Sonya Kraus: Tierisch verliebt...

Sonya Kraus mit ihren Kötern.
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Dobermänner mit Brilli im Ohr, Mieze in der Wellness-Oase – die Tierliebe kennt keine Grenzen. Zwecks „artgerechtem“ Zeitvertreib gibt es neben Dog-TV mittlerweile sogar die beißfeste Gummipuppe für den potenten Rüden und fürs Ego der Kastraten-Herrchen Hodenimplantate aus Silikon.

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Ich bekenne mich schuldig: Auch ich gehöre zur Gaga-Fraktion der bekloppten TiernärrInnen. Ich würde niemals die Spenden an den Tierschutz oder einen anstehenden Impftermin beim Tierarzt vergessen. Während meine gynäkologische Vorsorgeuntersuchung gern mal flach fällt. Wehe, ein Mann wagt sich mit Straßenschuhen ins Schlafzimmer! Dass meine 50-Kilo-Hunde im Bett schlafen, hat der zweibeinige Lebensgefährte selbstverständlich wortlos zu akzeptieren. 

"Tatti" war für das Mädchen Sonya die 
emotionale Rettung

Wie kommt es, dass so viele Menschen der Magie unserer irdischen Mitbewohner mit Fell, Feder oder Schuppe so bedingungslos, manchmal fast fanatisch erliegen?  Meine persönliche Erklärung mutet zunächst recht traurig an: Als ich sechs Jahre alt war, starb mein kleiner Bruder. Meine untröstlichen Eltern erfüllten mir daraufhin einen sehnsüchtigen Wunsch: Sie gingen mit mir in ein Tierheim, wo ich mir meinen ersten Hund aussuchen durfte. 

Heute, altersweise, kann ich frei zugeben: Der Hund war meine emotionale Rettung. „Tatti“ war mein tierischer Therapeut, fähig non-verbal mit treuem Blick und weichem Fell so zu trösten, wie es meine trauernden Eltern gar nicht leisten konnten. Das rotbraune Riesenvieh brachte mich wieder zum Lachen und stärkte mein Selbstbewusstsein mit seiner Zuneigung. Noch heute denke ich mit feuchten Augen an diese Zeit mit meinem ersten Sofawolf. 

Ein Leben ohne Katze, Kaninchen oder Köter aus dem Tierheim? Ein Hundeleben! Ich lebe nicht vegan, hab weder nackt für PETA posiert, noch Monate auf einem Sea-Shepherd-Boot Wale geguckt. Ich habe nur im Casa-Animales-Tierheim auf Ibiza gelegentlich Scheiße geschippt. (Was unglaublich glücklich machen kann!) Selbstverständlich würde ich mich als Tierschützerin bezeichnen.

Ups! Jetzt ist es raus, dieses böse Wort! Tierschützerinnen? Das sind doch diese schrulligen, leicht überdrehten Weiber à la Brigitte Bardot, ohne Kinder, ohne Lover, die sich nur von Wesen auf vier Pfoten verstanden fühlen. Frei nach dem Motto: „Hund oder Mann: Lasse ich mir nur den Teppich oder das ganze Leben versauen?“ 
Schlimmer sind da ja eigentlich nur noch die militanten Tierrechts-Aktivis­tInnen, die im Lande der Mettbrötchen quasi identisch sind mit militanten VeganerInnen. 

Gibt es in Zeiten von IS, Flüchtlingsflut und Dauer-Eurokrise nicht Wichtigeres als den Kampf gegen Massentierhaltung und für Pony-Gnadenhöfe? Mag sein, aber als überzeugte Schrulle (mit Kids & Kerl) halte ich es ganz und gar mit Gandhi: „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere ­behandelt.“ 

Je hilf­loser ein Lebewesen, desto einfacher der 
Missbrauch

Wer aktiv im Tierschutz mitwirkt, verliert leicht den Glauben an die Menschlichkeit. Denn ihm begegnen ständig widerwärtigste Grausamkeiten des Menschen an der wehrlosen Kreatur: Katzen mit abgeschnittenen Ohren oder Brandnarben durch Zigaretten, Hunde mit eingewachsenen Kettenhalsbändern oder Scheidenriss – alles leider keine Seltenheit. Und die Folter-Liste ist endlos.

Tiere, Kinder und Frauen – je hilf­loser ein Lebewesen ist, desto einfacher deren Missbrauch. Ein Kerl, auf den meine Köter nicht können? Würde mir nie ins Körbchen kommen. Wer keine Empathie gegenüber der Kreatur empfindet, wer seine vermeintliche Herzenswärme exklusiv der „Krone der Schöpfung“ vorbehält, dem misstraue ich zutiefst. Ach was, der kann mich mal!

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