Wie war das, Alice?

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Elf Monate lang begleitete die Wiener Filmemacherin Sabine Derflinger Alice Schwarzer durch ihr Leben: in der EMMA-Redaktion, auf dem Land, in Berlin und Paris. Sie sichtete Berge von Material in den Archiven, vom legendären Streitgespräch mit Esther Vilar (1975), über eine aufschlussreiche Reportage zum ersten Sexismusprozess, den Stern-Prozess (1978), bis hin zu einem aktuellen Gespräch mit der Philosophin Elisabeth Badinter, eine Freundin, über das Kopftuch (2021). Heraus kamen 135 Minuten Dokumentarfilm fürs Kino. Am 10. April vergab das Grazer Filmfestival Sabine Derflinger den „Großen Diagonale-Preis“ für Dokumentarfilm für „Alice Schwarzer“. Es ist der höchstdotierte Filmpreis in Österreich. Die Jury begründete ihre Wahl mit den Worten:

„Für den Mut, einen umstrittenen Stoff beim Namen zu nennen, dafür, sich nicht von Vorurteilen vereinnahmen zu lassen, für die Erzählung einer vielseitigen Geschichte, getrieben von Empathie und Neugierde zugleich, für das kunstvolle Zusammenfügen von Szenen und Sequenzen, die weder chronologisch noch thematisch streng geordnet sind und doch einer klaren inneren Logik folgen, für den großen Reichtum an Interviews und Archiven aus aller Welt, kunstvoll verflochten, und für die Chance, Geschichte neu zu erleben und zu verstehen – und damit wohlgemut in die Zukunft zu schreiten, geht der Große Diagonale-Preis für den besten Dokumentarfilm an Sabine Derflinger und ihr Team für den Film Alice Schwarzer.“ Und sie fügte hinzu: „Männer, Frauen und alle anderen bekommen hier im Kino die Chance, die Welle des Zweiten Feminismus einzuordnen und auf ihr aufzubauen, über zwei Stunden lang in einer Vielfalt von Geschichten und Anekdoten einem Lebenslauf zu folgen, der gradlinig komplex durch Gesellschaft und Politik geformt wurde und diese geformt hat. Ein Film – wie seine Protagonistin – voller Humor, Warmherzigkeit und Schlagfertigkeit, der Brücken bauen kann.“

Nach Graz geht der Film zum Filmfestival dok.fest München, dann ist der Kinostart in Österreich und der Schweiz, am 22. September in Deutschland.

Befragt zu ihren Erfahrungen mit Alice Schwarzer bei den Dreharbeiten sagt Derflinger: „Mir fiel zuerst auf, wie wahnsinnig fleißig sie ist. Wenn wir für den Film Details besprochen haben, wurde es oft spät. Und während ich mich müde hinlegte, ging sie noch an ihren Arbeitsplatz, um einen Artikel auf ihrer Schreibmaschine zu schreiben.“

Die Wienerin sprach auch von „erschwerten Bedingungen“ für das Schwarzer-Porträt im Zusammenhang mit finanziellen und technischen Fragen in Deutschland. „Der Film löst ideologische Diskussionen aus. Mein Eindruck ist, dass Menschen, die davon hören, das Projekt sofort zu ihrer eigenen Befindlichkeit in Bezug setzen. Es geht allerdings in erster Linie um die Geschichte einer Frau und ein Stück Frauengeschichte.“

4.5.22, 20 Uhr Kino-Premiere Wien, Filmcasino;
7.5., 20 Uhr Dok.fest, Filmfestival München,
Rio Filmpalast;
8.5., 11 Uhr Hochschule für Fernsehen
und Film, Audimax, www.dokfest-muenchen.de;
12.5., Kino-Premiere in Zürich, Kosmos.
Alle Vorführungen in Anwesenheit von Sabine Derflinger
und Alice Schwarzer. Kino-Start in Österreich und
Schweiz am 13. Mai, in Deutschland am 22. September.

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