"Rollentausch - Frauen in Männerberufen"

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Teil 1 - Behauptet in einer Männerdomäne
Mädchen als Malerlehrling | Caroline Hopf: „Die meisten Frauen finden es gut, was ich mache“

Herreth – 30 Säcke Putz umschichten und das gleich am ersten Praktikumstag. Für die meisten Frauen wäre das wohl das abschreckende Berufserlebnis schlechthin, doch Caroline Hopf nahm es als Anreiz, mehr noch als Herausforderung. „Zähne zusammenbeißen, du schaffst das schon“, sagte sie sich und meisterte die Aufgabe mit Bravour, auch wenn danach der Muskelkater kam. Genau nach diesem Praktikum entschied sich die 19-Jährige eine Ausbildung zur Malerin zu beginnen.

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Schon in der sechsten Klasse stand für sie fest, dass es kein typischer Mädchenberuf sein sollte: „Keine Mädels, die sich gegenseitig anzicken und auch keine Büroarbeit.“ Nach der Mittleren Reife brachte sie das Arbeitsamt durch Angebote auf den Malerberuf. Viele Freundinnen hätten entsetzt reagiert mit Aussagen wie „Igitt, so viel Dreck!“ Sie antwortete nur: „Ich kann heim gehen und mich duschen!“

Nachdem die Entscheidung gefallen war, hatte sie zwar anfangs in der Berufsschule und auf Baustellen mit „Macho-Allüren“ einiger Kollegen zu kämpfen. Dagegen habe sie sich eine gewisse Schlagfertigkeit zugelegt. „Außerdem wollte ich den Männern natürlich dann auch beweisen, dass ich das kann“, verrät sie. Sie hat es geschafft. Heute ist das Gehabe verflogen. „Sie wissen, was ich kann und respektieren meine Leistung“, erzählt sie zufrieden.

Von den meisten gleichaltrigen Frauen wird Caroline heute bewundert. „Die finden es gut, was ich mache.“ Die Männer reagierten erst oft verblüfft, sähen es dann aber ebenfalls positiv. Gegenüber einem männlichen „Stift“ sieht sie ihre Vorteile in eigeninitiativem Handeln und ihrem Ordnungssinn. „Ich sehe einfach besser, wo Arbeit anfällt.“

Dagegen mache ihr die schwere körperliche Arbeit immer noch zu schaffen, außerdem die luftige Höhe auf den Gerüsten. Für Frauen sei der wahrscheinlich größte Nachteil aber, dass es in der Branche schwer ist, Teilzeit zu arbeiten und so mit Kindern Probleme auftreten, meint Caroline. Dennoch wolle sie ihre Ausbildungsstelle keinesfalls tauschen.

Teil 2 - Wenn Helmut mit den Kindern tobt ...
Ein Mann im Kindergarten | Helmut Wunder (42) ist mit Leib und Seele Erzieher – Unterschiedliche Herangehensweise

Untersiemau – Ein „tägliches Wunder“ gibt es im Kinderhaus „Sonnenschein“ in Untersiemau zu sehen. Helmut Wunder, Erzieher, leitet dort eine Kindergartengruppe. Der ehemalige Polizeibeamte fand in der Arbeit mit Kindern seine Erfüllung und schulte deshalb zum „Kindergartencop“ um.

Vom Polizisten zum Erzieher – aus finanzieller Perspektive betrachtet ein Abstieg; für Helmut Wunder war es dennoch ein Aufstieg. Mit einer Vorpraktikumsstelle im Kindergarten, auf die ihn der örtliche Pfarrer aufmerksam gemacht hatte, fing alles an. So entschloss sich Helmut Wunder, die Ausbildung zum Erzieher innerhalb von zwei Jahren nachzuholen.

„Die ohnehin geringe Zahl von Männern, die die Ausbildung angefangen haben, hat sich bis zum Berufsstart noch einmal radikal reduziert“, erinnert sich Helmut Wunder. Dabei fände er es wunderbar, wenn mehr Erzieher in Kindertagesstätten arbeiten würden. Denn: „Es ist eine dankbare und zufriedenstellende Aufgabe. Auch Männer können hier ihre Erfüllung finden.“ Für die Kinder wäre es zudem eine interessante Abwechslung mit einem Mann zu spielen oder zu lernen. Im Moment würden die Kleinen ja primär von Frauen erzogen.

