Was die Maus noch lernen muss
Die "Sendung mit der Maus" beginnt diesmal mit einem Blumenbeet in Regenbogenfarben. Das steht auf dem wilden Gelände der Technik-Tüftlerin Laura Kampf. Laura und Christoph erklären uns, dass am 31. März der „Transgender Day of Visibility“ ist, und weil Christoph das schwierige Wort ziemlich vernuschelt und die meisten Kinder kein Englisch können, nochmal auf Deutsch: der „Tag der Sichtbarkeit von Transpersonen“. Was Transpersonen sind, lernen die kleinen ZuschauerInnen am Beispiel von Erik bzw. Katja.
Erik hat 20 Jahre lang als Obdachloser gelebt. Jetzt hat er, mit Hilfe der Maus, eine Wohnung gefunden. Als "Maus"-Autorin Shiam El-Maimouni Erik in seinem neuen Heim besucht, ist aus dem Mann mit dem grauen Vollbart eine Frau mit glatten Wangen und langen blonden Haaren geworden. Erik heißt jetzt Katja.
Shiam El-Maimouni erklärt uns: „Schon als Kind hatte Katja das Gefühl, im falschen Körper zu stecken. Katja sah zwar äußerlich aus wie ein Junge und wurde von allen Erik genannt, aber sie merkte, dass sie innendrin anders war, sich anders fühlte, nämlich wie die Mädchen in ihrer Klasse. Dass sie so war wie sie und nicht wie die Jungs.“
Wir lernen, liebe Kinder: Jungs und Mädchen sind grundsatzlich völlig verschieden. Und Jungs, die sich „fühlen wie Mädchen“, stecken im „falschen Körper“. Sie sind keine richtigen Jungs, sondern: Mädchen.
Wir lernen: Jungs, die sich "fühlen wie Mädchen", stecken im "falschen Körper"
„Ich mochte einfach, wie die sich kleiden, die Haare, wie die sich geben“, erklärt Katja. „Du wolltest also so aussehen wie die Mädchen?“ fragt Shiam El-Maimouni. „Ich möchte so aussehen wie die, aber ich möchte auch so sein wie die, ich möchte mich so verhalten“, sagt Katja. “Ich musste als Junge immer diesen starken Max markieren.“
Wir lernen, liebe Kinder: Jungs, die die für sie vorgesehene Geschlechterrolle als „starker Max“ nicht erfüllen wollen, sind keine richtigen Jungs, sondern: Mädchen. Wir lernen nicht, liebe Kinder: Dass wir die Sache mit dem „starken Max“ auch hinterfragen und dafür sorgen könnten, dass Max auch mal schwach sein darf.
„Katja zieht gern Röcke und Kleider an. Jeder soll sehen, dass sie eine Frau ist“, erklärt uns Shiam El-Maimouni und lässt sich von der sehr sympathischen Katja ihr Ikea-Regal voller High Heels zeigen. Katjas Lieblingsschuhe: silberne Glitzerschuhe mit Riesenabsätzen. „Mittlerweile kann Katja gut auf hohen Schuhen laufen“, freut sich die Moderatorin.
Wir lernen, liebe Kinder: Frauen sind nur Frauen, wenn sie Röcke und Kleider tragen und sooo hohe Schuhe, dass sie auf denen erst laufen lernen müssen.
Transfrau Katja: Ich musste als Junge immer den starken Max markieren
Erik bekam schließlich einen neuen Pass und eine neue Geburtsurkunde. Erik/Katja scheint im tiefsten Innern davon überzeugt zu sein, dass er/sie im „falschen“ Körper steckt und als Frau leben möchte. Das gibt es, liebe Kinder, und EMMA findet auch, dass es in so einem Fall möglich sein sollte, das Geschlecht zu wechseln.
Für diesen Wechsel musste Erik zwei Gutachtern „sein ganzes Leben erzählen“. Das findet Shiam El-Maimouni „krass“.
Deshalb erklären uns Laura Kampf und Christoph am Ende nochmal: „Katja hat ja erzählt, wie schwierig und unangenehm es für sie war, ihren Personenstand zu ändern. Aber dazu gibt es demnächst ein neues Gesetz: Und dann kann jeder oder jede selber entscheiden, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlt und welchen Namen er oder sie tragen will. Und dann kann kein Gericht und kein Gutachter mehr darüber entscheiden.“
Wir lernen nicht, liebe Kinder: Dass die Zahl der echt Transsexuellen sehr niedrig ist. Dass die Zahl der Mädchen, die „transitionieren“ wollen, heute mindestens zehnmal so hoch ist wie die der Jungs. Das ist neu. Viele dieser Mädchen wollen ihren Körper mit Hormonen vollpumpen und sich die Brüste amputieren lassen. Warum? Weil sie wirklich tief, definitiv und untherapierbar transsexuell sind, wie Katja? Oder weil sie einfach keinen Bock haben auf Rosa und Prinzessin und lieber Fußball spielen oder sich in ein Mädchen verlieben?
Wir lernen: Die "Sendung mit der Maus" wirbt kritiklos für das Selbstbestimmungsgesetz
Wir lernen nicht, liebe Mädchen, dass ihr all das tun könnt, auch ohne Pubertätsblocker und Hormone zu schlucken und euch die Brüste abnehmen zu lassen. Ihr seid nämlich freie Menschen und könnt alles tun, was Jungen tun.
Wir lernen stattdessen, liebe Kinder und Eltern: Dass Aufklärung ausgerechnet die tolle „Sendung mit der Maus“ in dem Fall so gar nicht interessiert. Und dass sie stattdessen völlig kritiklos für das sogenannte „Selbstbestimmungsgesetz“ der Regierung wirbt und sämtliche Gefahren des Gesetzentwurfs, der schon 14-Jährige zum "Geschlechtswechsel" einlädt, ignoriert.
Am Ende kommt dann noch ein Lied: Die kleine Prinzessin will nicht mehr sticken und nähen, sondern lieber ein Ritter sein – und darf das auch. Das Lied gehört zu den „Maus Classics“, ist also schon älter. In seiner aktuellen Version würde die kleine Prinzessin vermutlich das Geschlecht wechseln. Denn Frauen, die Ritter sind - das können doch keine richtigen Frauen sein, die stecken im falschen Körper. Oder, liebe Maus?
Und hier noch ein Lektüre-Tipp für Eltern, KollegInnen und alle, die es genauer wissen wollen: Alice Schwarzer/Chantal Louis (Hrsg.): Transsexualität. Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift (Kiepenheuer & Witsch).