Wir schweigen nicht länger!
Wir sind aus unterschiedlichen Gründen politisch engagiert und stehen für unterschiedliche Ideen. Aber wir sind gemeinsam davon überzeugt, dass der Sexismus keinen Platz hat in unserer Gesellschaft. Dieses Übel herrscht nicht nur in unserem Milieu, aber die Welt der Politik hat die Pflicht, vorbildlich zu sein. Diejenigen, die die Gesetze machen und anwenden, haben die Pflicht, sie zu respektieren und unangreifbar zu sein.
Wir hatten die Affäre DSK (Dominique Strauss-Kahn, Anm.d.Red.), den Appell der politischen Journalistinnen: „Pfoten weg!“, und jetzt die verblüffende Aussage von vier Politikerinnen, die Denis Baupin (Grüner und Vizepräsident der Nationalversammlung) der sexuellen Belästigung beschuldigen. Es betrifft alle Parteien, auf allen Ebenen der Macht. Wir greifen darum zur Feder, um zu sagen: Das war einmal zuviel! Omertà und Schweigegebot greifen nicht länger.
Wir waren Ministerinnen. Wir wurden oder werden gewählt. Und wie alle Frauen, die in einst exklusiv männliche Domänen eindringen, haben wir den Sexismus ertragen und ihn bekämpfen müssen. Es ist nicht an uns Frauen, uns an dieses Milieu zu gewöhnen – gewisse Männer müssen sich ändern. (…)
Die Schamlosigkeit ist vorbei. Wir schweigen nicht länger. Wir werden von nun an jede sexistische Bemerkung, jede deplatzierte Geste, jedes unangebrachte Benehmen öffentlich machen. Wir ermutigen alle Opfer sexueller Verfolgung und Aggressionen, darüber zu reden und es anzuzeigen.
Und wir erwarten von unseren Parteien und politischen Gruppierungen, jede Klage zu überprüfen und die Opfer zu unterstützen, damit die Wahrheit ans Licht kommt. (…)
Wir Frauen müssen arbeiten und in die Welt gehen können, ohne unangebrachte Bemerkungen und Berührungen ertragen zu müssen.
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