Kamala Harris: Was zieht sie an?

Kamala (li.) in ihrer indischen Familie. Foto: privat
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Nein, einen Sari hat Kamala bei der Amtseinführung nicht getragen. Dafür ein blaues Ensemble, eine Reminiszenz an Shirley Chisholm, die erste Afro-Amerikanierin im US-Repräsentantenhaus. Über den Sari hat ganz Indien orakelt, denn nichts schien in diesen Tagen mehr die Gemüter zu bewegen als: Wird Kamala Harris am Mittwoch, wenn Joe Biden und sie, die als erste Frau Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten eingeschworen wird, einen Sari tragen oder schon wieder einen Business-Anzug? Natürlich wird es ein Sari sein, da sind sich die Inder einig. „Schließlich ist sie ja eine von uns.“ 

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Wen stört es schon, dass Kamala sich selber als „Afro-Amerikanerin“ bezeichnet. Jeder kennt doch schließlich die Fotos, auf denen sie mit ihren Großeltern in Madras zu sehen ist: im Sari.

Nur was für ein Sari soll es sein. In den sozialen Netzwerken tobt ein erbitterter Streit. Natürlich ein Benares-Sari, schreien die aus Varanasi. Das seien die schönsten, wie ja schließlich jeder wisse. Auf keinen Fall so ein überladenes Ding, schäumen die Bollywood-Experten aus Bombay, nein, einer mit einer feinen Borte müsse es sein, in den die guten Wünsche des Himmels hineingewebt wurden.

In den sozialen Netzwerken tobt ein Streit darüber, was für ein Sari es sein soll

Eigentlich wäre nur ein farbenprächtiger Sari aus Bengalen das Richtige, finden die Traditionalisten aus Kalkutta, schließlich habe das sechs Meter lange Stück Stoff eine jahrtausendealte Bedeutung. „Ja, richtig cool wäre das, da würde sie ein starkes Zeichen setzen“, heißt es beifällig. Und so geht das nun schon seit Tagen.

Schon überschlagen sich die Angebote von Designern und von den Leuten: Sie muss unbedingt einen Varanasi-Sari tragen. Das sind die besten in Indien. Nein, die Familie ist doch aus Tamil Nadu. Und da hat man die noch schöneren. Er muss unbedingt eine breite goldene Borte haben, nein, die Borte muss mit diesem und jenem durchbrochen werden, nur dann bringt es Glück etc. etc.

Und dann kommt eine offenbar ältere Dame namens Srinath Dharmapadam: “Ich bin eine Tamilin und Ihre Mutter war wie ich eine Brahmanin. Ich möchte Sie deshalb bitten, einen Pattu Pudavi für Ihre Inauguration anzuziehen. Wie gerne wäre ich dabei, ich würde vor Freude weinen.“ Fürsorglich fügt sie hinzu: “Sie können ihn ja zum abendlichen Ball tragen, falls es draußen zu kalt sein sollte.“ Was es sicherlich für einen tamilischen Seiden-Sari sein wird.

Und auch die wohlbetuchte und gar nicht so kleine indische Gemeinde in den USA will nicht aufgeben. „Was wäre das für ein Signal an das multikulturelle Amerika und seine Minoritäten“, sagt der indischstämmige Modedesigner Prabal Gurung, der bereits eine Kollektion à la Sari auflegte und sich „Madam“ schon mal als Couturier angeboten hat.

Ein Sari wäre ein Signal an das multikulturelle Amerika

Doch Kamala Harris hüllt sich in Schweigen. Und so bleibt auch die Frage: Sari oder nicht Sari gemeinsam mit den vielen logistischen Ungeklärtheiten wegen der angespannten Sicherheitslage in Washington ein weiteres Geheimnis.

Diesen Sicherheitsvorkehrungen für die Vereidigung am Mittwoch ist in letzter Minute auch ein spektakuläres Projekt zum Opfer gefallen. Tausende von Menschen in aller Welt, vor allem in Indien und in den USA, haben nämlich kleine viereckige „Kolams“ gemalt, mit denen der ganze Platz vor dem Capitol ausgelegt werden sollte. Kolams mit ihren aufgemalten Symbolen gehören vor jedes Haus in Tamil Nadu, in das ein neuer Bewohner einzieht. Sie stehen für einen Neuanfang, sollen Gesundheit, Wohlstand und positive Energie bringen und vor allem Zwietracht heilen. Diese Willkommen-Kolams für die neue Präsidentschaft werden natürlich nicht weggeworfen.

Aber nun müssen sie warten, auf hoffentlich bald ruhigere Zeiten, ohne Zwietracht.

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