Die lieben KollegInnen 3/2003
Vom Feuerstein-Darwinismus, EMMA-Feminismus und Frauen, die beweisen müssen, dass sie rückwärts einparken können.
In der westlichen Welt herrscht wieder Ordnung zwischen den Geschlechtern. Der Feuerstein-Darwinismus hat über den Emma-Feminismus gesiegt. Und das Praktische daran ist: Ehe Alice Schwarzer irgendetwas dagegen vorbringen darf, muss sie erst beweisen, ob sie rückwärts einparken kann. Norbert Kron, Die Welt
Um das spezifisch Männliche im allzu menschlichen Abweichen von der Moral zu verstehen, bedarf es eines Schrittes, den vor allem Frauenbewegte lange Zeit nicht gehen wollten: Nur wer den Unterschied zwischen den Geschlechtern akzeptiert, kann die Ursachen männlicher Unmoral beurteilen. Alice Schwarzer und ihre Schwestern haben den schwierigen Schritt in die Wirklichkeit inzwischen vollzogen. Jürgen Neffe, taz
So wichtig der Krieg und die Berichterstattung darüber sind, kein Mensch hält es aus, ihn den ganzen Tag am Fernsehschirm zwangsverfolgen zu müssen. (...) Dubiose Figuren, die offenbar keiner vorher durchgecheckt hat, sind live auf Sendung und vertreten die wildesten Verschwörungstheorien. Andere sind im Fernsehen, obwohl sie nicht einmal das durchschnittliche Wissen eines Zeitungslesers haben. Und wofür, um Gottes Willen, ist eigentlich Alice Schwarzer zuständig? Michael Spreng (Medienberater), Handelsblatt
Abends bei der ZDF-Sondersendung mit Maybrit Illner und Johannes B. Kerner darf auch Alice Schwarzer ihre Meinung zum Krieg kundtun. Wodurch ihre Expertenstellung begründet ist, wird allerdings nicht klar. Christine Zöller, Rheinischer Merkur
Die 100 wichtigsten Deutschen. Platz 25: Alice Schwarzer. Frauenrechtlerin. Längst eine moralische Instanz: ehrlich, unbestechlich, unbequem - und deshalb glaubwürdig - interessanterweise nicht nur bei Frauen! TV Hören und Sehen
Frage: Früher war es oft eher so: Männer beenden Beziehungen, und Frauen sind die Opfer. Glauben Sie, dass sich dieses Rollenverständnis inzwischen gedreht hat? Nora Tschirner: Oh ja, ich glaube auf jeden Fall, dass ich ein Mädchen bin, das von Alice Schwarzer, von der Emanzipation, profitiert hat. Wenn die nicht gewesen wäre, hätte ich das in die Hand nehmen müssen. Schauspielerin Nora Tschirner ("Soloalbum"), 21, im Interview mit dem Tagesspiegel
Das Drama nimmt etwa 200 Kilometer von Mainz entfernt seinen Lauf. Und zwar in Köln, bei der Redaktionskonferenz einer bekannten Feministinnen-Zeitschrift. Schwarzer und Schwestern brüten. Über Themen, möglichst bunten, spannenden, aber nicht allzu männermordenden Themen. "Du, Alice", entschlüpft es der Reporterin. "Ich hab die Story. In Mainz, da machen die 'nen Dreck-weg-Tag, am 8. März." Totenstille. Am 8. März ist nämlich nicht nur der Mainzer Dreck-weg-Tag, sondern außerdem der Internationale Tag der Frau. Entsetztes Schweigen also, dann keucht die feministichste aller Feministinnen: Großputz-Aufruf am Frauentag - das kann kein Zufall sein...! Welch teuflisches Männerhirn hat das ausgebrütet, will die Frau zurück an den Wischmopp zwingen? Schwarzer und Gefolge kochen (vor Wut). Das darf nicht geduldet werden! Wie heißt der Bürgermeister dieser Mittelalterstadt, in der Emanzipation ein Fremdwort ist? Beutel? Den schnapp ich mir, faucht die Vorzeige-Emanze, und dann wird's rasant. Zug nach Mainz, Taxi ins Rathaus, Stöckelschuhe ins OB-Büro. Dort fährt sie den armen Kerl an den Hals, und... Weckerklingeln, Erlösung, Beutel wacht auf. Puh, weit und breit keine Furie, keine Feministin. Vorsichtshalber trägt er an diesem Morgen trotzdem den Müllbeutel aus dem Haus. Und haut alle seine Kumpel an. "He, mach mit beim Dreck-Weg-Tag, je mehr Männer mitmachen, um so besser..." Recht hat er. Kirstin Strasser, Allgemeine Zeitung Mainz
EMMA Mai/Juni 2003