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Die Bräute trugen beide weiße Hemden, hielten je einen Brautstrauß in den Händen und küssten sich in einem Meer aus Seifenblasen, als plötzlich ein Ruf über den Kölner Rathausplatz erschallte: „Elfmeter Poldi!“ Prompt raste die gesamte Hochzeitsgesellschaft zum nächsten Bildschirm und verfolgte ­gebannt, wie Lukas Podolski in Südafrika den Elfer gegen den serbischen Torwart vergeigte und der ausnahmsweise wütende Jogi Löw seine Wasserflasche auf den Boden pfefferte. Dass das Brautpaar in dieser kritischen Spielsituation seinen Kuss so jäh abbrach, ist verständlich. Schließlich handelte es sich bei Braut Nummer 1 um eine ausgesprochen fußballaffine Person: Ursula Holl, ihres Zeichens Torhüterin des Bundesligisten FCR Duisburg sowie zweite im Tor der deutschen Fußball-Nationalfrauschaft. Die 27-jährige Welt- und Europameisterin hatte am 18. Juni 2010, mitten in der WM der Männer, geheiratet. Braut Nummer 2: ihre Freundin Carina.

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Eine Schlagzeile? Ja. Ein Skandal? Nö. „Uschis Glück heißt Carina“, verkündete der Kölner Express und erklärte die Sportsoldatin & die Sportwissenschaftlerin zu einem „wirklich attraktiven Paar“.

Auch Bild, die eine ganze Seite über das Damen-Duo brachte, kommentierte das Seifenblasen-Setting äußerst wohlwollend: „Die Hochzeitsfotos auf dem Standesamt zeigen, wie sehr das Paar sich liebt.“ Im Interview erzählt die frisch Vermählte, ihre Eltern seien „ausgerastet vor Freude, als sie gehört haben, dass wir heiraten“. Und auch der DFB habe „völlig entspannt reagiert“, als sie die bevorstehende Hochzeit ankündigte: Präsident Theo Zwanziger hat sie „in den Arm ­genommen und herzlich gratuliert“. Überhaupt habe sie nie jemand angefeindet, weil sie offen zu ihrer Homosexualität steht. Keine Mitspielerin, keine Gegnerin. „Das ist überhaupt gar kein Thema.“ Das ist schön. Aber ist es immer so?

Für Tanja Walther-Ahrens, ehemalige Bundesliga-Spielerin und Autorin des ­Buches „Seitenwechsel – Coming Out im Fußball“, ist die Frage, welchen Platz ­Homosexualität in der Welt des Fußballs haben darf und welche Klischees hier aufgefahren werden und warum, durchaus ein Thema.

Weil sie das viel gehörte Argument, die Beziehungen der Spielerinnen seien eben „Privatsache“, für scheinheilig hält. „Hete­rosexuelle Fußballer sehen keinen Anlass, ihre Frau oder Freundin als ‚privat‘ zu verstecken.“ Im Gegenteil: Die – meist sehr blonde – „Spielerfrau“ ist Teil seiner Inszenierung.

Weil sie Untersuchungen kennt wie die der Kölner Medienforscherin Daniela Schaaf, die jüngst Sportjournalisten und Sponsoren befragte. Ihr Fazit: „In den Sportressorts überwiegt beim Frauenfußball leider immer noch das Klischee der ‚Mannweiber‘. Um es noch freundlich auszudrücken. Die weniger nette Formulierung lautet ‚Kampflesben‘“.

Tanja Walther-Ahrens weiß auch, was in den Stadien abgeht, wohlgemerkt: beim Männerfußball, wenn Fans den Gegner mit Schmähgesängen und Transparenten niedermachen wollen. Wie dann Homophobie und Sexismus miteinander verschmelzen und eine verdammt bedrohliche Mischung für alle Menschen ergeben, die keine harten oder überhaupt keine Kerle sind. Wie kürzlich, als ihr beim Männerspiel Homburg gegen Trier das Transparent „Homo-Fotzen“ entgegenprangte. „Ein missglückter Pass ist ‚schwul‘, ein schlechter Spieler ein ‚Mädchen‘“, sagt sie.

So läuft das in den Nord- und Südkurven einer Welt, die ihren Status als eine der letzten echten Männerbastionen mit zunehmender Nervosität verteidigt. Eine Bastion, die nicht nur durch Softies à la Klinsmann und Löw, sondern auch durch immer mehr weibliche Fans in den Stadien und immer mehr weibliche Fußballer auf dem Feld reichlich erschüttert ist.

