Von Lisa Simpson lernen

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„Die Simpsons“ sind eine der einflussreichsten Comic-Serien,  eine brillante Satire auf Amerika und die Pop-Kultur. Aber die Show ist auch noch in einer anderer Hinsicht prägend: Lisa Simpson, für ewig acht Jahre alt und der emotionale Kern der Familie, ist ein Vorbild für junge Mädchen. Hier ein paar Lektionen, die sie mir über die Jahre erteilt hat.

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„Glaub an dich und du kannst alles schaffen."
Das ist die Kernaussage der Folge „Lisa vs. Malibu Stacy“. Darin bezieht Lisa Position gegen das sexistische Gequassel der sprechenden Puppe Malibu Stacey. Frustriert über deren sexistischen Slogans – Stil: „Lass uns Kekse backen für die Jungs“, „Von zu viel Nachdenken bekommt man Falten“ oder „Mein Name ist Stacy, aber du kannst mich (bewundernder Pfiff) nennen“ – schließt sich Lisa mit der Erfinderin von Malibu Stacy kurz, um ihre eigene sprechende Puppe zu erschaffen, Lisa Löwenherz. Als Malibu Stacy Lisa Löwenherz aussticht, fühlt sich die Schöpferin Lisa kurzzeitig entmutigt. Bis sie plötzlich ihre eigene Stimme hinter sich hört: „Glaub an dich und du kannst alles schaffen!“ Als sie sich umdreht, sieht sie ein Mädchen in ihrem Alter, das eine Lisa-Löwenherz-Puppe in der Hand hält und lächelt. In diesem Moment begreift Lisa, dass sie, neben der augenscheinlich unüberwindbaren Herausforderung gegen ein großes Spielzeugunternehmen anzutreten, das Leben eines einzelnen Menschen verändert hat. Das war die ganze Mühe wert. Und vor allem: Sie hat im Alter von nur acht Jahren ein Spielzeug mitentwickelt.

„Es ist in Ordnung, traurig zu sein.“
„Lisa bläst Trübsal“, so heißt eine der ersten Episoden der Simpsons. Sie ist überraschend düster für eine Comic-Sitcom. Lisa verbringt die meiste Zeit der Sendung in einer depressiven Stimmung. Sie ist traurig und keiner kann damit umgehen. Ihre LehrerInnen spotten über ihre Traurigkeit oder ignorieren sie einfach. Ihr Bruder Bart, gerade zehn Jahre alt und ziemlich egoistisch, will nichts davon wissen. Ihre wohlmeinenden aber verwirrten Eltern raten ihr: Kopf hoch und die Traurigkeit vergessen. Aber Lisa fühlt sich nicht besser. Das ändert sich erst, als sie den Jazzmusiker namens „Zahnfleischbluter Murphy“ trifft. Endlich findet sie einen Weg, jemandem, der sie versteht, ihre Traurigkeit mitzuteilen. Aber erst als ihre Mutter Marge ihr erklärt, dass sie so traurig sein kann wie sie möchte und niemals auch nur einer anderen Person zuliebe lächeln muss, fühlt sich Lisa endlich wirklich glücklicher - und hat ein echtes Lächeln im Gesicht. Lektion? Es ist okay, manchmal traurig zu sein. Mädchen müssen kein falsches Lächeln aufsetzen. Die einfache Botschaft, dass Menschen ein Recht auf ihre Gefühle haben, ist eine sehr starke. Eine, bei der ich froh bin, sie schon in jungem Alter mitbekommen zu haben.

„Setz dich für deine Ansichten ein, aber respektiere auch andere Meinungen.“
Lisa ist, wie viele junge AktivistInnen, in vielen verschiedenen Bereichen leidenschaftlich engagiert. Sie ist Feministin, Umweltschützerin und Vegetarierin, und nichts erregt ihren Zorn mehr als soziale Ungerechtigkeiten oder Lügen. Meistens hat sie Recht im Kampf für ihre Anliegen und ist oft die Einzige, die sich für die richtige Seite einsetzt. Gelegentlich wird Lisa jedoch ein bisschen kurzsichtig und vergisst, dass nicht jeder die Welt genauso sieht wie sie. Sie ruiniert das Grillfest ihres Vaters, weil sie seinen Fleischkonsum nicht gutheißen will; aber von Apu, einem Veganer, wird sie wach gerüttelt, als er ihr den Rat gibt, „zu leben und leben zu lassen“. Lisa lernt eine wichtige Lektion über Toleranz, während sie nach wie vor zu ihren Überzeugungen steht.

