Pola Kinski: Clowns sind gar nicht so
Das Gespräch mit Pola Kinski, 25, hat Gaby Kubach, 32, geführt. Gaby ist Autorin und Regisseurin und hat mit Pola zusammen den Fernsehfilm "Das Ende der Beherrschung" gedreht, der im Januar gesendet wurde. Der Film war ungewöhnlich sensibel, sinnlich, klug und auch spannend - was vor allem Gabys Drehbuch und Regie und Polas Spiel zu verdanken ist. Wir wollten mehr von Pola erfahren und baten Gaby, mit ihr zu reden.
Gaby: Du hattest jetzt zwei Filme sehr kurz hintereinander im Fernsehen, und bist ziemlich schlagartig damit berühmt geworden.
Pola: Ich habe sowas ähnliches schon mal erlebt, als ich hier angefangen habe, in Hamburg Theater zu spielen. Da kamen auch stapelweise Briefe, und ich war dauernd in den Zeitungen, eigentlich viel mehr als jetzt. Weil, jetzt sage ich alle Interviews ab, fast alle.
Warum?
Weil die sowieso nicht wirklich was von meiner Person wissen wollen, sondern meistens nur auf solche Sachen spekulieren wie: Wieviel paar Schuhe ich von meinem Vater gekriegt habe, und ob mein Vater genau so verrückt ist, oder ob ich genau so werde wie mein Vater, und solche Sachen. Ich will mit so einem Starrummel nichts mehr zu tun haben. Ich weiß, daß das ein Zwiespalt ist, noch dazu, wenn man den Namen hat, den ich habe. Und den hab ich ja damals bewußt angenommen, um es einfacher zu haben...
Und was willst du?
Ich möchte gute Filme machen, irgendwann mal, und auch Theater spielen, aber das stell ich mir anders vor, als so, wie es im Moment läuft. Ich möchte irgendwann mit ganz bestimmten Leuten, und immer wieder mit den gleichen Leuten zusammenarbeiten. Ich möchte ein Selbstbewußtsein, ein Selbstgefühl aus mir selbst holen, und nicht, weil mich tausend Leute bewundern.
Ja, nun kommt da ja vielleicht nicht nur blinde Bewunderung, sondern es wird sicher auch ein paar Leute geben, die in dir etwas zu erkennen glauben, was du wirklich selbst bist. Viele fanden dich, das heißt die Film-Carmen, eine starke Person.
Wie meinst du "starke Person"?
Daß das nicht nur die Rolle ist, die stark war, sondern daß das Mädchen, das diese Rolle gespielt hat, sehr viel mit dieser Rolle zu tun hat.
Stimmt schon. Meine Identität hab ich aber erst bekommen. Die hab ich mir selbst erkämpft, weil mein Vater die mir ziemlich genommen hat, jahrelang, meine ganze Kindheit über eigentlich. Und irgendwann kam der totale Zusammenbruch, und dann habe ich sie mir selbst wieder geholt. Es war ein hartes Leben, jahrelang.
Du gehst mit den Leuten, die du wirklich magst, bis an den Punkt, wo es dann auch platzen kann. Du forderst also die Leute unheimlich, willst wirklich wissen, wie weit du gehen kannst, ohne daß sie dich fallen lassen. Das ist sehr gefährlich würde ich sagen. Aber auch sehr spannend und - wenn es hält - auch eine große Versicherung.
Wie meinst du das?
Na, du bist sehr widerspenstig. Du mußt ausprobieren, ob man das mit in Kauf nimmt.
Da kannst du aber jetzt eigentlich nur von unserer Arbeit sprechen. Und in der Arbeit - finde ich - ist das was anderes, als wenn man persönlich mit Leuten zusammen ist. Wenn ich arbeite bin ich sicher manchmal ekelhaft, weil ich auch unheimlich weit gehe, einfach alles in Kauf nehmen will, um eine möglichst gute Arbeit rauszukriegen.
Ich kritisiere das nicht, auch wenn du immer durchdrehst, wenn das Wort "schwierig" fällt. Das ist doch das einzige, worauf man fast stolz sein kann als Schauspieler. Weil das heißt, man macht es sich nicht leicht.
Da bin ich eben nicht stolz drauf. Bei meinem Vater hieß es jahrelang, er ist schwierig. Ich bin eigentlich nicht schwierig. Ich mache nur sehr ungern Kompromisse. Und wenn halt jemand zum Beispiel in der Arbeit total nicht meiner Meinung ist, und ich aber ziemlich stark in eine andere Richtung empfinde, dann möchte ich, daß man irgendwie zu einem Ergebnis kommt. Und zwar nicht zu dem Ergebnis, daß einer von beiden sauer ist, einer von beiden frustriert oder einer von beiden einen Kompromiß macht. Und dann gibt es dann einfach unheimliche Auseinandersetzungen.
Wie siehst du dich selbst?
Das kann ich schwer sagen.
Versuch's mal: Wie dein Bild von dir ist. Wer Du bist als Person und als Schauspielerin, was Du glaubst, spielen zu können.
Ich möchte als Schauspielerin jetzt ganz viel ausprobieren. Ich möchte heute ein irres kaputtes Mädchen spielen und morgen eine ganz ausgeglichene Frau, und übermorgen vielleicht eine Jungenrolle.
Bei mir hast du ein vitales Mädchen gespielt. Aber da hast du auch ein paarmal so geseufzt: "Ich muß immer dieselben Typen von Menschen spielen." Ich kenne nicht alle deine Rollen, aber danach, was du mir erzählt hast, sind das alles sehr emotionale Menschen, die sich selber immer ganz in die Waagschale werfen und dadurch entweder unheimlich kaputtgemacht werden oder unheimlich durchgehen - und wenn's mit dem Kopf durch die Wand ist. Sogar vielleicht mit einer bestimmten Brutalität.
