Suttner-Stipendien für FreidenkerInnen
Eine neues Begabtenförderwerk will das säkular-humanistische Denken fördern. Benannt ist es nach der Pazifistin und Feministin Bertha von Suttner.
Wie kann man als junger Mensch ein Universitätsstudium finanzieren? Für diejenigen, die keine reichen Eltern haben, gibt es seit über 45 Jahren BAföG, die Mittel nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Besonders helle Köpfe können sich an eines der 13 Begabtenförderungswerke wenden, die neben Geld auch Vernetzung bieten. Alle größeren in Deutschland präsenten Kirchen und Parteien, die Gewerkschaften und die Wirtschaft haben im Laufe der Zeit Förderwerke gegründet, für den Nachwuchs ihrer Klientel. Und dann ist da noch die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“. Sie ist das einzige weltanschaulich neutrale Förderwerk und entsprechend überlaufen.
Seit Anfang dieses Jahres ist ein 14., noch kleines Förderwerk unter dem Motto „Talente fördern – Wissenschaft und Humanität stärken“ angetreten: das Bertha-von-Suttner-Studienwerk. Es ist das erste humanistische Begabtenförderwerk und der richtige Platz für junge Menschen, die sich so richtig für Wissenschaft begeistern können, die auf den Fortschritt der Menschheit und Frieden hoffen.
Gegründet wurde das Suttner-Studienwerk von vier VordenkerInnen aus vier humanistischen Organisationen. Michael Schmidt-Salomon ist Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung und einer dieser VordenkerInnen.
Finanziert werde das Studienwerk derzeit nur von Privatleuten, erklärt er, die, statt Kirchensteuer zu zahlen, in Aufklärung und Humanismus investieren und helle Köpfe fördern wollen. Schmidt-Salomon hofft, dass der Staat wie bei den religiös orientierten Studienwerken irgendwann Zuschüsse geben wird.
Wer aber ist Bertha von Suttner, die Namenspatronin des neuen Studienwerks? 1843 in Prag als Gräfin Kinsky geboren, 1914 in Wien gestorben, war sie zu ihrer Zeit berühmt. Wer sie heute noch kennt, schätzt sie vor allem als Pazifistin und kennt vielleicht ihren Roman „Die Waffen nieder!“ Dass sie auch Feministin war und dem Dynamit-Erfinder Alfred Nobel freundschaftlich verbunden, dass sie ihn sogar zur Gründung des Friedensnobelpreises inspirierte, ist schon weniger bekannt. Den Preis bekam Suttner 1905 selbst zugesprochen, als erste Frau nach sechs Männern. Bücher und Filme über sie haben das in der Tat abenteuerliche Leben dieser Journalistin und Schriftstellerin leider massiv verkitscht.
Als säkulare Humanistin glaubte Bertha von Suttner nicht an Gott, sondern an den Menschen. Die gebürtige Gräfin kämpfte gegen die Benachteiligung der Frauen, gegen repressive Sexualmoral, Armut, Klassenherrschaft, bornierten Nationalismus, Antisemitismus, religiösen Fanatismus und sogar schon gegen Tierversuche. Sie hielt die Wissenschaft hoch und war eine überzeugte Anhängerin der damals noch höchst umstrittenen Darwinschen Evolutionstheorie, eben „eine Intellektuelle von herausragendem Format“. So verkündet es die Broschüre des Bertha-von-Suttner-Studienwerkes. Als Rollenvorbild für junge Talente taugt sie unbedingt. Vor allem, wenn diese weiblich sind.
JUDITH RAUCH
Bewerben bei: suttner-studienwerk.de