Schon am ersten Arbeitstag im Kinderhaus „Sonnenschein“ wurde für Helmut Wunder klar, dass er anders an die Sache herangeht als seine Kolleginnen. Die erste Frage, als er den Garten erblickte, lautete: „Gibt’s denn keine Schubkarre?“ Erziehung ist für Helmut Wunder „eine Sache der Erfahrung, des Vertrauens und des Beispiels“. Deshalb wird unter seiner Anleitung seitdem auch im Garten gerecht, gepflanzt und gehackt und nicht nur herumgetollt.

„Es gibt einfach geschlechterspezifisch unterschiedliche Herangehensweisen“, erklärt der 42-Jährige. Während die Erzieherinnen in einer Waldwoche, einen Teppich aus Naturmaterialien gewebt hätten, habe er mit den Kindern Bäume gefällt. Genau deshalb hält Helmut Wunder einen guten Mix aus männlichen und weiblichen Erziehern für wichtig.

Doch wegen der relativ schlechten Bezahlung und den geringen Aufstiegsmöglichkeiten, kämen auch in Zukunft nur wenige Männer in den Beruf, schätzt „Onkel“ Helmut. So wird er im Kindergarten wohl ein „Wunder“ bleiben.

Teil 3
„Es ist immer ein Kampf gewesen“
Frau an der Hobelbank | Schreinermeisterin Silvya Dellert überlegt den Schritt in die Selbstständigkeit

Scherneck – „Im Grunde genommen ist es immer ein Kampf gewesen, aber ich hab’s immer geschafft“, kann Silvya Dellert stolz von sich behaupten. Die 36-Jährige ist gelernte Schreinermeisterin und zurzeit im Mutterschaftsurlaub.

In einem landwirtschaftlichen Betrieb, „unter Jungs aufgewachsen“, zeigte sich von klein auf ihre Liebe zum Handwerk. Schon im Kindesalter reparierte Silvya Dellert Fahrräder und half, wo immer auf dem Hof zu Hause etwas anfiel.

Deshalb stand für die „Praktikerin“ nach der Mittleren Reife schnell fest, was sie werden wollte. Gärtnerin oder Schreinerin sollten es sein. Nachdem sie sich bei der Stadt Coburg als Gärtnerin beworben und eine Absage bekommen hatte, begann sie 1987 die Ausbildung zur Schreinerin bei der Firma Göring in Scherneck.

Körperlich sei die Ausbildungszeit zwar anspruchsvoll gewesen, aber die eigentliche Herausforderung dieser Zeit sieht sie in einem anderen Punkt. „Es war in dem Sinn schwer, dass man alles automatisch einen Tick besser machen musste als die Jungs“, erinnert sie sich. Das hätte ihr aber eher Auftrieb gegeben. Auch die Anmachen und Bluffs männlicher Kollegen, vor allem im ersten Lehrjahr, hätten ihr höchstens zu einer robusteren Schale verholfen. „Später zahlt man es ihnen außerdem irgendwie zurück“, zwinkert Silvya Dellert mit einem verschmitzten Lächeln.

Nachdem sie sich in einer anderen Schreinerei über den Massivmöbelbau hinaus im Innenausbau weitergebildet hatte, legte sie 1995, im Alter von 24 Jahren, als einzige Frau ihres Jahrgangs in Rosenheim die Meisterprüfung ab. Danach arbeitete sie in verschiedenen Schreinereien in der Umgebung. Doch seit der Geburten ihres nun drei Monate alten Sohnes Anton und dem eineinhalb jährigen Hannes ist sie wohl erst einmal raus aus dem Geschäft. „Es ist traurig, aber Realität, in der Handwerksbranche lässt es sich nicht so leicht wieder einsteigen“, weiß Silvya Dellert.

Für die Zukunft hat sie sich in der Scheune bei sich zu Hause eine Schreiner-Werkstatt eingerichtet und überlegt nun, sich selbstständig zu machen. Denn aufgeben will sie das Handwerk noch lange nicht.

Teil 4
„Wollte kein Fachidiot sein“
Arzthelfer | Allein unter Frauen –Wie Patrick Silz seinen Job und die Zukunft sieht

Coburg – „Ich wollte nicht unbedingt als Fachidiot da stehen, deshalb habe ich mich nach meiner Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologie- Assistenten (MTRA) einfach auf gut Glück und mehr oder weniger spontan als Arzthelfer beworben“, erzählt Patrick Silz. Zunächst als Schwangerschaftsvertretung, konnte er zwei Tage später dann auch schon einen Vertrag in der Praxis Dr. Keller/ Lindner/Sinss unterschreiben.

