Schach verschleiert: Richtig? Falsch?
Im Vorfeld waren die Weltmeisterschaften sehr umstritten, weil Iran von den Spielerinnen verlangte, sich zu verschleiern und nur Gesicht und Hände zu entblößen. Daraufhin boykottierten zwei Amerikanerinnen – Nazi Paikidze-Barnes und Carla Heredia, die Spiele (EMMA berichtete). Befürworter der Spiele höhnten, die beiden hätten eh keine Chance gehabt.
Das Schachspiel war mal ein nationaler Sport in Persien. Im Iran der Ayatollahs wurde Schachspielen zunächst verboten, dann aber wieder erlaubt, weil der Widerstand zu groß war.
Die Weltmeisterschaft der Frauen nach Teheran zu holen, war ein geschickter Schachzug: sowohl für den Iran als auch für den Schachweltverband. Denn niemand anderes wollte die 450.000 Dollar Preisgelder aufbringen plus Organisationskosten. SchachspielerINNEN sind aber nicht nur in islamistischen Diktaturen zweiter Klasse. Also diskutierte der Weltverband gar nicht erst darüber, sondern nahm die Entscheidung pro Irans Schleier einfach in sein Protokoll auf.
Die internationalen Spitzenschachspielerinnen reagierten unterschiedlich darauf: von empört über indifferent oder naiv bis einverstanden. Die deutsche Schachspielerin Elisabeth Pähtz aus Erfurt lag mit ihrer Meinung in der Mitte. Aber immerhin: Sie trug eine relativ provokante Strickmütze und zeigte bloße Unterarme (Foto li). Sie schied in der zweiten Runde gegen die Schwedin Pia Cramling aus. So blieben uns die Siegerinnenfotos unterm Hidjab erspart.
Eine war nicht dabei bei den Spielen: Dorsa Derakhshani, Mitglied der Iranischen Nationalequipe und Nr. 5 der Weltrangliste. Die 18-Jährige war ausgeschlossen worden, weil sie sich erdreistet hatte, an dem Wettbewerb in Gibraltar unverschleiert teilzunehmen. Und ihr 15-jähriger Bruder Broma hatte gewagt, gegen einen Israeli anzutreten.
Der Direktor der iranischen Schachfederation, Mehrdad Pahlevanzadeh, hatte daraufhin angekündigt, man werde sich die beiden „ernsthaft vorknöpfen“. Die Geschwister leben zurzeit in Spanien. Wohl besser so.