Deshalb ist Tanja Walther-Ahrens, selbst verheiratet mit Frau Christina und seit fünf Monaten Co-Mutter von Töchterchen Mika, zu einer Art deutscher Botschafterin gegen die Homo- und Frauenfeindlichkeit im Fußball geworden. Deshalb hat sie 2006 gemeinsam mit Theo Zwanziger die ersten „Aktionsabende gegen Homophobie“ ins Leben gerufen, die DFB-Kampagne „Viele Farben, ein Spiel“ mit initiiert und im April 2011 bei einer Anhörung im Sportausschuss des Bundestags erklärt: „Homosexuell zu sein, ist noch lange nicht normal. Daran ändert auch ein schwuler Bürgermeister nichts.“ Für ihr mutiges Engagement hat die Aktivistin viele Preise bekommen: den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD, den Augspurg-Heymann-Preis der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben NRW oder den europäischen Tolerantia-Preis – gemeinsam mit Theo Zwanziger und Philipp Lahm.

Und weil also das Thema Homophobie im Fußball nur scheinbar keins mehr ist, sitzt Tanja heute Abend hier im Saal der Volkshochschule Düsseldorf, ein paar Schritte vom Hauptbahnhof entfernt, und liest aus ihrem Buch. Sie erzählt, wie sie damals in ihrer Zeit beim Bundes­ligisten Tennis Borussia Berlin von der ­Managerin angewiesen wurde, doch bitte nicht mehr Hand in Hand mit ihrer Freundin beim Training zu erscheinen. „Die befürchtete, die Eltern der Mädchen, die in den jüngeren Mannschaften trainierten, würden ihre Töchter sonst womöglich abmelden – aus Angst, dass sie lesbisch werden könnten.“ Das war Mitte der 1990er. Es war die Zeit, in der der DFB anlässlich der 1995 in Frankfurt ­ausgetragenen „Eurogames“, einer Art ­Europameisterschaft für homosexuelle SportlerInnen, eine interne Direktive herausgab. Der Verband drohte Spielerinnen der Fußball-Nationalmannschaft gewissermaßen mit Berufsverbot, sollten sie an den Eurogames teilnehmen. Sie könnten dann nicht mehr mit einer Berufung in die DFB-Auswahl rechnen. Die Fußballerinnen, die sechs Jahre nach dem berühmt-berüchtigten Kaffeeservice-Gewinn noch hart um die Anerkennung des Frauen­fußballs im Männerbund rangen, hielten sich an die Anweisung.

Und auch noch 2003, als die deutschen Fußball-Frauen vor einem Millionenpublikum ihren ersten WM-Titel holten, erklärte die damalige Nationalspielerin und heutige WM-Chefin Steffi Jones: „Man wird keine Spielerin finden, die sich outet.“ Zu groß sei die „Angst, dass sie dann nicht mehr nominiert werden, keine Sponsoren mehr finden oder später Trainerlizenzen nicht erhalten.“

Steffi Jones hat sich geirrt, zumindest ein bisschen. Nach Uschi Holl erklärte Anfang des Jahres auch Torfrau Nummer eins, Nadine Angerer, im Zeit-Magazin, dass es neben „netten Männern“ schließlich auch noch „nette Frauen“ gebe (siehe Interview S. 66). Auf die Frage, ob sie „diese beiden Seiten auch leben“ könne, antwortete die Welttorhüterin unmissverständlich: „Auf jeden Fall!“

Und auch Nationalspielerin Inka Grings spricht inzwischen offen über ihre Frauenbeziehungen, nachdem sie zunächst unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten war: Nach Querelen mit ihrer damaligen Lebensgefährtin und Mannschaftskapitänin Martina Voss im Trainingslager der Nationalmannschaft flog Voss aus dem Kader für die Olympischen Spiele in Sydney. Dieser Mini-Skandal schaffte es im Jahr 2000 ebenso in die Presse wie sechs Jahre später die Dreiecks-Geschichte zwischen Grings, ihrer Teamkollegin Linda Bresonik und Trainer Holger Fach, die als „bizarres Liebes-Dreieck des deutschen Fußballs“ (Bild) in die Schlagzeilen geriet.

