Was wäre Harry ohne Hermine?

Artikel teilen

Cherchez la femme. Alle reden vom kleinen Zauberer Harry Potter – doch was wäre er wohl ohne seine Freundin, die Hexe Hermine? Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine davon leicht überraschte Frau; das ist beim Zauberlehrling Harry Potter auch nicht viel anders. Hermine Granger heißt sie und ist Klassenbeste im Magier-Internat Hogwarts.

Anzeige

Hermine hat ziemlich lange Vorderzähne, einen Schopf struppiger brauner Haare, eine durchdringende Stimme und einen messerscharfen Verstand. Kurz: Sie ist nicht besonders schön, dafür besonders schlau. Weiß – im Gegensatz zu Harry und Kumpel Ron – eigentlich immer alles und vor allem besser, zum Beispiel, was passiert, wenn man einem Wermutaufguß geriebene Affodillwurzeln zufügt (nicht versuchen!). Oder einen Teekessel in eine Schildkröte verwandeln kann.

Außerdem ist Hermine bienenfleißig: die Hausaufgaben werden immer doppelt so lang wie aufgegeben erledigt – und dass, obwohl sie (mit einem kleinen halblegalen Zaubertrick) doppelt so viele Fächer wie vorgeschrieben belegt. Und sehr, sehr brav: Abschreiben ist nicht – wie sollen die Mitschüler denn dabei was lernen, hm? Bloß mit dem Sport hapert’s bei Hermine: Das Besenstiel-Reiten läßt sich halt nicht aus Büchern lernen, weswegen Hermine auch keine Chance hat, in die (gemischtgeschlechtliche) Mannschaft für Quidditch, einer Art Luftfußball, aufgenommen zu werden.

Wäre Hermine nicht Azubi-Hexe, würde sie irgendwo auf einem stinknormalen Gymnasium in der ersten Reihe sitzen, dürfte das Klassenbuch führen, weil ihre Schrift so ordentlich ist, und im Bio-Unterricht die teuren Reagenz-Gläser verwalten, weil ihr nie, nie, nie etwas kaputt geht.

So eine eben, wie wir alle sie in der Klasse hatten und nicht mochten und ärgerten – natürlich auch, weil wir sie ein bisschen beneideten. Ist so eine wirklich ein Vorbild für die Tochter der Potter-Bücher kaufenden Mutter? Aber klar doch!

Zwar mögen auch Harry Potter und sein bester Kumpel Ron Weasley, beide nette Jungs, aber ziemlich mickrig und in Magie eher mittleres Maß, Hermine zunächst nicht sonderlich. Was sich schnell ändert, als sie merken, dass sie ohne Hermines Wissen ziemlich aufgeschmissen sind. Wenn’s zum Beispiel darum geht, einen vier Meter großen, bösartigen Bergtroll per Verwünschung umzunieten. Und erst recht, als sie merken, dass Hermine ein verdammt loyales Mädel ist: Die recherchiert nämlich hingebungsvoll in alten Folianten, wie man die Hinrichtung vom geliebten, aber angeblich gefährlichen Hippogriff (eine Art fliegendes Pferd mit Adlerkopf) „Buckbeak“ juristisch verhindern kann.

Den Ausschlag für den Beginn einer wunderbaren Freundschaft gibt, dass Hermine, wenn es drauf ankommt jedenfalls, durchaus gekonnt lügen und gegen eherne Schulregeln verstoßen kann; so gekonnt, dass selbst Minerva McGonagall, die gestrenge Hogwarts-Vize-Schulleiterin (der Leiter ist natürlich ein Mann) ihr glaubt. Und dass die brave Hermine auch mal einen Konflikt nonverbal lösen kann, mit einer ebenso gepfefferten wie wohlverdienten Watsche. Insofern eignet sich Hermine natürlich ganz hervorragend als nacheifernswertes Vorbild.

Als der fies-arrogante Klassenkamerad Draco Malfoy Hermine quält, weil sie nur von „Muggels“ abstamme (das sind Leute, die nicht zaubern können, also ziemliche Dumpfbacken, bei Hermine ein Zahnarztehepaar) und nicht von „reinblütigen“ Magiern, sind umgekehrt Harry und Ron zur Stelle, um Hermine zu verteidigen.

Im vierten Band „Harry Potter und der Feuerkelch“ knirscht es allerdings erst mal im Trio. Der Grund: die Pubertät. Denn Hermine, inzwischen 14 Jahre, bezaubert – ganz ohne magische Hilfsmittel und nur mit ihrer aufrichtigen Art – Harrys härtesten Gegenspieler im Zauberwettkampf. Und an dieser Erkenntnis haben Harry und Ron zunächst ganz schön zu knapsen: Oje, unser bester Kumpel ist ja – ein Mädchen! Genau. Und was für eins!

Weiterlesen
Alle Harry Potter-Bücher von Joanne K. Rowling bei Carlsen; als Hörbuch im Hörverlag.

www.harrypotter.de

Artikel teilen
 
Zur Startseite