Facebook sperrt EMMA
Am vergangenen Sonntag protestierten Femen Deutschland vor dem Kölner Großbordell Pascha gegen Prostitution. Mit eindeutigen Botschaften. „Die Würde des Menschen ist unbezahlbar“, steht auf einem ihrer Plakate. Eine Aktivistin hat sich den Spruch „Stop Sex Slavery“ auf den Bauch gepinselt. Die Frauen tragen Blumenkränze im Haar und sind, wie üblich, oben ohne.
Nachdem EMMA am Sonntag ein Foto der Aktion auf ihrer Facebook-Seite gepostet und EMMA-FreundInnen die Aktion kommentiert, geliked und geteilt hatten, war das Foto gestern Abend plötzlich verschwunden.
Über ein Info-Fenster erklärt Facebook seitdem bei dem Versuch, etwas in der EMMA-Chronik zu veröffentlichen: „Du hast vor Kurzem etwas gepostet, was gegen unsere Facebook-Richtlinien verstößt. Aus diesem Grund wurde diese Funktion vorübergehend für dich gesperrt. Um zu verhindern, dass du erneut gesperrt wirst, solltest du die Standards der Facebook-Gemeinschaft gelesen und verstanden haben.“ Sperrzeit: Drei Tage.
Bei Facebook stehen laut dieser „Standards“ Bilder auf der Abschussliste, die gegen die „Erklärung der Rechte und Pflichten von Facebook“ verstoßen. Dazu gehören: „Obszöne, pornografische oder sexuell explizite Fotos sowie Fotos, die Gewalt anschaulich darstellen.“ Facebook entfernt außerdem Inhalte, „die Individuen oder Personengruppen bedrohen, einschüchtern, belästigen, lächerlich machen oder ungewollte Aufmerksamkeit auf diese ziehen".
Schon vor einem Jahr hatten die Macher des Online-Netzwerks ähnlich reagiert: Damals postete EMMA den Titel der Winter-Ausgabe, auf dem ebenso eine Femen-Aktivistin zu sehen war. Und vor einer Wochen landete ein Pop-Art-Bild auf dem Index, auf dem zwei Hände ein Herz um einen behaarten Venushügel formen.
Obszön? Pornografisch? Sexuell explizit? Nein. Vielmehr stellt sich die Frage, warum Facebook bei solchen Bildern eingreift - wohingegen andere Facebook-Seiten pornografisierte und frauenverachtende Inhalte verbreiten, ohne dafür gerügt zu werden.
Die Antwort könnte sein: Bevor es zu einer Löschung kommt, muss ein Facebook-Nutzer den Verstoß gegen die Facebook-Gesetze erst mal melden. Wäre es vielleicht möglich, dass gar nicht nackte Brüste, sondern der Protest gegen Prostitution den Ärger einiger User erregt? Und weiter: Wenn ein Bild wie das der Femen-Aktion gemeldet wird – können die Facebook-Macher nicht zwischen Protest und Pornografie unterscheiden?
Das lernen wir also daraus: Frauen dürfen sich gerne nackt räkeln, so lange ihre Brustwarzen gerade noch bedeckt sind. Oder ihren Hintern in Großaufnahme in die Kamera strecken, so lange ein Leoparden-String im Spiel ist. Oder als Barbiepuppe nach vorne gebeugt ausharren, während fünf Männerpuppen für Sex mit ihr anstehen.
EMMA hätte Facebook gerne um eine Stellungnahme gebeten. Leider geizt das Unternehmen, das mittlerweile eine Milliarden Menschen vernetzt, vor allem damit: erreichbar zu sein.