Ansonsten aber ist es still um das „Privatleben“ der Fußballerinnen. Auch nachdem etliche öffentliche Coming-outs von Will bis Westerwelle zum gesellschaft­lichen Klimawandel beigetragen zu haben scheinen, ist die Lage für die Frauen an der Fußball-Front weiterhin vertrackt.

Dass sich nicht nur im Frauenfußball, sondern generell im (Spitzen)Sport überdurchschnittlich viele homosexuelle Frauen tummeln, ist ein offenes beziehungsweise gar kein Geheimnis. Warum das so ist, hat schon die Sportsoziologin und Basketball-Nationalspielerin Birgit Palzkill 1990 in ihrem Buch „Zwischen Turnschuh und Stöckelschuh“ erklärt, für das sie lesbische Spitzensportlerinnen anonym interviewte: „Im Sport, vor allem im Leistungssport sammeln sie sich, die Rebellinnen gegen die einengende Frauenrolle. Der Sport gewährt ihnen, den bewegungshungrigen Mädchen, auch dann noch Raum, wenn mit der Pubertät der Drill zur Weiblichkeit, der Zwang zur Passivität voll einsetzt.“ Fußballerinnen sind – immer noch – Rollenbrecherinnen. Und wer sich einmal geweigert hat, die zarte Prinzessin zu geben, kann sich womöglich auch auf dem Beziehungs-Feld eine Erweiterung ihres Rollenspektrums vorstellen.

Das ist eigentlich begrüßenswert, allerdings nicht ganz unproblematisch, wenn man vorhat, einen Männerbund zu erobern. Und Sponsoren gewinnen will, die sich einen „weiblichen“ Frauenfußball wünschen.

Die Beispiele anderer Sportlerinnen scheinen diesbezüglich nicht rasend ermutigend zu sein. „Mein Lesbischsein ist nicht gerade eine Garantie für Balleinladungen und Sponsorenverträge“, sagt die Fecht-Europameisterin Imke Duplitzer. „Viele geben sich nach außen liberal, haben aber noch die gleichen alten Vorurteile wie eh und je.“ Und die Radrennfahrerin Judith Arndt ging nicht so sehr durch ihr Olympia-Silber in die Sport-Annalen ein, sondern eher wegen ihrer ­legendären Zieleinfahrt mit erhobenem Mittelfinger. Den hatte sie den Radsport-Funktionären entgegengestreckt, weil die sich geweigert hatten, ihre Lebensgefährtin Petra Rossner ebenfalls ins Team aufzunehmen. Obwohl das eingespielte Duo, sagt Arndt, gemeinsam höchstwahrscheinlich olympisches Gold geholt hätte.

Kein Wunder also, dass die Spielerinnen, die seit ihren ersten Titelgewinnen von der Presse permanent nach den „Gerüchten“ um die vielen Homosexuellen in ihren Reihen befragt werden, genervt seufzen und die Aussage verweigern. Auch wenn der DFB seine „Don’t ask, don’t tell“-Politik der ersten Jahre inzwischen aufgegeben hat und man oder frau „es“ inzwischen sagen darf.

Zumindest theoretisch.

Der Schnitt kam mit Theo Zwanziger. Als der 2006 die Präsidentschaft des DFB von Gerhard Mayer-Vorfelder übernahm, ging ein Ruck durch den Männerbund. Der 66-jährige promovierte Jurist und Vater zweier Söhne, davon einer Frauenfußball-Manager, gilt nicht nur als erklärter Frauenfußball-Förderer, der die WM nach Deutschland holte. Er begriff auch sofort, was Tanja Walther-Ahrens ihm ­erklärte, als sie ihm im Juni 2007 auf dem ersten DFB-Fankongress in Leipzig zum ersten Mal begegnete: Der Präsident ­eröffnete den Kongress mit einer engagierten Rede über die Rolle des Fußballs im Kampf gegen Diskriminierung. „Und dann zählte er auf, dass niemand wegen seiner Hautfarbe, Herkunft oder Religion diskriminiert werden darf. Aber das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung kamen in seiner Aufzählung nicht vor“, berichtet Walther-Ahrens. Die Sportlerin, die den Kongress als Aktivistin der European Gay and Lesbian Sports Federation (EGLSF) besucht hatte, sprach den Präsidenten nach seiner Rede auf das Manko an. „Und da sagte er, dass er ehrlich gesagt über dieses Thema noch nie nachgedacht hätte. Dann hat er mir seine Kontaktdaten gegeben und gesagt, ich soll mich melden.“ Das ließ sich Walther-Ahrens nicht zweimal sagen.

