Kaiserschnitt oder natürliche Geburt?

© Aliaksei Lasevich/fotolia
Artikel teilen

"Hinter Hecken hocken heimlich Helfer“ – so sollte der Stabreim auf das „Freebirthing“ lauten. Das mehr als 20 Millionen Mal auf Youtube angeklickte Video einer Schwangeren, die auf einer Matte in seichtem ­Gewässer ihr Kind allein zur Welt bringt, hat vor kurzem den TV-Sender Lifetime dazu inspiriert, demnächst die Doku-Serie „Born in the Wild“ aufzulegen.

Anzeige

Ganz so wild, wie kritische Geburtshelfer bereits befürchten, wird es jedoch wohl nicht werden. Denn Sanitäter, so die beruhigend beschwichtigende Antwort des Senders, sind nur einen Sprung entfernt. Unsichtbar zwar für den Zuschauer, aber doch nah genug, um sofort unterstützend einzugreifen. 

Tod im Kindbett: einst häufigste Todesursache
bei Frauen

Damit ist in der angekündigten Doku alles beisammen, was die Debatte um das „richtige“ Gebären derzeit an Scheinheiligkeit zu bieten hat: Eine toughe Mutter, die wahlweise vor Wald-, Wiese- oder Wasserkulisse ihr Kind demonstrativ ­autark zur Welt bringt. Das Misstrauen ­gegenüber den Urinstinkten ist zwar da, wird aber wohlweislich versteckt. Niemand soll bitte irritiert werden von den Gefahren, die genauso verborgen auf der Lauer liegen wie die Helfer mit ihren Infusionen, Zangen, Scheren und Atem­masken. Und deshalb wird das keine ­Dokumentation, sondern eine manipulierte Botschaft an die Schwangeren dieser Welt: Geht doch – frau muss nur wollen. Doch was dann da demnächst gesendet wird, ist die Ausnahme. Denn die Regel ist eine normale Geburt gerade nicht. Lediglich sieben Prozent aller Geburten gehen ohne jeglichen Eingriff vonstatten, so eine Klage vom Bund Deutscher Hebammen. Die Hebamme Susanne Steppat resümiert für das Jahr 2011: „Jede fünfte Geburt wurde eingeleitet, jede dritte durch einen Wehentropf beeinflusst, jede vierte Frau erhielt eine PDA, jede dritte einen Kaiserschnitt, jede vierte eine Episiotomie.“

Es ist eine Mär, dass alles ganz anders sein könnte, wenn man der Schwangeren nur Zeit, der Natur nur ihren Lauf ließe. Nicht zufällig war der Tod im Kindbett einst die häufigste Todesursache bei weiblichen Menschen. Klassisches Beispiel: die verzögerte Geburt. Es geht nicht vorwärts, der Muttermund öffnet sich nicht. Eine solche Konstellation ist bei Erstgebärenden der Hauptgrund – in 40 Prozent der Fälle – für einen Kaiserschnitt. Über viele Stunden hinweg kommen und gehen die Wehen, kräftezehrend für Mutter und Kind, unbefriedigend für die Hebamme. Die Verfechter einer natürlichen Geburt plädieren fürs Weitermachen, natürlich, möchte man sagen. Wer mit einem „Bitte geben Sie nicht zu früh auf, Sie schaffen das!“ die Schwangere zum Durchhalten motivieren will, hat bereits sprachlich den Grundstein dafür gelegt, dass sie sich ­später als Versagerin fühlen muss. Der Kaiserschnitt als Trostpreis, das große Los ziehen andere. 

Wirklich? Durchhalteparolen sind mitnichten ein guter Rat, wie jüngste Forschungsergebnisse aus Europas erstem Centre for Better Births lehren, eröffnet 2013 an der Universität Liverpool. Vor allem die Arbeiten der Physiologin Sarah Arrowsmith machen klar, warum die ­Beschaffenheit der glatten Gebärmutter-Muskelzellen den Geburtsverlauf mitdiktieren. Diese Zellen sind letztlich für die Kontraktionskraft und damit für den Erfolg der Wehen verantwortlich. Arrowsmith zeigt, dass die Muskelzellen individuell höchst unterschiedlich auf Wehenmittel wie Oxytocin ansprechen. Aus diesem Grund haben zum Beispiel Diabetikerinnen, übergewichtige Frauen und jene, die nicht zum errechneten Termin mit den Wehen loslegen können, schwache Wehen. Es nützt nichts, so das Fazit aus Liverpool, die Dosis der Wehenmittel zu erhöhen, denn die Myozyten der Gebärmutter reagieren bei diesen Frauen darauf nicht so, wie das die Zellen derjenigen tun, bei denen die Geburt lehrbuchmäßig läuft. 

