Trump: Die Wut der Frauen!
In amerikanischen Städten gehen zurzeit tausende Menschen auf die Straße. „Not my president!“, skandieren sie. „Black live matters“. Und „Fuck Trump!“. In New York, in Washington, in Chicago, Los Angeles, in Philadelphia, in Seattle, in Phoenix, in Oakland, überall das gleiche Bild.
Es ist nicht überraschend, dass es die Frauen sind, allen voran junge Frauen, die bei diesen Demonstrationen ganz vorne weg laufen und ihrer Wut über den Ausgang der Präsidentschaftswahl Luft machen. Oder ihrer Trauer. Denn entgegen dem Klischee über die „Altfeministinnen“ waren es vor allem junge Amerikanerinnen, die Hillary mit großer Mehrheit zu ihrer Präsidentin gewählt haben - bzw. gerne gewählt hätten. Ihre Zukunft liegt nun in den Händen eines unkalkulierbaren, sexistischen alten Mannes.
Aber es sind nicht nur die jungen, weißen Amerikanerinnen, die gegen Trump auf die Straße gehen. Zusammen mit ihnen protestieren auch schwarze Frauen. Gerade sie hatten ihre Stimmen in überwältigender Mehrheit an Hillary Clinton gegeben.
Vier Tage lang, für 100 Stunden, wollen sie öffentlich protestieren. Auf den Straßen und im Netz unter #Our100.
https://www.instagram.com/p/BMm9zMlj23P/
„Heute haben wir verstanden, wie weit wir noch von einer Nation entfernt sind, die Freiheit und Gerechtigkeit für alle garantiert“, steht in dem Offenen Brief, mit dem 100 „Women of Colour Leaders“ in führenden Positionen in Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zu den Protesten aufrufen. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um das Amerika aufzubauen, dass wir verdienen. Aber wir sind stark, entschlossen und wir haben gerade erst begonnen“, erklärt auch Alicia Garza, Mitgründerin der Initiative „Black Live Matters“ und Mitunterzeichnerin des Offenen Briefs.
„Meine Rechte sind in Gefahr!“, erklärt auch eine Frau auf der Demo in New York. Dass ausgerechnet ein Mann, der vielfach wegen sexueller Belästigung beschuldigt wurde, nun im Weißen Haus sitzt, „bricht mir das Herz“, sagt eine andere. Denn „diese Botschaft an mich, an eine Überlebende sexueller Gewalt, lautet: Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Mann so etwas tut, er hat keine Konsequenzen zu befürchten.“
Eine weitere Frau klagt: „Die Glasdecke ist zu einer Betondecke geworden!“ Eine Anspielung auf die berüchtigte Glasdecke, die den Aufstieg der Frauen stoppt. Und Hillarys Antrittsrede, in der die sie unter Jubel verkündet hatte: „Wo es keine Decke gibt, ist nur der Himmel die Grenze!“
Auch auf Twitter machen Frauen ihrem Ärger Luft. „Die qualifizierteste Frau der Welt kandidiert als Präsidentin gegen den schlimmsten Mann der Welt – und das ist das Ergebnis! Ich bin traurig und kann darüber keine Witze machen!“ schreibt zum Beispiel die neuseeländische Komikerin Alice Snedden.
https://twitter.com/AliceSnedden/status/796200445995663360
Kurz nach der Wahl meldeten sich auf Twitter auch die ersten Stars zu Wort, die Clintons Wahlkampf unterstützt hatten. „Sitzt jetzt nicht still! Jammert nicht! BEWEGT EUCH! Wir sind keine Nation, die sich von Hass leiten lässt!“ verkündete Sängerin Katie Perry („I kissed a girl“).
Do not sit still. Do not weep. MOVE. We are not a nation that will let HATE lead us.
— KATY PERRY (@katyperry) November 9, 2016
Und die Feministinnen? Ms.-Gründerin Gloria Steinem war eine der ersten, die sich zu Wort meldete. Im britischen Guardian analysiert sie, warum diese Präsidentschaftswahl gleichzeitig eine große Gefahr aber auch eine große Chance sein kann. Noch nie sei das Bewusstsein der AmerikanerInnen für die Bedeutung der Gleichberechtigung so groß wie heute gewesen, schreibt Steinem. „Trumps Frauenhass hat die Frauen vereint und die Männer sensibilisiert“. Ein Aufbruch, besser: ein Ausbruch. Aber genau darin, schreibt Steinem, liege auch die Gefahr dieser Zeit: „Wir kennen das von Häuslicher Gewalt. Die gefährlichste Zeit ist die kurz vor oder kurz nach der Flucht.“
Diese Zeit ist jetzt.