Wahrheiten über Katzen

Foto: Walter Schels
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Im Gegensatz zu Hunden, die in jeder Hinsicht von uns abhängig sind, auch hinsichtlich ihres emotionalen Wohlbefindens, scheinen Katzen eher Soziopathen zu sein. Die meisten KatzenbesitzerInnen (wenn man das Wort überhaupt verwenden kann) haben den Verdacht, dass ihre Katze sie sofort verlassen würde, wenn sie nicht mehr dazu in der Lage wären, ihre Futterdosen zu öffnen. Obwohl Katzen bereits seit Tausenden von Jahren mit Menschen zusammenleben, ist es fraglich, ob sie dadurch überhaupt je zahmer geworden sind.

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Vielleicht werden Katzen aber auch bloß missverstanden. Im Vergleich zu Hunden drücken sie sich viel subtiler aus, so dass viele Menschen ihr Verhalten nicht deuten können. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass Katzen womöglich sozial intelligenter sind und sich vertrauten Menschen stärker anpassen, als man denkt. Diese Studien deuten sogar darauf hin, dass Katzen uns mögen (Ja, ich kann es auch nicht ganz glauben). Außerdem zeigen genetische Untersuchungen immer deutlicher, wie stark Katzen wirklich domestiziert wurden.

Katzen fanden es immer gut, den Menschen nahe zu sein

Katzen und Hunde sind die beliebtesten Haustiere der Welt und doch verhalten sie sich Menschen gegenüber sehr unterschiedlich. Hunde stürmen aufgeregt zur Haustür, wenn man nach Hause kommt, während Katzen distanziert und gleichgültig wirken können. Das hängt auch mit der Geschichte der Domestizierung dieser beiden Arten zusammen.

Während Hunde von Wölfen abstammen, die sehr soziale Wesen sind, waren die wilden Vorfahren der Katzen eher Einzelgänger. Die Domestizierung der Katzen begann vermutlich vor rund 10.000 Jahren im östlichen Mittelmeerraum. Im Jahr 2004 berichteten Archäologen von einer Katze, die vor rund 9.500 Jahren gemeinsam mit einem Menschen auf Zypern bestattet worden war. Das Grab gehört zu den ältesten Belegen für eine frühe Katze-Mensch-Beziehung.

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Leslie A. Lyons von der University of Missouri hat drei Jahrzehnte lang DNA von Katzen gesammelt und eine Reihe genetischer Marker unter sucht, um ihre Evolutionsgeschichte zu erforschen. „Im Endeffekt ist die Geschichte immer die gleiche“, sagt sie. Im Jahr 2008 stellte ihr Team DNA Proben von mehr als 1.100 Individuen von fünf Kontinenten zusammen. „Die größte Vielfalt fand sich im Vorderen Orient.“ Und das deute darauf hin, dass die Population dort ihren Ursprung hat. Das bestätigt auch eine Studie vom November 2022, für die sie mit ihren Kollegen DNA Proben von mehr als 1.000 Katzen sammelte. Auch hier zeigte sich, dass der östliche Mittelmeerraum die Region sein muss, in der Katzen domestiziert wurden.

Dabei war vor allem das Timing entscheidend. Katzen suchten die Gesellschaft von Menschen ungefähr zu der Zeit, als die Bewohner des östlichen Mittelmeerraums ihr Leben als Jäger und Sammler hinter sich ließen und mit der Landwirtschaft begannen. Sie fingen an, Getreide wie Weizen anzubauen und Vorräte anzulegen. „Das hat Nagetiere und andere Schädlinge angelockt“, erklärt Danijela Popović von der Universität Warschau in Polen. „Und die vielen Nager haben schließlich Katzen angezogen.“

Menschen haben Katzen also höchstwahrscheinlich nicht absichtlich domestiziert. „Die Katzen fanden es gut, Menschen nahe zu sein, weil da das Futter war“, sagt Popović. Menschen hätten es umgekehrt aber auch ganz komfortabel gefunden, Katzen in ihrer Nähe zu haben. Wenn über haupt, dann haben sich  Katzen also selbst domestiziert.

Im Jahr 2014 beschrieb ein Team, dem auch Lyons angehörte, die erste vollständige Genomsequenz einer Hauskatze, die von einer Abessinierkatze namens Cinnamon stammte. Im Vergleich zu Wildkatzen zeigten mehrere Regionen des Genoms Anzeichen dafür, dass sie sich durch natürliche Selektion verändert hatten.

Einige Katzen wurden vermutlich einst Menschen gegenüber toleranter, vielleicht weil sie mutiger oder weniger ängstlich waren. Diese Katzen konnten sich von den Mäusen ernähren, die sich in der Nähe von Menschen tummelten – und erlangten dadurch einen evolutionären Vorteil gegenüber Artgenossen, die Menschen skeptisch betrachteten.

Mit der Zeit vertiefte sich die Katze-Mensch-Beziehung immer weiter. Im alten Ägypten wurden manche Vierbeiner sogar mumifiziert. Lyons und ihre Kollegen nutzten DNA von Katzenmumien, um zu belegen, dass die Tiere schon damals domestiziert waren. Später trug das Römische Reich dazu bei, dass sich Hauskatzen auf der Welt verbreiteten. Und eine zentrale Frage behherrschte alle Forschung: Können Katzen sprechen?

Über die aktuelle Studienlage zur Forschung der Kommunikation der Katzen schreibt der britische Wissenschaftsjournalist Michael Marshall in der aktuellen EMMA (Großer Teil seiner Studien ist seine Katze Peggy) - Den ganzen Artikel aus dem Dossier Tierrechte  in der September/Oktober-Ausgabe lesen.

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