Seither ist das Thema Homophobie aus dem Fußballbund nicht mehr wegzudenken. Der DFB startete Kampagnen, ließ Anti-Diskriminierungs-Flyer an alle Vereine verschicken, machte mit bei den Aktionsabenden gegen Homophobie. Er stellte Länderspiele unter das Motto „Gegen Homophobie im Fußball“ und unterzeichnete gemeinsam mit der EGLSF und dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) eine Erklärung „Gegen Diskriminierung im Fußball“. Und er sponserte den Wagen der lesbisch-schwulen Fußball-Fanclubs auf dem Kölner Christopher Street Day.

„Und als ich gesagt habe, wir möchten auf dem Berliner CSD einen Wagen zur Frauenfußball-WM, haben sie den zweiten Wagen auch noch finanziert“, lacht Tanja Walther-Ahrens. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen vom lesbischen Sportverein „SV Seitenwechsel“ winkte sie am 25. Juni, genau einen Tag vor dem WM-Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion, stolz von ihrem halb fußballrasengrünen, halb pinken Wagen herab. Als Schriftzug hatten die Damen das inzwischen zu einiger Berühmtheit gelangte Zitat von FIFA-Chef Sepp Blatter gewählt: „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“

Seit der DFB zur Attacke auf die Homophobie bläst, stehen allerdings, wie gewohnt, vor allem die millionenschweren Männer im Mittelpunkt des medialen ­Interesses. Welcher Bundesliga- oder gar Nationalspieler könnte schwul sein? Diese Frage stellen Journalisten, seit Theo Zwanziger glaubwürdig kundtat, dass er sich über ein Coming-out freuen und dies auch unterstützen würde.

Jogi Löw, der zum bestangezogenen Trainer der WM 2010 gewählt wurde und für Nivea wirbt, geriet als Mann der leisen Töne so stark unter Verdacht, dass er kürzlich in einem Interview dementierte. Schon sein Vorgänger Jürgen Klinsmann, der mit seinem Faible für Yoga und seiner Abneigung gegen Titanen und Machos neue Töne in den deutschen Fußball trug, musste sich nicht nur von Harald Schmidt als „Schwabenschwuchtel“ verspotten lassen. Beide, Klinsmann wie Löw, schützt ihr Erfolg.

Ob das auch für die Mitglieder der „Schwulencombo“ in der Nationalmannschaft gälte, die Ballack-Berater Michael Becker ausgemacht zu haben glaubte und die, wie er kurz vor der WM in Südafrika einem Spiegel-Reporter ankündigte, ein Ex-Nationalspieler angeblich „hochgehen lassen“ wolle? Wo es um millionenschwere Stammplätze geht, ist das Drohpotenzial beachtlich. „Schwule Fußballer gehen oft Scheinbeziehungen ein“, sagt Tatjana ­Eggeling, die als Kulturwissenschaftlerin zum Thema „Homosexualität im Profisport“ forscht und homosexuelle Fußballer berät.

„Das Fußballstadion ist das letzte Reservat echter Männlichkeit“, sagt Eggeling. Und wer auch immer womöglich der Erste sein mag – der Mut, gegen dieses „Männlichkeitsgebot“ im Männerfußball zu verstoßen, wäre gewaltig. Davon zeugen nicht nur die gnadenlosen Verbalattacken der Fans, die vom Stürmer bis zum Schiedsrichter alles als „schwul“ beschimpfen, was auf dem Feld einen Fehler macht. Auch wenn die fanatische Schwulenschelte in einer frauenfreien Stadion-Welt, in der sich schweißüberströmte und weinende Männer in die Arme fallen, anmutet wie das berühmte Pfeifen im Keller.

„Der Fan im Stadion kann sehr, sehr grausam sein. Diese öffentlichen Anfeindungen wären nur sehr schwer auszuhalten“, erklärt Uschi Holl, warum sie einem männlichen Kollegen nicht zum Coming-out raten würde.