Kaiserschnitt
als Trostpreis,
das große Los
ziehen andere

Was sagt uns das? Frauen können den Geburtsverlauf willentlich kaum beeinflussen. Nicht die Bereitschaft der Schwangeren, alles (eben nicht) in ihrer Macht Stehende zu tun, ist für den Verlauf entscheidend, sondern auch die molekularbiologische Ausstattung ihrer ­Gebärmutter. Da die meisten Geburten gerade nicht standardisiert unproblematisch, sondern unwägbar und mit vielen Interventionen ablaufen, steht zu vermuten, dass auch manch andere Frau, der man es von außen nicht ansieht, mit irgendeinem Handicap in die Geburt geht. So wird es vermutlich nicht einfach werden, wenn schon die eigene Mutter schwere Geburten durchzustehen hatte. Statt am guten Willen der Frauen zu zweifeln und ihnen auch noch Schuldgefühle zu vermitteln, wäre man vielleicht besser beraten, intensiv wie – jetzt endlich – in Liverpool nach möglichen Erklärungen zu fahnden. Aber die Geburt, ein zentrales Ereignis nicht nur in einem Frauenleben, ist ein Stiefkind medizinischer Forschung. Sie gilt als unattraktiv für ambitionierte Ärztinnen und erhielt bereits vor vielen Jahren den „hölzernen Löffel“ als Symbol für das wissenschaftlich rückständigste Fach der Medizin.

Wäre das anders, hätten wir uns schon längst von den gängigen Durchhalteparolen im Kreißsaal verabschiedet. Es wird nämlich dadurch nichts besser. Im Gegenteil: Der Schaden am Beckenboden wird nachweislich nur größer. Hans Peter Dietz, Professor an der Universität Sydney und Urogynäkologe an der Frauen­klinik in Penrith, beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Geburtsschäden am weiblichen Beckenboden und damit, wie man sie verhindern oder lindern kann. Seine zahlreichen Studien mittels akribischer Ultraschalluntersuchungen haben zutage gefördert, welcher Zerreißprobe der wichtigste Beckenbodenmuskel, der Levator ani, unter der Geburt ausgesetzt ist. Verletzungen nach vaginalen Geburten sind bei 15 bis 40 Prozent der Frauen am Beckenboden nachweisbar – und: Sie sind umso eher zu befürchten, je länger eine Geburt dauert. 

Nun lautet ein gängiger Vorwurf, viel zu viele Geburten würden viel zu früh per Kaiserschnitt beendet. Wäre aber die Vermeidung größerer Beckenbodenschäden nicht Grund genug, bei verzögertem ­Geburtsverlauf eher nicht zu lange zu ­zögern? Dem stimmt Dietz auf Nachfrage zu und übt außerdem Kritik an der aktuellen Forderung, die Kaiserschnittraten auf Teufel komm raus zu senken: „Die Trends sind überall dieselben: Erstge­bärende werden immer älter und über­gewichtiger, und Alter und Body-Mass-Index sind weitgehend für den Anstieg der Kaiserschnittrate verantwortlich“, klagt der Experte. „Wir sollen weniger Kaiserschnitte machen, weil das politisch gewollt ist, und das in einer Bevölkerung, die mehr und mehr Kaiserschnitte braucht. Das Resultat sind längere Geburten, mehr Zangen, mehr beschädigte Kinder und mehr Beckenbodenschäden. Wenn die Leute nur wüssten, worauf sie sich einlassen und wie viel Schaden angerichtet wird, wäre vieles anders.“