„Es ist keine Schande ZweiteR zu sein“.
Weil sie nicht sehr viele Freunde hat, stürzt Lisa sich in ihre Musik und in die Schulaufgaben. Sie fühlt sich unmittelbar bedroht, als ein neues Mädchen in ihre Klasse kommt, das eine bessere Schülerin und eine bessere Jazzmusikerin ist: Alison. Lisa wird so eifersüchtig, dass sie sogar mit ihrem Bruder Bart zusammenarbeitet, um Alisons „Diorama“ im Diorama-Wettbewerb der Schule zu zerstören. Erst als ihre Schuldgefühle sie quälen, gibt sie ihre Taten zu. Und dann verlieren beide auch noch gegen den Außenseiter Ralph Wiggum. Zum Schluss der Folge lernt Lisa, dass es keine Schande ist, die Zweite hinter Alison zu sein. Nachdem sie ihre Eifersucht bewältigt hat, streckt sie ihr freundschaftlich die Hand entgegen. Denn: Warum eifersüchtig sein, wenn man endlich jemanden in seinem Alter gefunden hat, der/die die gleichen Leidenschaften und Interessen teilt?

„Folge deinen Leidenschaften, auch wenn du Rückschläge erlebst.“
Eine meiner Lieblingsfolgen von den „Simpsons“ ist „Der Eignungstest“ aus der dritten Staffel. Ein Experiment mit dem Rollentausch. Nachdem sie die Ergebnisse eines landesweiten, standardisierten Karriereeignungstests bekommen haben, beginnt Bart sich für die Arbeit der Polizei zu interessieren und wird zum tyrannischen Aufseher der Schule. Lisa, währenddessen enttäuscht von ihrem Test und ihren angeblichen Wurstfingern, verlässt die Jazzband, hört auf Saxophone zu spielen und benimmt sich schlecht in ihrer Klasse. Sie zieht sogar den größten Streich der Schulgeschichte durch und klaut alle Lehrerausgaben der Schulbücher aus den Klassenzimmern. Als es so aussieht, als würde sie demnächst erwischt werden, springt Bart, in einem seltenen Anflug von brüderlicher Loyalität, für sie ein und erzählt, Rektor Skinner, er sei der Schuldige. Später erzählt er Lisa, warum er die Schuld auf sich genommen hat: „Ich wollte nicht, dass du dir dein Leben zerstörst. Du hast den Grips und das Talent, so weit zu kommen, wie du willst. Und wenn du das tust, werde ich da sein - um mir Geld zu borgen.“ Er sitzt die Strafe ab – 600 Tage Nachsitzen – und Lisa, die Musik wieder genießen kann, spielt draußen Saxophon, um ihm Gesellschaft zu leisten. Mit der Hilfe ihres Bruders merkt Lisa, dass Ergebnisse eines Tests im Grunde wenig bedeuten. Sie hat Ehrgeiz, Talent, Intelligenz und Leidenschaft und sie wird weit im Leben kommen, solange sie sich weiter traut.

„Hab Spaß und sei albern.“
Wenn Lisa Simpson nur über die Welt predigen und für ihre Überzeugungen einstehen würde, wäre sie eine ziemlich bewundernswerte aber eher langweilige Figur. Aber zum Glück vergisst die Serie selten, dass sie noch ein Kind ist und sich auch so benehmen will. Sie guckt „Krusty, der Clown“ und „Itchy & Scratchy“ mit Bart und lacht mindestens genauso über die Gewalt in den Trickfilmen. Sie träumt von einem Jungen namens Cory und liest das „Nicht-bedrohliche Jungs“-Magazin. Sie hat Übernachtungsgäste und liest „Die Babysitter Zwillinge“. Und auch wenn sie über die Darstellung von Frauen und Mädchen in den Medien besorgt ist, gibt sie sich ab und zu Prinzessinnen-Fantasien hin und wirbelt in Feenröckchen herum. Sie ist nicht nur der lebenslustigste Charakter bei den Simpsons, sondern in ihrem Herzen ein acht Jahre altes Mädchen, und ein konsequent menschlicher Charakter, obwohl sie eine Zeichentrickfigur ist.

Lady T schreibt für Bitch Flicks, die einen feministischen Blick auf Filme & Serien werfen. 

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