Eizellen-Spenderin Aida fordert Verbot!
Mein Name ist Aida Martín Gómez. Ich will, dass die Menschen wissen, wie Eizellspende funktioniert. Ich will, dass die armen Mädchen Spaniens wissen, dass sie ihre Gesundheit an eine dunkle Welt verkaufen, auch wenn diese in Rosa daherkommt. All die Anzeigen von Fertilitätskliniken werben mit Hilfsbereitschaft und Solidarität unter Frauen. Motto: Eine Frau hilft der anderen. Altruismus pur. Dann eine „Aufwandsentschädigung“ von 1.000 Euro. Ohne die würde das nämlich keine Frau machen.
Meine Geschichte ist die von Tausenden von jungen Frauen in Spanien, wir sind Nummer 1 in Europa, wenn es um den Verkauf von Eizellen geht. Seit der Finanzkrise leben viele von uns jungen Frauen in prekären Verhältnissen. So kommt es, dass manche Studentinnen im Durchschnitt bis zu dreimal zur Eizellspende greifen, um ihr Studium zu finanzieren. Die Universitäten sind voll mit Werbeplakaten von Fruchtbarkeitskliniken.
Eine Aufklärung über das, was alles passieren kann, die gab es nicht
Auch ich habe es dreimal getan. Aus purer finanzieller Not, wir finden einfach keine Arbeit. Alles, woran ich denken konnte, waren die versprochenen 1.000 Euro. Mit 200 Euro kommt man einen Monat über die Runden. Beim ersten Mal war ich 24 Jahre alt.
In der Klinik wurde ich gebeten, eine Einverständniserklärung zu unterschreiben. Ein Psychologe stellte mir ein paar Fragen. „Leben Ihre Eltern noch? Gibt es genetische Krankheiten in der Familie? Rauchen Sie? Haben Sie Kinder?“ Eine Aufklärung über all das, was während des Prozesses passieren kann, gab es nicht. Mit zwei Schachteln Hormonspritzen wurde ich nach Hause geschickt. Man setzt sie sich selbst.
Eine Woche später schmerzte mein Unterleib, meine Brüste taten höllisch weh, sie waren hart und geschwollen. Dazu hatte ich intensive depressive Tiefs. Nach etwa drei Wochen war der Zeitpunkt für die „Ernte“ gekommen.
In der Klinik wurde ich in ein Zimmer gebracht. Sie gaben mir ein Kleid, ein paar Schühchen und eine Mütze für mein Haar. Sie brachten mich in den Operationssaal. Meine Hände und Beine wurden mit Gurten fixiert, ein Beatmungsschlauch gelegt, Beruhigungsmittel eingeleitet. Ich schlief auf der Stelle ein. Meine Eierstücke wurden punktiert und die Eizellen abgesaugt.
Wie viele, weiß ich nicht. Danach wachte ich groggy und mit Unwohlsein im Bauch auf. Sie legten mir eine Infusion. Als ich mich erholt hatte, stand ich auf, nahm eine Schmerztablette und erhielt von der Krankenschwester einen Umschlag. Ich atmete tief durch und zog mich an.
Das zweite Mal spendete ich einige Jahre später in der Privatklinik in Alcobendas. Es lief ähnlich. Meine Nachfragen nach der OP, der Sedierung, den Hormonen wurden heruntergespielt. Es war mir seit der Spende körperlich zunehmend schlechter gegangen, aber ich brauchte wieder dringend Geld.
Und so war es auch am 5. August 2021. Ich war gerade 32. Die Klinik befand sich in Canillejas, in Madrid. Nach den Hormoncocktails kam der Tag der Punktion. Es war in der Aravaca-Klinik, ein Kinderwunschzentrum in Madrid. Ich ging mit meiner Mutter hin.
Als ich nach der OP aufwachte, spürte ich starke Schmerzen im Unterleib. Die Krankenschwester sagte, das sei normal. Sie sagte mir, ich solle versuchen, mich wieder anzuziehen, weil sie die Papiere holen würde. Sie brachte einen Umschlag, legte die Scheine aufs Bett und zählte das Geld vor mir und meiner Mutter aus. Blass und schlaff schlich ich aus der Klinik.
Als ich wieder zuhause war, wurden die Schmerzen unerträglich. Ich griff zum Telefon und rief in der Klinik an. Ein Arzt antwortete, dass bereits geschlossen sei. Ich musste einen Krankenwagen rufen. Ich wurde in die Notaufnahme von La Paz, die Uni-Klinik Madrids, eingeliefert. In der Notaufnahme sagte mir der Gynäkologe, dass meine Eierstöcke wie ein Sieb seien und dass ich sofort operiert werden müsse, weil ich sonst verbluten würde.
Zwei Liter Blut hatten sich nach der OP in meinem Bauchraum angesammelt
Bei der Eizellentnahme waren zu viele Einstiche gemacht worden. Hätten die Ärzte nur eine Stunde später eingegriffen, wäre ich jetzt tot. Das ganze Blut, das sich in meinem Bauchraum angesammelt hatte, es waren zwei Liter, musste entfernt und die Wunden an meinen Eierstöcken verschlossen werden.
Jetzt, wo ich mich physisch und psychisch erholt habe, möchte ich andere Frauen warnen. Die Eizellen-Branche ist eine Mafia, die sich in den Tarnmantel des Altruismus hüllt. Es gibt jede Menge starke Lobbyarbeit und ÄrztInnen, die nicht das Wohl ihrer Patientinnen im Sinn haben. Mein Fall ist nicht der einzige. Ich kenne genug Frauen, denen Ähnliches passiert ist, sogar in derselben Klinik.
Ich bin nun dabei, die Verantwortlichen anzuzeigen, die mein Leben in Gefahr gebracht haben. Ich will, dass alles beim Namen genannt wird. Es geht nicht um Spenden, es geht um den Kauf und Verkauf von menschlichen Eiern. Es ist ein Geschäft, mit dem eine Milliarden-Industrie Gewinne erwirtschaftet – auf Kosten von Frauen. Sie bieten dir lächerliche 1.000 Euro für die „Unannehmlichkeiten“, obwohl der Schaden an deiner Gesundheit unbezahlbar ist.
Aufgezeichnet von Nuria Coronado Sopeña, zuerst erschienen in der spanischen Online-Ausgabe der Tageszeitung Público.