Die AFD kann von ihr Lernen
„Was sagen Frau Wagenknecht und ihre Busenfreundin Alice Schwarzer den Frauen, die in der Ukraine vergewaltigt werden?“ Diese Worte schmetterte Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei dem Dreikönigstreffen ihrer Partei am 6. Januar in der gewohnten Dreistigkeit in den jubelnden Saal.
Die FDP-Spitzenkandidatin für die EU-Wahlen 2024 will damit andeuten, ich würde nichts sagen zu den Vergewaltigungen im Ukraine-Krieg. Die wären mir egal, weil ich eine „Putin-Versteherin“ sei. Und außerdem will sie suggerieren, ihre martialische Strategie des Immer-mehr-Waffen-Lieferns – statt endlich über Frieden zu verhandeln – würde die Ukrainerinnen vor weiteren Vergewaltigungen schützen.
Je länger der Krieg in der Ukraine geht, umso mehr wird vergewaltigt und gestorben
Wenig später schob die „Eurofighterin“ der Liberalen und „gläubige Katholikin“ nach. Sie twitterte in gewohntem Ton: „Alice Schwarzer reißt mit dem Hintern ein, was sie event. früher für Frauen erreicht hat.“ Eventuell.
Das ist dreist, Frau Strack-Zimmermann. Und zynisch. In zweierlei Hinsicht.
Erstens: Je länger der Krieg geht, umso mehr wird vergewaltigt und gestorben. Irgendwann wird dann verhandelt werden müssen. Doch je mehr Waffen geliefert werden, umso länger geht der Krieg. Dabei sind sich die Militärs und Experten aller Fronten schon lange einig, dass dieser Krieg nicht auf dem Schlachtfeld entschieden werden kann, sondern nur am Verhandlungstisch. Es ist ein „Verschleißkrieg“, der nicht zu gewinnen ist, sondern zu dessen Beendigung verhandelt werden muss. Irgendwann. Bis dahin kann die täglich neuen Vergewaltigungen niemand ungeschehen machen – und die Toten niemand aufwecken.
Mit Engagement für vergewaltigte Frauen ist die Radikalliberale noch nie aufgefallen
Zweitens will Strack-Zimmermann, diese Busenfreundin der Waffenlobby, doch wohl nicht allen Ernstes behaupten, sie engagiere sich für vergewaltigte Frauen und speziell für die im Krieg Vergewaltigten? Damit ist die Radikalliberale noch nie aufgefallen. Bemerkenswert ist bisher lediglich ihre Nähe zur Waffenindustrie.
Sprüche kloppen, ja, das kann die 65-Jährige mit dem kerligen Auftritt. Aber genau hinsehen, differenziert argumentieren, solidarisch mit Opfern sein – das ist der krawalligen Düsseldorferin eher fremd. Hat sie jemals etwas für die Opfer getan?
Und EMMA? Als erste in Deutschland haben wir direkt nach Kriegsausbruch im März 2022 auf die enorme Gefahr für die Ukrainerinnen hingewiesen, die auf der Flucht gleich an der deutschen Grenze von Menschenhändlern und Zuhältern empfangen wurden. Die hatten das „Frischfleisch“ schon in den deutschen Bordellen und Kleinanzeigen angekündigt. EMMA aber hat für Aufklärung und Hilfe gesorgt.
Gleich im April 2022 hat EMMA dann am Beispiel der Vergewaltigungen in der Ukraine einen ausführlichen Text über „Vergewaltigung als Kriegswaffe“ veröffentlicht und auf die Proteste von Frauen vor der russischen Botschaft in Estland aufmerksam gemacht.
Und wer hat 1977 als erste in Deutschland umfassend über die Funktion von Vergewaltigung und ihre Folgen – und hier insbesondere über die Kriegsvergewaltigungen – berichtet? EMMA.
Und wer hat 1989 als erste gewagt, das Tabu des Schweigens über die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch Sowjetsoldaten zu brechen? EMMA. Die waren zu der Zeit noch kein Thema, weil vor allem Linke fanden, dass die Frauen des Tätervolkes sich nicht beschweren dürften über die Taten der siegreichen, kommunistischen Sowjetunion.
Und wer steht seit fast einem halben Jahrhundert ganz vorne an der Seite der Opfer, allen voran der Vergewaltigungsopfer, vom Ehebett über den Park bis an die Kriegsfront? Wir. Wir Feministinnen.
Ihnen, Frau Strack-Zimmermann, sind wir in diesem Kampf noch nie begegnet. Sie sehen wir nur an der Waffen- und Karrierefront. Zum Beispiel in der Karnevals-Bütt in Aachen, wo Sie selbstsicher verkündet haben, „die Allergeilste“ zu sein. Die AfD kann von Ihnen lernen.
Da können wir nur hoffen, dass eine Politikerin wie Sie nicht weiter Karriere machen, sondern als schicke „Eurofighterin“ bei den EU-Wahlen im Juni in Überschallgeschwindigkeit mit der FDP in der Versenkung verschwinden wird.
Übrigens: In der Januar/Februar-EMMA ging es wieder mal über sieben Heftseiten um die Vergewaltigungen in der Ukraine. Wenn EMMA und die engagierte, opfer-solidarische Sexualpolitik von Feministinnen Sie schon nicht interessiert, Frau Strack-Zimmermann, dann halten Sie wenigstens die Klappe zu dem Thema.
ALICE SCHWARZER
PS vom 10.1.2024: Die Zeit hatte Alice Schwarzer und Marie-Agnes Strack-Zimmermann direkt nach deren Äußerungen zu den ignorierten Vergewaltigungen angeboten, ein „Streit“-Gespräch zum Thema Vergewaltigungen im Krieg zu führen. Schwarzer hat sofort zugesagt, die FDP-Politikerin abgesagt. Nicht so wirklich ihr Thema.
Hier das Manifest für Frieden unterzeichnen