Gegenwind bei Terre des Femmes
In den Tagen nach der Maischberger-Sendung am 26. November ging es hoch her bei Terre des Femmes. Der Grund: Die Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation und grüne Bundestagsabgeordnete a.D., Irmingard Schewe-Gerigk, hatte das von ihr maßgeblich mitinitiierte Prostitutionsgesetz von 2002 vehement verteidigt. Die Politikerin hatte jeden Zusammenhang zwischen Prostitution und Menschenhandel bestritten und konnte in der „freiwilligen“ Prostitution keinerlei Problem erblicken. Der Staat müsse sich „nicht einmischen, wenn zwei Menschen einvernehmlich und gegen Geld miteinander Sex haben“.
Dabei hatte Terre des Femmes noch im September 2011 in einem Positionspapier erklärt: „TDF bewertet Prostitution als frauenverachtend, denn Frauen und weibliche Sexualität werden zur Ware, einem käuflichen Objekt degradiert. Für TDF ist Prostitution daher mit der Menschenwürde nicht vereinbar.“ Und weiter: „Für TDF ist Prostitution, wie sie sich derzeit in Deutschland gestaltet, Ausdruck eines Machtungleichgewichts zwischen den Geschlechtern und somit Kennzeichen des Patriarchats. Prostitution schützt eine Gesellschaft und ihre Mitglieder keinesfalls vor sexualisierter Gewalt und ist mit der im Grundgesetz verankerten Gleichberechtigung nicht vereinbar.“
EMMA fragte nun verwundert in ihrer Meldung auf EMMAonline: „Wie konnte es dazu kommen, dass jemand, der in einem so zentralen Punkt wie der Prostitution eine völlig konträre Haltung vertritt, Chefin der Frauenorganisation wird? Und diese Pro-Prostitutionsmarkt-Politik auch noch im Namen der Organisation propagiert? Und wer hat die ursprüngliche prostitutionskritische Position aus dem Programm von TdF gestrichen?“
Christa Stolle, Geschäftsführerin von Terre des Femmes, legt nun Wert auf eine Richtigstellung: Von dem „langfristigen Ziel einer Gesellschaft ohne Prostitution“ sei Terre des Femmes nie abgerückt. Im Jahr 2007 sei das Thema Prostitution auf einem „Positionierungstreffen“ von den Mitfrauen diskutiert worden. Ergebnis: Das besagte Positionspapier, das Prostitution als „unvereinbar mit der Menschenwürde“ betrachtet. Christa Stolle: „Seitdem hat sich an der Position des Vereins nichts geändert!“
In der Tat findet sich das Positionspapier noch auf der Website von Terre des Femmes, wenngleich es inzwischen einige Mühe kostet, es in der Unter-Unter-Rubrik „Allgemein-Offene Briefe“ aufzuspüren. EMMA stellt das gern richtig. Stellt sich aber gleichzeitig die Frage: Wie kann es sein, dass die Frauenrechtsorganisation eine Frau an ihrer Spitze hat, die mit der, laut Terre des Femmes, „menschenunwürdigen“ Prostitution so gar kein Problem hat?
P.S. Terre des Femmes weist darauf hin, dass sich das Positionspapier inzwischen auf der Startseite befindet. Es ist verlinkt in einer Stellungnahme zur aktuellen Debatte, die einige Tage nach der Maischberger-Sendung gepostet wurde.
Aktualisiert am 16.12.2013, 12.45 Uhr