ZDF-Zensur: Was man nicht sagen darf
Sahra Wagenknecht kann sich nicht über einen Mangel an Aufmerksamkeit durch die Medien beklagen. Das Sujet lohnt ja auch: von der kommunistischen Eisprinzessin bis zur mächtigen Realpolitikerin. Und je mächtiger sie wird, umso kritischer – oder sollte man sagen: hämischer? – wird die Berichterstattung über sie.
Gestern also nun im ZDF „Die Wagenknecht-Story“. 45 Minuten. Ich war auch dafür befragt worden, wusste aber schon vorher, dass ich trotz namentlicher Ankündigung nicht drin sein würde in dieser Dokumentation. Warum? Das später.
Was sahen wir denn nun in der ZDF-Doku "Die Wagenknecht-Story?
Zunächst einmal: Was sahen wir in dem wg. Einseitigkeit dann doch recht eintönigen Film? Wir sahen Wagenknechts politische GegnerInnen, die nun ganz real bedroht sind von dem Raketenstart des BSW, und die über den Ukrainekrieg noch nicht einmal diskutieren möchten. Denn sie haben recht mit ImmermehrWaffen, Unrecht haben die Anderen, die „Putin-Versteher“, nein „Putin-Freundinnen“.
Letztendlich waren dann nur zwei von zahlreichen Wagenknecht-KommentatorInnen wirklich differenziert: Christian Schneider, Wagenknechts sehr guter Biograph, sowie der Gerechte von der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl. Ersterer wurde mit eher schwachen Passagen zitiert, letzterer mit Kernsätzen wie: „Ich halte sie für eine echte Demokratin.“
Und der Rest? Von Anton Hofreiter bis Janine Wissler: Kleingeistige Nörgeleien über die Jeanne d’Arc des Bundestages.
Und mein Kommentar? Der war zwar in den Medien angekündigt, in letzter Minute aber aus dem Film wieder rausgeschnitten worden. Von höchster Stelle. Wofür sich der Filmautor vorab bei mir entschuldigte. Er bedauere das „außerordentlich“, weil „ich viele Ihrer Anmerkungen sehr erhellend und auf den Punkt gebracht fand“.
Mein Kommentar war in letzter Minute herausgeschnitten worden
Stattdessen kam dann vermutlich noch ein bisschen schlichter Hofreiter und verbissene Wissler rein…
Was aber hatte ich eigentlich gesagt, das „das ZDF“ so unpassend fand, dass von höchster Stelle zensiert wurde? Ich erinnere mich, dass ich die Zusammenarbeit mit Sahra Wagenknecht bei unserem „Manifest für Frieden“ Anfang 2023 sehr entspannt fand und kooperativ. Und sie, ganz gegen das Klischee, sensibel und uneitel sei. Und es störe mich auch keineswegs, dass sie ihrer Partei ihren Namen gegeben hat. Schließlich sei der bekannter als die gerade gegründete, unbekannte Partei. Und außerdem hätte ich eine Schwäche für starke, selbstbewusste Frauen.
Eigentlich also alles recht harmlos. Aber anscheinend schon zu viel. Gesendet wird nur noch, was passt. Was den Chefs passt. Autoren und Redakteure müssen die Meinung des Herrn haben, auch und gerade, wenn es die Öffentlich-Ungerechten sind, die von uns bezahlt werden.
ALICE SCHWARZER