Zu den oft verleugneten Verletzungen gehören bei etwa einem Drittel der natürlichen Geburten auch Dammrisse. Das sind Einrisse in der Scheidenschleimhaut, im Beckenboden zwischen Scheide und After bis hin zum Schließmuskel am Darm- ausgang. Die australische Hebamme Elaine Greene schämt sich inzwischen dafür, früher „natürliche“ Geburten propagiert zu haben, wie sie in ihrem Beitrag in einem Gesundheits-Blog einräumt. Bekehrt wurde sie durch ihre Arbeit in einer Frauenarztpraxis, wo sie Abstriche zur Krebsfrüherkennung macht und so täglich den kaputten Geburtskanal von ­Müttern vor Augen hat. Sie schreibt: „Ich sehe immer mehr Frauen, junge und alte, die so gravierende Beckenbodenschäden haben, dass sie wegen Harn- und Stuhlinkontinenz ständig Windeln tragen. Wir verherrlichen die natürliche Geburt, die schlimme und dauerhafte Defekte hinterlässt. Der soziale Druck, natürlich zu gebären, ist immens.“

So immens, dass sich trotz der erkennbaren Risiken einer natürlichen Geburt nur wenige trauen, offen von vorneherein den Wunsch nach einem Kaiserschnitt auszusprechen. Solche Frauen haben eine denkbar schlechte Presse, sie sind Memmenmütter, Angstneurotikerinnen, „too posh to push“ (zu fein zum Pressen). Wie die Aburteilung wirkt, lässt sich in einschlägigen Internetforen nachlesen. Dort berichten Schwangere, wie sie in Geburtskliniken regelrecht genötigt werden, ihren Kaiserschnittwunsch zu begründen. Sie sehen sich oft in der Rolle der Bittstellerin und werden abgekanzelt mit Sätzen wie „Wenn man Angst hat, sollte man vielleicht gar nicht erst schwanger werden.“ 

Wenige trauen sich, den Wunsch nach einem Kaiser- schnitt aus- zusprechen

Da hilft es auch nicht, immer wieder klar zu stellen, dass nach Abwägung aller bekannten mütterlichen und kindlichen ­Risiken der Kaiserschnitt als sicherer gelten darf als die natürliche Geburt. So lautet ­jedenfalls das Fazit einer Konferenz an der Harvard Universität in Boston zum Thema „Wunschkaiserschnitt“ aus dem Jahr 2013. 

Dass sich diese Erkenntnis nicht durchsetzt, ist zum einen dem Umstand geschuldet, dass immer noch und wider besseres Wissen Wunschkaiserschnitt und Notkaiserschnitt in einen Topf geworfen werden. Wenn eine natürliche Geburt aus dem Ruder läuft, die Mutter am Ende ihrer Kräfte und das Kind gefährdet ist, ist der Kaiserschnitt eine Notlösung, war aber eben nicht die erste Wahl. Sind nun die damit einhergehenden Komplikationen dem Kaiserschnitt anzulasten oder dem Versuch, eine natürliche Geburt zu erzwingen? Ungleich besser sieht es jedoch unter den optimalen Bedingungen eines geplanten Eingriffs aus. Wie wenig indes differenziert wird, lässt sich u.a an der mantrahaft wiederholten Warnung ­erkennen, ein Kaiserschnitt erhöhe das Risiko für die Mutter, ein Blutgerinnsel zu entwickeln. Dazu sollte man wissen, dass solche Thrombosen vermeidbar sind, nur tut man dafür zu wenig: So wurde mehrfach nachgewiesen, dass die Thromboseprophylaxe nach Kaiserschnitt massiv vernachlässigt wird. In bis zu 75 Prozent fehlt es an jedweden vorbeugenden Maßnahmen – etwa Bewegungsübungen; werden gerinnungshemmende Medikamente gegeben, sind sie oft zu niedrig dosiert. Obwohl es also nachweislich an unzureichender Betreuung liegt, lastet man dies dem Kaiserschnitt an. Doch nicht der Kaiserschnitt ist zweitklassig, sondern die Behandlung der Kaiserschnittmütter. 

Der zweite – letztlich entscheidende – Grund, warum der Wunsch nach einem Kaiserschnitt so schlecht beleumundet ist, ist ein ideologischer. Denn diese Mütter tun etwas Unerhörtes: Sie verweigern sich dem Lackmustest Geburt. Nirgends zeigt sich nämlich angeblich besser, was eine Frau ausmacht, als darin, wie sie eine ­Geburt durchsteht, insbesondere in der Art und Weise, wie sie die Schmerzen ­bewältigt.

