Der Kreuzberger Mord ist einer von 154
Es ist eine unvorstellbar entsetzliche Tat. In der Nacht zum Montag hat Orhan S., ein 32-jähriger Bauunternehmer, seine Frau Semanur S., 30, mit Messerstichen ermordet und dann zerstückelt. Er trennte ihr auf der Dachterrasse des Hauses den Kopf ab und warf ihn in den Hof. Das Blutbad wurde nicht nur von den entsetzten Nachbarn beobachtet, die wegen der Schreie die Polizei alarmiert hatten, sondern auch von den sechs Kindern. Semanur S. wollte ihren Mann, der sie regelmäßig misshandelte, verlassen. Ein klassisches Szenario, das für Frauen öfter tödlich endet. Endlich wissen wir nun, wie oft. Denn zum ersten Mal hat das Bundeskriminalamt in seiner Jahresstatistik veröffentlicht, in welcher Beziehung weibliche Opfer von Mord und Totschlag zum Täter standen. Ergebnis: Von 313 Frauen im Jahr 2011 hatte die Polizei in 154 Fällen den (Ex)Mann oder (Ex)Lebensgefährten in dringendem Tatverdacht. Feministinnen haben seit Jahrzehnten gefordert, dass diese Zahlen veröffentlicht werden, damit das Ausmaß der tödlichen Gewalt gegen Frauen sichtbar wird – egal, ob sie „Ehrenmord“ oder „Familiendrama“ heißt. Mehr zum Thema