber wirkliche Heldinnen, das waren Frauen wie JeanneD'Arc oder die Suffragetten", sagt Hite heute. „Im Vergleich dazu sind wir doch ziemlich zahm."
Shere Hite, das Phänomen aus den 70er Jahren mit der Erfolgsorientiertheit der 80er betrachtet jetzt die 90er Jahre als Neuanfang. Aus New York will sie wegziehen, nach Europa, wo man noch gute Diskussionen und kultiviertes Verhalten erlebt". Und einen Roman schreiben. Und den vielleicht verfilmen.
Einen kleinen Ausflug in die Filmwelt hat sie bereits hinter sich. Für einen Videoclip zu klassischer(!) Musik spielt sie die Rolle der geheimnisvollen, nicht greifbaren Schönheit, die einem jungen, genialen Klavierkünstler in einer Salonwelt den Kopf verdreht...
Shere Hite beantwortet grundsätzlich keine Fragen nach ihrer Ehe, sie lenkt ab. Zum Beispiel durch hübsche Zitate. So habe Katherine Hepburn einmal gesagt: "Manchmal frage ich mich, ob Frauen und Männer wirklich zueinander passen. Vielleicht sollten sie einfach nur Nachbarn sein und sich ab und zu besuchen."
Sonia Mikich