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Prostitution: Märchenstunde bei Brigitte

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Unsere Schwesternzeitschrift Brigitte hat sich an ein ganz modernes Thema gewagt: die Prostitution. „Prostitution – was ist das heute eigentlich?“ fragen die Kolleginnen. Und geben klare Antworten. Denn Brigitte weiß, wie es läuft in den Rotlichtbezirken des Landes: total easy. „Die Zeiten eines Rotlichtmilieus, in dem harte Männer nach ihren eigenen Gesetzen regieren und sich ‚ihren’ Frauen gegenüber als Eigentümer aufführen, gehen jedenfalls dem Ende entgegen“, versichert Redakteurin Irene Stratenwerth. Woher sie das weiß?

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Vielleicht vom Bundeskriminalamt oder den Innenministern, die die Regierung kürzlich händeringend um eine Reformierung des Prostitutionsgesetzes gebeten haben, weil sie Zuhälterei und Frauenhandel in den Bezirken nicht mehr Herr werden? Nein. Von den zuständigen Kommissariaten, die die Zahl der Frauen, die „selbstständig“, also ohne kassierenden Mann, arbeiten, auf fünf Prozent schätzen? Auch nicht. Vielleicht von den Rumäninnen aus dem Fellbacher Flatrate-Bordell, die, sofern des Deutschen mächtig, zunächst beschwingte Interviews über ihren „prima Arbeitsplatz“ gaben und jetzt gegen den Menschenhändlerring im Hintergrund aussagen? Wohl nicht. Oder womöglich von den „selbstständigen“ Prostituierten im Kölner Wohnwagen-Park, der, wie sich jüngst herausstellte, von den Hells Angels kontrolliert wird? Ach wo. Denn das ist schließlich „nur ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit“.

Brigitte hingegen hat mit drei Frauen gesprochen: einer Studentin, die „im Bordell gejobbt“ hat, einer Gründerin eines Escort-Services und einer ihrer Angestellten. Und dort erfahren, dass Prostitution „ein Reservat ist, in dem Sex mit Neugierde und Leichtigkeit erlebt werden kann wie kaum irgendwo sonst“. Es war nämlich, Dank des „liberalen“ Prostitutionsgesetzes, noch nie „so einfach wie heute, die Grenze zur Prostitution zu überschreiten“. Und das ist doch eine schöne Sache, denn mit durchschnittlich 1.500 Euro netto verdient eine Prostituierte schließlich mehr als eine Friseurin oder eine Kassiererin im Supermarkt.
Warum also nicht mal, oh là là, diese Grenze überschreiten? Denn wir befinden uns ja ohnehin längst in einem „Verwirrspiel: Look und Outfits von Heidi Klum oder Britney Spears erinnern stark daran, wie früher um die Gunst von Freiern geworben wurde“. Und bevor es allzu verwirrend wird, sorgt Brigitte doch lieber für klare Verhältnisse: „Der Tausch von Geld gegen Sex ist vielleicht der letzte halbwegs berechenbare und klar geregelte Handel in einem Geschlechterverhältnis, das immer komplizierter wird.“

Und bei so viel Komplexität an der Geschlechterfront ist es tatsächlich begrüßenswert, dass „moderne Prostituierte“ gegensteuern und wieder „Verständnis für die männliche Bedürftigkeit“ entwickeln. All die bösen Geschichten über brutale Freier, Zuhälter, Drogen, Schulden: „Märchen aus früheren Tagen“.  

„Wer die Welt der sexuellen Dienstleistungen zu erkunden beginnt, läuft Gefahr, sich in Klischees zu verirren“, erklärt uns Brigitte. So ist es, liebe Schwesternzeitschrift. Den Weg aus dem Plüsch-Labyrinth können euch aber viele weisen: Die Polizei, die sich nur noch schwer bewaffnet in die jeweiligen Rotlichtbezirke traut. Die vielen Prostituierten, die lieber heute als morgen aussteigen würden, es aber wegen fehlender Ausstiegsprojekte nicht schaffen. Und die 95 Prozent, die niemand gefragt hat. Zumindest Brigitte nicht.
„Dass Prostitution Spaß machen könnte, gehört zu den letzten Tabus“, meint Brigitte stattdessen. Na dann nix wie los, liebe Kolleginnen. Probiert es doch mal aus. Wir sind gespannt auf euren nächsten Artikel zum Thema.
P.S. Wenn das Ausprobieren doch nicht ganz so naheliegt, könnte ein Blick in die aktuelle EMMA weiterhelfen. Im Dossier "Die Ware Frau" hat EMMA unter anderem im Stuttgarter Rotlichtmilieu recherchiert.

Weiterlesen
Dossier Prostitution: Die Ware Frau (2/11)
EMMA-Kampagne Prostitution

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