Aber nicht alle Fans sind so. Dirk Bierholz zum Beispiel findet die Homosexuellen- und Frauenfeindlichkeit in den Stadien so unerträglich, dass er aktiv dagegen kämpft. Und zwar nicht allein, sondern mit dem gesamten Fanprojekt Düsseldorf, dessen Leiter er ist. Es war das Fanprojekt, das Tanja Walther-Ahrens heute nach Düsseldorf eingeladen hat und auch die Wanderausstellung „Tatort Stadion“ in die Landeshauptstadt holte. Auch diese Ausstellung gegen Diskriminierung im Fußball wurde von fortschrittlichen Fans initiiert, dem „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF). „Abgewertet wird, was als unmännlich, schwach und weiblich gilt“, steht dort auf einer der Stelltafeln. „Fangesänge sind oft Schwanzvergleiche oder Vergewaltigungsfantasien.“

„Das Wort Fotze ist im Stadion alltäglich“, weiß auch Fanprojekt-Leiter Bierholz. „Aber zum Glück gibt es immer mehr Männer, die sagen: Wir wollen uns diesen Mist nicht mehr anhören!“ Früher sei das Ziel der Fanprojekte der Kampf gegen Rassismus im Stadion gewesen. Seit ein paar Jahren stehen nun auch Sexismus und Homophobie auf dem Plan. „So wie es heute niemand mehr wagt, einen schwarzen Fußballer mit Bananen zu ­bewerfen, so müssten auch frauen- und homofeindliche Transparente von den Tribünen verschwinden.“

Stattdessen soll im Stadion von Fortuna Düsseldorf demnächst ein homofreund­liches Plakat hängen. Zwei Jungs und zwei Mädchen mit Fanschals lachen von der Tribüne, darüber steht: „Schwule & Lesben gibt’s in jedem Stadion!“

Die zwei Mädchen sind Lucia, 17, und Kimmie, 19, aus dem schwul-lesbischen Jugendzentrum PULS. Auch sie sind heute Abend hier und präsentieren stolz das fertig gedruckte Plakat, auf dem auch das Logo der Fortuna Düsseldorf steht. „Es ist wichtig zu zeigen: Der Verein steht dahinter“, sagt Dirk Bierholz. „Das wäre vor 20 Jahren undenkbar gewesen!“

„Wenn mir jemand 2006 gesagt hätte, dass wir 2011 schon im dritten Jahr einen DFB-Wagen auf dem Christopher-Street-Day haben – das hätte ich nicht geglaubt“, freut sich auch Tanja Walther-Ahrens.

Ein paar hundert Kilometer weiter wurden sogar die ersten Spielerinnen auf der CSD-Parade gesichtet. Die schwedische Kapitänin der Nationalmannschaft, Victoria Svensson, war 2009 zum ersten Mal mit von der Partie beim Stockholm-Pride. Es sei jetzt an der Zeit gewesen, diktierte die 31-Jährige den Reportern in die Blöcke. Zehn Jahre lang hatte die Spielerin ihre Lebensgefährtin unter Verschluss gehalten. Dann wurde Tochter Moa geboren. Und Svensson erklärte: „Ich war so unheimlich stolz auf meine Familie, dass ich auch offen damit umgehen wollte.“

Und im ZDF-Morgenmagazin sorgt sich Moderatorin Jessy Wellmer im Interview mit Uschi Holl darum, wie die frisch mit ihrer Lebensgefährtin verheiratete Torfrau den geballten Stress aus Meisterschaft plus WM-Vorbereitungen verpackt: „Da wird die junge Ehe ganz schön strapaziert.“ Kein Problem, beruhigt die Nationaltorfrau, man sei als Paar von diversen Welt- und Europameisterschaften „turniererprobt“ und wisse, dass man sich gern habe. „Und das zählt!“ sagt Moderatorin Wellmer mit strahlendem Lächeln.

Keine Frage: Es ist mit Sieben-Meilen-Stollenschuhen vorangegangen. Einerseits. Andererseits ist der Kampf gegen die ­Homophobie im Fußball immer wieder abstiegsgefährdet: Im Dezember 2010 vergab die FIFA die Fußball-WM der Männer 2022 an Katar. In dem Wüstenstaat gilt die Scharia. Homosexuelle Handlungen zwischen Frauen oder Männern werden mit fünf Jahren Haft bestraft. Reaktion von FIFA-Chef Sepp Blatter: Er empfahl homosexuellen Fußballfans, „für die Dauer der WM auf Sex zu verzichten“.   

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