Aus der Publikation über die ländliche Gebärkultur der Magdeburger Historikerin Eva Labouvie wissen wir, dass der ­Geburtsschmerz schon immer „eines der äußeren Signien für den fehlenden Blick ins Leibesinnere“ war. Der Geburtsschmerz galt als ultimative Bewährungsprobe für den Charakter einer Frau. Denn die Geburt kombiniert „Schmerz und ­Eigenverschulden“, wie Labouvie eindrucksvoll herausarbeitet. So gab es „richtige“ und „falsche“ Schmerzen. 

Übermäßiger Schmerz galt als Zeichen für Liederlichkeit oder Fehlverhalten in der Schwangerschaft, ein zu wenig war ebenfalls verdächtig. Denn eine solche Mutter konnte ihr Kind nicht richtig lieben, die als schmerzlos geschilderten Geburten von Kindsmörderinnen treiben diesen Topos auf die Spitze. Das liegt auf einer Linie mit dem Verdikt von Papst Pius XII aus der Mitte des letzten Jahrhunderts über die Bindung einer Mutter an ihr Kind: „Sie liebt es umso mehr, je mehr Schmerz es sie gekostet hat.“

Wer allein auf weiter Flur steht sind Kaiser- schnittmütter

Klar, dass diejenigen, die sich dieser ­Nagelprobe eines Frauenlebens verweigern, gleichzeitig jenen, die bisher die Deutungshoheit über das „richtige“ Gebären innehatten, ihre Macht entziehen. Deshalb werden sie abgestraft. Diese Schwangeren müssen mutig sein, müssen sie sich doch gegen jahrhundertealte ­Deutungen wehren, die dem Kaiserschnitt die Schattenseite des Gebärens ­reserviert hatten.

Die Geburt des Antichristen per Kaiserschnitt war im Mittelalter ein beliebtes Bildmotiv, Teufelszeug also. Kaiserschnittkinder, die früher nur aus einer toten Mutter geschnitten werden konnten, hießen obornin, Ungeborene. Und der englische Ausdruck „not of woman born“ für ein Kaiserschnittkind besagt noch heute, dass eine solche Mutter eigentlich nicht geboren hat. Das lässt begreifen, dass nicht die Freebirther sind, die ohne Unterstützung bleiben. Wer wirklich allein auf weiter Flur steht und tough sein muss, sind die Kaiserschnittmütter. 

Artikel teilen

Liebeserklärung an meine Hebamme

Sonya Kraus: "Ohne meine Hebamme hätte ich nicht den Mut für ein zweites Kind gehabt."
Artikel teilen

Wer dem Ursprung der Wortes „Kreißsaal“ auf den Grund geht, findet heraus, dass die Bezeichnung vom Verb „kreischen“ inspiriert wurde, was logisch erscheint. Denn genau dort, an diesem Ort, muss das Runde durchs enge Eckige. Mutter Natur (die blöde Schlampe) ist mit uns Frauen mal wieder nicht zimperlich umgegangen, als sie sich diese Methode fürs Kinderkriegen ausdachte.

Anzeige

Die Bezeichnung
"Kreißsaal"
kommt vom Verb
"kreischen".

Klar, es hatten schon ein paar Milliarden Frauen vor mir geschafft, Kinder in die Welt zu pressen. Was mich hinsichtlich einer natürlichen Geburt jedoch keinen Deut beruhigte. Die verdammte Familienplanung hätte ich doch besser bis kurz vor der Menopause aufschieben sollen– falls überhaupt!

Schlaue Überlegungen, leider etwas zu spät: Ich war im sechsten Monat schwanger und panisch beim Gedanken an den unkalkulierbaren Ausnahmezustand des Gebärens.

Selbstverständlich hätte ich dem in meiner Branche üblichen Trend zum geplanten Kaiserschnitt folgen können. Nur fand ich den Gedanken, den Bauch aufgeschnitten zu bekommen, noch beängstigender. Es half alles nix, der Touchdown des neuen Erdenbürgers musste geplant werden.