Dass er dabei der einzige männliche Arzthelfer sei, mache ihm nichts aus. Das kenne er ja schon aus seiner Ausbildungszeit zum MTRA am Nürnberger Universitätsklinikum Nord, berichtet er der Neuen Presse. Da war er, anfänglich mit noch einem männlichen Kollegen, dann nach nur einem halben Jahr ebenfalls allein unter Frauen in der Klasse. „Oft musste ich bei Zickenkriegen den Vermittler spielen“, erinnert sich der 21-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Für den Beruf als MTRA interessierte er sich, weil er es so faszinierend finde, dass Strahlen, etwas das wir nicht sehen können, so schädigend aber auch so hilfreich sein können. Aufmerksam darauf geworden war er – nach seinem Quali und einer angehängten Schulzeit an der Wirtschaftsschule Coburg zur Mittleren Reife – durch Flyer der Agentur für Arbeit.

Nach der Ausbildung in der Radiologie hätte er dann aber doch auch mal etwas anderes sehen wollen. Vor allem der direkte Patientenkontakt und das gute Klima unter den Kollegen gefalle ihm momentan gut an seinem Job als Arzthelfer. Zudem merke er, dass ihm oft vor allem EDV-technisch mehr Aufgaben zugetraut würden als seinen weiblichen Kolleginnen. Dennoch steht für den 21-Jährigen schon jetzt fest: „Auf ewig ist das nichts in der Praxis“, sagt Silz. Spätestens wenn es um eine konkrete Familienplanung gehen würde, wolle er auf jeden Fall zurück in seinen Ausbildungsberuf, vor allem aus Gründen des Gehalts. Eine mögliche Perspektive wäre beispielsweise eine Tätigkeit im Klinikum Lichtenfels, so Patrick Silz weiter.

Teil 5
Aus Liebe zu Hopfen und Malz gefunden
Maria Döllinger | Nach ihrer Eheschließung gab sie den Beruf als Lehrerin auf und wurde Braumeisterin

Itzgrund – Wo die Liebe hinfällt. So könnte man Maria Döllingers Einstieg in das Brauereiwesen beschreiben. Mit 22 Jahren heiratete sie Oskar Döllinger, dessen Vater damals die Brauerei Schleicher in Kaltenbrunn betrieb. Weil in einem kleinen Familienbetrieb natürlich jede Hand gebraucht wird, schulte Maria Döllinger zur Brauereimeisterin um.

Eine „starke Entscheidung“ sei es gewesen, als sich Maria Döllinger vor zwei Jahrzehnten entschloss, ihren Beruf als Lehrerin für landwirtschaftlichen Unterricht an den Nagel zu hängen und sich ganz dem Brauwesen zu widmen, erzählt die 43-Jährige heute. Eingefahrene Muster in der Branche und fehlende Kenntnis bei ihr über den typischen Männerberuf hätten ihr den Start in der Brauerzunft zunächst schwer gemacht. Denn Projekte wie den „Girls Day“, bei dem Mädchen verschiedene Berufsfelder entdecken können, gab es damals noch nicht.

Ein besonderer Ansporn für Maria Döllinger war, dass sie 1985 trotz verkürzter Lehrzeit die Prüfung zur Braumeisterin mit dem besten Ergebnis ihres Jahrgangs ablegte. Heute gefällt ihr besonders am Beruf, dass es sehr abwechslungsreiche Aufgaben gibt, von der Herstellung der 25 verschiedenen Getränkesorten, die die Brauerei Schleicher im Angebot hat, über die Büroarbeit bis hin zum Kontakt mit Zulieferanten und Kunden.

Freude macht es ihr vor allem, wenn sie „ihr“ Produkt in den Händen halten, sehen, riechen und schmecken kann. „Da sieht man, was man geschafft hat“, meint Maria Döllinger. Auch der Kreativität seien in dem Beruf keine Grenzen gesetzt. Maria Döllinger hat beispielsweise bei der Gestaltung des Etiketts für das typische Schleichersche „Storchenbier“ mitgewirkt, das jetzt sogar das ganze Jahr über angeboten wird. Auf ihre Initiative hin veranstaltet die Brauerei außerdem Führungen und Geburtstagsfeiern.

