Wir trauern um Christa Wolf
Sie war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Und, neben Irmtraud Morgner, eine der beiden großen DDR-Autorinnen. Heute starb Christa Wolf im Alter von 82 Jahren. Ihre frühfeministische Erzählung „Nachdenken über Christa T.“ wurde zum Code für emanzipatorische Literatur in Ost wie West. Mit Texten wie „Kein Ort. Nirgends“ (1976) und „Kassandra“ (1983) schrieb sie Schlüsseltexte für Frauen- und Friedensbewegte. Die Sozialistin und Feministin zweifelte früh an ihrem Staat – aber hoffte bis zuletzt auf den Sozialismus. Dazu stand sie auch nach dem Mauerfall. Nach einem Jahr Auszeit vom deutsch-deutschen Stress in Kalifornien 1992/93 hielt sie (selbst)kritische Rückschau in ihrem letzten Roman „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“. Vor nicht langer Zeit sagte Christa Wolf in einem Spiegel-Interview: „Ich denke viel an den Tod, und es ist mir fast jeden Tag bewusst, dass die Frist, die mir noch bleibt, kurz ist.“ Zu kurz. Wir trauern um Christa Wolf.