Tobias und andere gegen Prostitution!

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Tobias erzählt: „Mein Großvater (väterlicherseits) war Lufthansapilot und hat meine Oma - und damit auch seine Kinder - nach Strich und Faden betrogen. Mein Vater ist das komplette Gegenteil. Er hat die Rockmusik als Beruf aufgegeben und einen Bürojob angenommen, um für die Kinder da und nicht wochenlang unterwegs zu sein. Meine Mutter, die noch in ihren 40ern das Abitur nachgemacht hat, begleitet heute einen behinderten Jugendlichen zur Schule. Auch sie ist geprägt von ihrem Vater, der extrem dominant war den Kindern gegenüber. Meine vier Jahre ältere Schwester hat mir in meinem Leben immer wieder geholfen, zu mir selbst zu finden.“

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Vor einem knappen Jahr hat er Shiva geheiratet. Mittlerweile macht sie in Thüringen eine Ausbildung als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Sie ist Feministin und „liest seit Jahren EMMA“. Beide sind Anhänger der Bahá-í-Religion, in der die Gleichberechtigung von Mann und Frau eine zentrale Rolle spielt. Tobias erklärt: „Es gibt da ein schönes Zitat aus dem so genannten Weltfriedensvertrag: ‚Die Menschenwelt hat zwei Flügel: Den einen bilden die Frauen, den anderen die Männer. Nur wenn beide Flüge gleichmäßig entwickelt sind, kann ein Vogel fliegen. Bleibt ein Flügel schwächlich, so ist kein Flug möglich.'“

Zur Prostitution sagt Tobias: „Früher habe ich mich für andere Themen stark gemacht. Als meine Frau mir dann (auch mit Hilfe der EMMA) zeigte, wie ungerecht die Welt zum weiblichen Geschlecht ist, wurde mir einiges klar und ich wurde schließlich selbst zum Feminist. Dass die Prostitution größtenteils ausbeuterisch ist, hat mir sofort eingeleuchtet. Das Argument ‚Das war doch schon immer so!’ ist für mich keines. Es ist doch klar, dass es in der Prostitution ein Machtgefälle gibt und Abhängigkeiten in der Prostitution. Was könnte mich selbst dazu bringen, mich zu prostituieren? Da müsste schon sehr viel passieren! Deshalb muss die Nachfrage bekämpft werden, denn ohne sie gäbe es die Prostitution nicht, und die Frauen, die heute keine andere Möglichkeit sehen, hätten dann plötzlich ganz andere Chancen. Auch den Männern würde ein Sexkaufverbot gut tun, denn profitieren tun wir Männer von dem ganzen nur in sehr oberflächlichen Sinne.“

Nicht nur Tobias würde sich über weitere Mitstreiter freuen.

Hier euer Protestfoto hinschicken.

Hier das Manifest unterschreiben.

Mehr über die Männer gegen Prostitution in der aktuellen EMMA.

 

 

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EMMA traf einen, der Nein sagt

Hans Broich mit Lebensgefährtin Bérénice. - © Anna Müller
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Hans, wie bist du eigentlich dazu gekommen, dich gegen Prostitution zu engagieren?
Ich laufe permanent mit einem kleinen, sechsjährigen Mädchen durch die Stadt und sehe dabei auf Werbeplakaten nur nackte Frauen. Da geht es zunächst noch gar nicht um Prostitution, sondern um den alltäglichen Sexismus, der mir überall begegnet. Dagegen zu halten ist schwer, weil ein unglaublicher Mediendruck herrscht. Wir kaufen der Kleinen schlichte, praktische Schuhe, aber im Kindergarten haben alle Mädchen rosa Prinzessinnen-Glitzer-Schuhe. Als das Barbie-Dreamhouse hier in Berlin stand, sind alle Mädchen aus dem Kindergarten hingegangen. Was nun die Prostitution angeht: Prostitution ist in meinen Augen gleichzeitig Auswuchs und Förderer von Sexismus.

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Dabei gehörst du zu der Generation junger Männer, die mit dem Slogan von der Prostitution als „Beruf wie jeder andere“ aufgewachsen ist.
Klar! Als ich in der Oberstufe war, sind Mitschüler in der großen Pause ins Artemis gefahren (ein Großbordell in Berlin, Anm. d. Red.). Das waren zwar nicht meine Freunde, aber ich bekam das mit, weil ganz offen darüber gesprochen wurde. Auch in meinem früheren Freundeskreis habe ich das gemerkt. Man muss dazu sagen, dass wir viel in Berlin-Mitte-Kreisen unterwegs waren. Das war so ein Milieu mit reichen Künstler-Kindern. Und eines Abends hat mich eine Freundin, mit der ich aufgewachsen bin, angerufen und gesagt: „Ich bin hier in so einer Bar, kommt doch da nach der Arbeit noch hin!“

Prostitution ist gleichzeitig Auswuchs und Förderer von Sexismus

Dann sind Bérénice und ich hingefahren und kamen in einen dunklen Raum. Da war eigentlich nur ein Barkeeper, und in der Ecke saßen ein paar aufgebrezelte Frauen. Dann wurden wir in einen Hinterraum geführt. Da standen Leder-Couches und auf einer saß ein bekannter Berliner Gastronom und hatte zwei 20-jährige Frauen auf dem Schoß. Wenn da zwei Frauen auf dem Schoß von einem sechzig Jahre alten, wahnsinnig unattraktiven Mann sitzen, dann weiß man einfach, was los ist. Wir waren da in einer Art Bordell gelandet. Und was besonders eklig war: Alle haben so getan, als ob das völlig normal wäre. Die Freundin, die uns da hinbestellt hatte, hat uns sogar noch einen Porno auf ihrem iPhone gezeigt und gesagt: „Guckt mal, der ist so hardcore, das ist quasi eine Vergewaltigung.“ Wir sind dann sofort gegangen.

Hast du selbst nie gedacht: Das würde ich auch gern mal …?
Nein! Das wäre für mich nie in Frage gekommen. Ich würde mich zu Tode schämen. Ich möchte keinem anderen Menschen auf diese Weise begegnen. Viele Leute, mit denen ich über Prostitution diskutiere, wollen Statistiken hören. Das ist für mich gar nicht der Punkt. Es ist eine Sache des gesunden Menschenverstandes.

Das ganze Gespräch steht in der EMMA Mai/Juni 2014. Ausgabe bestellen

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