Wird es bald billiger, eine Frau zu sein?

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Der kleine Unterschied zwischen Mann und Frau hat ganz schön große Folgen – zumindest finanziell. Bisher zahlten Frauen bei vielen Versicherungen drauf: Im Schnitt müssen sie lebenslang 14.114 € mehr in eine private Rentenversicherung einzahlen, wollen sie später die gleiche Monatsrente bekommen wie Männer. Begründung: Frauen lebten statistisch gesehen länger, deshalb bezögen sie länger Altersbezüge und müssten auch mehr zahlen – auch für die private Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung.

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Doch damit ist nun Schluss. Das Geschlecht darf – bei neuen Verträgen – nicht mehr Tarifkriterium sein, entschied der Europäische Gerichtshof schon 2011, nach langem Kampf der Frauenverbände und Politikerinnen. Ab dem 21. Dezember 2012 dürfen Versicherer in Deutschland nur noch Unisextarife anbieten, also Einheitstarife, bei denen beide Geschlechter für die gleichen Verträge auch das Gleiche zahlen. Doch eine Hoffnung wird sich damit nicht erfüllen: dass Policen für Frauen deutlich billiger werden. Im Gegenteil: Die Branche nutzt die Einführung der Unisextarife zur Erhöhung der Preise für alle. Für bestehende Verträge aber gilt die Unisexpflicht nicht, bei ihnen ändert sich nichts. Wo lohnt sich also jetzt noch ein Abschluss?

Hier wird’s teurer

Risiko-Lebensversicherung
Bisher war es für Frauen günstig, sich gegen den vorzeitigen Tod abzusichern, da sie statistisch gesehen seltener durch Unfalltod oder Herzinfarkt & Co. ums Leben kommen. 10 bis 33 € im Monat zahlten sie bisher. Mit den Unisextarifen wird es deutlich teurer. Lebensversicherer ­wollen 30 bis 55 Prozent auf die Frauentarife aufschlagen. Das macht bei den günstigsten Anbietern 66 € plus im Jahr, in 30 Jahren 2.000 €. Jede, die eine Familie ­absichern will, sollte also noch in diesem Jahr handeln.

Kapital-Lebensversicherung
Die Beiträge werden um bis zu 6 Prozent steigen. Wer 100 € im Monat spart, muss 72 € mehr pro Jahr zahlen, also 2.160 € plus bis zur Rente.

KFZ-Versicherung
Autofahren ist teuer und wird es mit Unisextarif gerade für junge Frauen noch mehr. Bisher spart eine Fahranfängerin bis 23 rund 800 € im Jahr im Vergleich zu den rasenden Jungs. Ein Abschluss noch in diesem Jahr lohnt sich. Ab dem 23. Lebensjahr unterschieden sich die ­Tarife schon bisher wenig.

Hier wird’s billiger

Rentenversicherung
Momentan zahlen Frauen für eine private Rentenversicherung deutlich mehr als Männer. Ab 2012 wird ihr Beitrag im besten Fall 4 Prozent geringer sein als bisher. Doch es lohnt sich auf keinen Fall, dafür eine alte Police zu kündigen und eine neue abzuschließen. ­Außerdem liegen die Garantiezinsen für Neuverträge bei winzigen 1,75 Prozent (statt bei 3 bis 4 Prozent wie bisher). Also abwarten.

Private Krankenversicherung
Da ist die Rechtslage noch unklar. Vermutlich werden alle Krankenversicherten von geschlechtsspezifischen Tarifen in die neuen Unisextarife wechseln können, die für Frauen günstiger wären. Wer über einen Wechsel nachdenkt, sollte seinen Anbieter fragen und sich die neuen Beitragssätze nennen lassen.

Berufsunfähigkeits-Versicherung
Bisher war es für Frauen deutlich teurer als für Männer, sich gegen Berufsunfähigkeit (BU) abzusichern. Die Unisextarife ändern daran wenig. Laut Stiftung Warentest werden die Beiträge nur 1 bis 5 Proeznt sinken, das macht 8 bis 40 Euro Ersparnis im Jahr aus. Von daher: Bloß nicht stressen lassen und diese wichtige Police überstürzt abschließen!

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