Obwohl Maria Döllinger denkt, dass man bei einigermaßen handwerklicher Begabung und einer traditionellen Denkweise viel in dem Beruf erreichen kann, glaubt sie nicht, dass in Zukunft mehr Frauen in das Brauwesen kommen werden. Sie selbst kenne eigentlich nur Frauen, die aus familiären Gründen in Brauereien arbeiten. Dagegen seien viele gelernte und studierte Brauerinnen bei Zulieferbetrieben, in der Forschung oder Verbänden tätig. Das Handwerk hätten ihre Kolleginnen nur als Grundlage für den weiteren Berufsweg gelernt.

Teil 6
Färben und Schneiden sind sein Ding
Alexander Potsch | Friseur ist für den jungen Mann ein Traumberuf – Image hat sich deutliche verbessert

Coburg – Weil er Spaß an kreativen Aufgaben hat und ihm der Kontakt zu Menschen gefällt, entschied sich Alexander Potsch Friseur zu werden und trat damit gleichzeitig in die Fußstapfen seiner Mutter.

„Der Beruf ist sehr abwechslungsreich“, schwärmt Alexander. Sowohl Schneide- und Färbetechniken als auch Haarverlängerungen oder Make-Up gehören zum Aufgabengebiet eines Friseurs. Neben Einsatz und einer guten Ausbildung würden dabei ausschließlich Talent und Kreativität zählen, ist sich der 20-Jährige sicher, „da spielt das Geschlecht gar keine Rolle“.

Warum dennoch nur wenige Männer als Friseure tätig sind, kann Alexander Potsch nur mit dem Hinweis auf das relativ geringe Gehalt beantworten. „Wenn man damit Frau und Kind ernähren soll, wird das schon schwierig.“

Alexander ist in „Judiths Haarstudio“ in der Hindenburgstraße der Hahn im Korb. Dort fühlt er sich wohl. Noch bis Juli macht er seine Ausbildung und hofft dann nach der Gesellenprüfung von Judith Bräunig übernommen zu werden.

Trotz der wenig ansprechenden Bezahlung erlebe der Friseurberuf gerade in den Großstädten eine Renaissance. In München, so erzählt Alexander Potsch, gebe es sogar einen Salon, in dem nur Männer arbeiten. Das läge einerseits am Wunsch vieler Geschlechtsgenossen nach einer gepflegten Erscheinung, andererseits aber auch an dem neuen Image der Friseure. „Viele wissen gar nicht, was in unserer Ausbildung alles steckt“, meint Alexander Potsch.

Berufsanfänger sollten vor allem naturwissenschaftlich interessiert sein, denn Biologie und Chemie bildeten die Grundlagen. Wie ist das Haar aufgebaut? Welche Wirkung hat eine Dauerwelle auf die Struktur? Welchen Einfluss hat Farbe auf das Haar? Das alles sind Fragen, die ein Friseur beantworten muss.

Auch wenn Alexander Potsch eigentlich der Meinung ist, dass für beide Geschlechter gleiche Chancen herrschen, muss er doch eingestehen, als Mann Vorteile zu haben. Während sich viele junge Kolleginnen mit dem Gedanken tragen würden einen Familie zu gründen und dann eine Babypause einzulegen, könne er sich weiterhin seinem Beruf widmen.

Interessenten rät Alexander Potsch zunächst einmal sich um ein Praktikum bei einem Friseurgeschäft zu bemühen. „Da bekommt man viel mit.“

Teil 7
Rastlos auf der „Milchstraße“
Gabriele Sticker | Acht Jahre lang bis zu 14 Stunden amTag hinterm Lkw-Steuer – Jetzt Speditionskauffrau

Steinbach am Wald – Über viele Jahre hinweg war Gabriele Sticker ehrenamtlich Vorsitzende des Rings der jungen Landfrauen. Nachdem man für den großen Schlepper, der auf Bauernhöfen und in der Landwirtschaft immer häufiger gebraucht wird, den Lkw-Führerschein braucht, organisierte sie in dieser Tätigkeit für 20 junge Bäuerinnen einen Fahrschulkurs.

Danach entschied sie sich, das Geld für den Führerschein als Milchlasterfahrerin wieder „reinholen“ zu wollen. In dieser Männerdomäne arbeitete sie acht Jahre lang – zunächst als Wochenendaushilfe, dann in Vollzeit. Je nach Tour sei man dabei bis zu 14 Stunden täglich, natürlich auch an den Wochenenden und an Feiertagen, auf Achse. Das sei mit Familie nur schwer vereinbar.