Ich machte mich also schlau: Im Krankenhaus sind es vor allem die Hebammen, die die Arbeit tun. Sie sind an unserer Seite, wenn wir winselnd das Kamasutra durchtanzen, während der Herr Doktor nur zur Aufsicht dazukommt, um den Unterbodenschaden zu flicken, oder wenn’s mal nicht so prima flutscht.

Die Hebammen, diese großartigen Frauen, sind fest angestellt und arbeiten im Schichtbetrieb: Acht anstrengende aufregende Stunden, dann löst die Kollegin ab. 

Doch irgendwie war der Gedanke, dass mir eine Wildfremde, sei sie noch so kompetent, im Uterus herum kramte, nicht unbedingt sympathisch. Als so genannte Erstgebärende standen mir im schlimmsten Fall über 20 Stunden Wehen (Ja, kommt von „weh tun“) bevor, also dann auch gleich drei verschiedene Hebammen. Wie verlockend!

Die Hebamme ist zu jeder Tages-
& Nachtzeit für einen da.

Möglicherweise ist so was einem in dieser Situation schnurz, ich war jedoch sehr dankbar, dass mich eine Bekannte über die freiberuflichen so genannten Beleghebammen aufklärte. Schon während der Schwangerschaft kann frau diese erfahrenen Geburtshelferinnen kennenlernen, ihnen Löcher in den Bauch fragen, Ängste gestehen und mit ihnen alle Möglichkeiten der Entbindung durchsprechen. Geduldig und einfühlsam wird dann das Bäuchlein abgetastet, vermessen und gehorcht, welche Töne das Alien im Bauch so von sich gibt.

Das Großartigste aber: Diese Beleghebamme ist zu jeder Tages- und Nachtzeit für einen da, wenn’s wirklich ernst wird. Sie begleitet die werdende Mutter ins Krankenhaus und hilft uns, das letzte große Abenteuer dieser technologisierten Zeit zu meistern: Wenn aus eins plötzlich zwei werden.

Außerdem versorgt sie den Säugling nicht nur in seinen ersten Lebensminuten, sondern leistet auch die Nachsorge, besucht Mutter und Kind bis zu zehn Mal zu Hause. Die Beleghebammen kennen die Historie „ihrer“ Babys von der ersten Sekunde und helfen den frischgebackenen Mamis, die neue Situation und all die Auas zu meistern.

400 Euro muss man drauflegen, wenn man eine Beleghebamme in Anspruch nimmt – für mich das am besten investierte Geld meines Lebens. Sie war da, als ich an einem heißen Sonntag im Jahr 2010 mein erstes Kind bekam. Als ich jammerte, flehte, mich wand wie ein Wurm und ausgerechnet während des Fußball-WM-Finales zu meinem persönlichen Finale ansetzte. Während Arzt und Kindsvater vorm TV klebten, gingen wir Mädels gemeinsam in die Verlängerung ...

Würden Männer Kinder kriegen, gäbe es hier keine Diskussionen! 

Ohne meine Hebamme hätte ich wohl nicht den Mut aufgebracht, ein zweites Kind zu bekommen, geschweige denn auf natürliche Art und Weise. Darum könnte ich heulen vor Wut, dass diese Frauen, die trotz eigener Familie oft Nächte durcharbeiten, die enthusiastisch ihren Beruf als Berufung verstehen und die uns Frauen so großartige Dienste leisten, nun vor dem beruflichen Aus stehen, da die nötige Haftpflichtversicherung für tausende freiberufliche Geburtshelferinnen unerschwinglich geworden ist. In Bälde wird es sogar gar keine Versicherung mehr geben, die selbstständige Hebammen abdeckt.

Wir Mütter müssen Schwangerschaftsstreifen, Dammriss, Krampfadern, Hämorrhoiden und all die anderen netten Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft sowieso hinnehmen. Sollen wir jetzt auch noch auf diese weisen Frauen, die sich so hingebungsvoll um uns kümmern, verzichten?

Verdammt noch mal: Würden Männer Kinder kriegen, gäbe es hier keine Diskussionen! Aber wo ist die Lobby der Hebammen? Ich fürchte, wie ich, mit Windeln wechseln, Wäsche waschen plus Job restlos überfordert.

Mehr zum Kampf der Hebammen ums Überleben in der aktuellen EMMA.

Weiterlesen
 
Zur Startseite