Medien über den "Sexist Man Alive"
Die Frauenzeitschrift EMMA hat den umstrittenen Gangster-Rapper Kollegah (35) zum „Sexist Man Alive 2019“ ausgerufen. Künftig werde man den EMMA-Award für den größten Sexisten jedes Jahr verleihen, teilte die von Alice Schwarzer geleitete Redaktion am Dienstag in Köln mit. In einem direkt an den Musiker gerichteten Schreiben heißt es: „Keiner ist so sexistisch, homophob und so antisemitisch wie du.“ Dieser Antisemitismus sei kein Ausrutscher, sondern habe System. Zeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ haben Kollegah massive Antisemitismusvorwürfe eingebracht. Er selbst weist die Beschuldigungen zurück. dpa (übernommen von zahlreichen Tageszeitungen)
Verlierer des Tages: Rapper Kollegah (35) wurde von Alice Schwarzers (76) Zeitschrift EMMA zum „Sexist Man Alive 2019“ gewählt. In einem an ihn gerichteten Schreiben heißt es: „Keiner ist so sexistisch, homophob und antisemitisch wie du!“ Sein Antisemitismus sei kein Ausrutscher, sondern habe System. Bild meint: Dieses Echo hat er sich verdient! Bild
Skandal-Rapper Kollegah kriegt Kasalla aus Köln! Der Sexismus-Preis ist eine gelungene Parodie, aber in der Botschaft aus Köln steckt natürlich bitterer Ernst. Die „Auszeichnung“ durch die immer noch kampflustigen Emmas aus dem Bayenturm wirft auf ein Neues die simple Frage auf: Ey, sach ma – geht’s noch? Nein, geht nicht – erklärte der Gemeinderat von Rastatt (50.000 Einwohner, bei Karlsruhe) und hat ein für den 9. November geplantes Konzert des Rappers abgesagt. Angesichts der „antisemitischen, gewaltverherrlichenden und frauenverachtenden Texte“ des Künstlers könne Rastatt besonders an diesem sensiblen Tag (Jahrestag der Reichspogromnacht, „Kristallnaach“, 1938) nicht Veranstaltungsort eines solchen Konzertes werden, erklärte der CDU-Oberbürgermeister, Hans Jürgen Pütsch. Ein Kollegah-Konzert sei auch an einem anderen Tag in Rastatt nicht erwünscht. Kollegah alias Felix Blume gibt nun am 12. November ein Konzert im Kölner E-Werk. Ist das richtig? Köln ist nicht Rastatt. Aber ganz ehrlich, Kollegah: In dieser Frage bin ich eigentlich ein Rastatter, von Herzen. Kölner Express, Ayhan Demirci
Herzlichen Glückwunsch, Felix Blume! Der Rapper, der lieber unter dem prolligen Namen "Kollegah" auftritt, ist von der EMMA-Redaktion zum "Sexist Man Alive" ernannt worden. Wer noch daran zweifelt, für den zitiert EMMA in einem offenen Brief aus einem seiner Lieder: "Dein Chick ist ne Broke-Ass-Bitch, denn ich fick sie, bis ihr Steißbein bricht" – alles klar, wer sowas rappt, hat sich die Auszeichnung als waschechter Sexist mehr als verdient. Und nein, da lassen wir auch keine Ironie und künstlerische Freiheit mehr gelten. Auch Kollegahs Kollege Farid Bang hat schon reagiert und auf Instagram zum Negativ-Preis gratuliert. Und wenn sein Kumpel Felix ihn dieses Jahr bekommen hat, dann wäre er ja wohl im nächsten Jahr dran, oder? Da streiten sich also zwei Kerle, wer von beiden frauenfeindlicher ist – das nennen wir mal würdige Preisträger! Brigitte.de, Florian Meyer
Der erste ehrenvolle Preisträger ist gleich ein richtiges sexi(st) Beast: Rapper Kollegah. Er grinst vom Special-Cover der Zeitung, neben einer Unterzeile, die wir uns nicht schöner hätten wünschen können: "Bruder Kollegah niemand ist so sexistisch und antisemitisch wie du". Noizz, Juliane Reuther
Inhaltlich sind auch durchaus Kritikpunkte auszumachen. Alice Schwarzer steht schon seit einiger Zeit in der Kritik, einen rassistischen Feminismus zu betreiben. (…) Kollegah kann nicht abstreiten, dass er sexistischen und homofeindlichen Rap macht. Nicht nur in seinen Texten verbreitet er ein fragwürdiges Frauenbild. Auch in "Das ist Alpha!", seinem "selbstbewussten MÄNNER-Buch", macht das Frauenbild Kollegahs eine Zeitreise straight in die 50er-Jahre. Die Zielgruppe für seine Kunst ist da. Sein Ratgeber darf sich Spiegel-Bestseller nennen, der Echo wird an die Menschen vergeben, die die besten Verkaufszahlen vorweisen können, und seine Posts auf Instagram verfolgen 1,8 Millionen Follower.
Aus diesem Grund ist eine laute Kritik so wichtig. hiphop.de, Anna Siegmund und Kater1945
Normalerweise beschäftigt sich die Publikation (EMMA) mit wichtigen Themen wie Genitalverstümmelung bei jungen Frauen und macht auf andere Missstände aufmerksam. Mit ihrer aktuellen Auszeichnung werden sie sich – zumindest in der Rapszene – jedoch eher weniger Freunde machen. Ihn zum größten Antisemiten und Sexisten der Welt zu machen, ist offensichtlich fragwürdig. Raptastisch, Octavius Hallenstein
In Kollegahs Texten Sexismus zu identifizieren, ist einfacher, als einen Elfmeter ohne Torwart zu schießen. Die Redaktion der EMMA hat es trotzdem vermasselt. Zum ersten Mal kürt das feministische Magazin in diesem Jahr den "Sexist Man Alive". Und tatsächlich gibt es wenige Personen, die härter für diese Auszeichnung gearbeitet hätten. Doch anstatt sich auf Kollegahs Alben, Videos und Interviews zu stürzen, beleidigt die EMMA in ihrer Laudatio nicht Kollegah – sondern alle Muslime. Vice, Paul Schwenn