Wahrscheinlich ein Grund, weswegen der Beruf als Lkw-Fahrer eine Männerdomäne ist. Vielleicht spiele aber auch die Vorstellung ein Rolle, dass so ein großes Fahrzeug wie der Lkw einen kräftigen Lenker brauche, mutmaßt Gabriele Sticker. Ein Vorteil, gerade weil es sich um einen Männerberuf handle, sei aber auf jeden Fall die Bezahlung, so Gabriele Sticker weiter.

Doch bei einer Frau werde dadurch natürlich auf jede Kleinigkeit geachtet, weiß die 46-Jährige aus eigener Erfahrung. Manche Männer hätten sich anfangs sogar richtig gesträubt mit ihr zusammenzuarbeiten, erzählt sie. Andere dagegen konnten gut damit umgehen. „Da hat man, als einzige Frau unter 50 männlichen Arbeitskollegen, immer seinen Mann unter Männern stehen müssen.“ Das scheint ihr aber ganz gut gelungen zu sein. Mit 42 Jahren hatte sie sich innerhalb von acht Jahren bereits die beste Tour und das beste Auto in der Spedition erarbeitet. Hauptsächlich zu den Milchwerken nach Wiesenfeld und Hof fuhr sie am Ende.

Im Jahr 2003 hing sie den Beruf als Milchlasterfahrerin schließlich wieder an den berühmten Nagel, weil es für sie in diesem Metier „nichts mehr zu erreichen“ gab. Nach einer Umschulung sucht Gabriele Sticker nun als Speditionskauffrau neue Aufgaben und Herausforderungen.

Teil 8
„Früher war ich regelrecht blind“
Christian Rebhan | Vom Gärtner zum Floristen – Keine Vor- oder Nachteile gegenüber den weiblichen Kollegen

Coburg – „Leben heißt Veränderung.“ Nach diesem Motto lebt Christian Rebhan. So veränderte er auch sein eigenes Leben und bewarb sich nach der Lehre und Gesellenzeit zum Gärtner kurzerhand als Florist, weil ihn der gelernte Beruf nicht mehr ausfüllte.

Die Chefin von „Natürlich Blumen“ war davon so fasziniert, dass sie Christian Rebhan 2005 als Auszubildenden einstellte. Denn „wenn da jemand Florist werden will, obwohl er keiner ist, muss ja etwas dahinter sein.“ Bis nächstes Jahr Juli wird der 24-Jährige noch am Ketschentor lernen. Anschließend und mit viel Wissen ausgestattet will er in den seinen Berufs- und Wanderjahren erst einmal möglichst viele Stile in anderen Betrieben kennenlernen.

Das Schöne am Floristendasein sei, findet Christian Rebhan, dass man viel ausprobieren kann, es immer Neues zu entdecken gibt und man Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen hat. Obwohl er schon von klein auf viel mit Pflanzen experimentiert und im Garten hantiert hatte, kam das floristische Interesse bei Christian Rebhan aber erst in der Gesellenzeit.

„Davor war ich regelrecht blind“, gesteht er heute. Denn auch während der Ausbildung zum Gärtner hätte er beispielsweise schon ehrenamtlich beim Kirchenblumenschmuck mitgeholfen, doch die Idee in die Floristerei zu gehen wäre ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, erzählt er.

Allein unter Frauen, als Hahn im Korb, fühlt sich Christian Rebhan nun sichtlich wohl und auch die Kolleginnen bestätigen, dass Christian das Arbeitsklima aufgewertet hätte. Durch Fleiß, Interesse und einer großen Portion Neugier hat er es mittlerweile sogar schon geschafft, mit seinem Vorbild, Ulrike Weißhaupt, bei Shows zusamenarbeiten zu dürfen.

Sowohl Vorteile als auch Nachteile gegenüber weiblichen Kolleginnen konnte Christian Rebhan bisher noch nicht feststellen. Talent, Wissen und die Art, wie man mit Menschen umgeht, machen seiner Meinung nach einen Floristen aus. Vielleicht schrecke aber die anstrengende Arbeit, auch an Sonn- und Feiertagen, Männer ab, diesen kreativen und abwechslungsreichen Beruf zu erlernen, mutmaßt Christian Rebhan.

Serie „Rollentausch – Frauen in Männerberufen“, Neue Presse Coburg, Dezember 2007/Januar 2008

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