So würde ich mich nicht sehen. Ich glaube zwar, daß ich mich durchsetze, daß ich das, was ich selbst möchte, durchsetzen kann, für mich - aber ich glaube nicht, daß ich mit dem Kopf durch die Wand gehe. Früher war das vielleicht mal so. Ich kann jetzt schon Sachen abwarten und das ruhiger sehen. Ich weiß nicht, warum mich die Leute immer so sehen, so'n Wirbelwind, der entweder ganz kaputt ist oder ganz lustig, himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, und immer mit dem Kopf durch die Wand - so bin ich eigentlich überhaupt nicht.
Ich glaube schon, daß du überhaupt erst in Bewegung kommst, wenn du emotional in Bewegung bist. Also ich habe dich nie über den Kopf allein zu irgendwas motivieren können.
Ja, aber das ist doch eigentlich richtig.
Klar. Nur gibt es Leute, die viel "vernünftiger" sind, die viel mehr gegen sich selber anspielen können. Ich glaube zu der Art von Schauspielern gehörst du nicht. Wie du spielst, das hat immer direkter mit dir zu tun.
Nein, das stimmt nicht, Gaby. Das ist ja gerade das, was ich gesagt habe: Ich möchte auch mal ne Rolle spielen, die eben nicht so sehr mit mir zu tun hat, versuchen, mir das anzueignen, an mich ranzuziehen.
Laß uns doch mal darüber reden, warum du Schauspielerin geworden bist. Hat das was mit deinem Vater zu tun?
Diese Fragen möchte ich bitte nicht beantworten, weil die nämlich in Schauspielschulen immer gefragt werden. Aber was ich gemacht hab, kann ich dir erzählen. Ich bin in Berlin auf die Welt gekommen, und ich bin mit meiner Mutter ganz früh schon nach München geflohen. Da hab ich beim Großvater gelebt mit meiner Mutter zusammen.
Habt ihr überhaupt jemals eurem Vater zusammengelebt?
Nee.
Nie? Du bist auf die Welt gekommen, und er war weg?
Nee, sie ist abgehauen. Und dann haben wir in München gelebt, bei meinem Großvater. Meine Mutter hat wieder geheiratet, als ich sieben war. Als ich acht war, kam noch ein Bruder von dem neuen Mann. Dann, als ich elf war, trat mein Vater ziemlich konstant in mein Leben. Besucht hat er mich vorher schon immer. Aber er stand plötzlich vor der Tür und hat mich nach Berlin mitgenommen. Für zwei Wochen, oder so. Und von da an war ich eigentlich immer mit meinem Vater zusammen. Dann hat er mir ein Pferd geschenkt, und dann habe ich ganz großartige Geschenke gekriegt. Der hat sich plötzlich so wahnsinnig um mich gekümmert, was mir natürlich gefallen hat.
Aber du hast nicht mit ihm zusammengelebt?
Nein, ich war nur in den Ferien da.
Er hat dich geholt - in Abständen?
Und hat mich eingekleidet und hat so'n bißchen meinen Lebensunterhalt bezahlt.
Hat er da mit einer Frau zusammengelebt?
Ja, mit der Mutter meiner Schwester, mit der Biggy.
Da hast du zum Teil mit deiner Schwester Nastassja zusammengelebt. Habt ihr euch gemocht?
Meine Schwester und ich? Ja, gerne. Sehr gerne. Für mich war's halt als Kind ne bißchen blöde Situation, weil ich immer als Gast dahin kam und da war ein fertiges Familienleben. Ich wußte eben nicht so ganz, wo ich hingehöre.
Warst du sehr zerrissen?
Ja ziemlich. Weil ich zu keiner Familie gehörte, und dann bin ich auch freiwillig ins Internat gegangen, mit 13.
Mit wem hast du dich mehr identifiziert?
Mit meiner Mutter.
War dein Vater was Fremdes, was du aber ganz toll fandest für dich?
Nicht fremd, aber unheimlich beeindruckend.
Warst du irgendwie böse? Hattest du das Gefühl, daß er dich verlassen hat?
Nee - ich war manchmal böse über die Art, wie er mich behandelt hat. Er war unheimlich lieb, aber menschlich hat es ihn eigentlich überhaupt nicht interessiert, was mit mir los ist. Er hat eigentlich seine Liebe zu mir geliebt, aber nicht mich.
Hast du jetzt ein Verständnis dafür, warum dein Vater so ist, wie er ist?
Ja, zum Teil schon. Aber ich möchte eigentlich wirklich nicht so viel über meinen Vater reden.
Nein, ich hake auch nur nach, weil ich schon das Gefühl habe, daß das immer wieder ein Punkt ist, auf den du dich letztlich beziehst.
Ja, und ich hab auch irgendwie versucht, das mit ihm zu klären. Ich hab nur einen Satz gesagt, worauf er mir irgendeine Antwort gegeben hat, wo ich genau gemerkt hab, daß ihn nicht im geringsten irgendein Fetzen von mir interessiert. Und da, von dem Punkt an, hab ich gemerkt, daß ich das mit dem Mann nicht klären kann, daß ich das allein klären muß.
Sag mal, warum nennst du dich Kinski?
Ich nenn' mich jetzt um. Ich wollte eigentlich von Anfang an als Pola Nakszynski gehen. Nun war das in Hamburg aber alles schon so vorbereitet mit Pola Kinski und da dachte ich mir, sicher hilft's mir. Und da habe ich so angefangen... Mittlerweile hat aber meine Arbeit als Schauspieler nichts mehr mit meinem Vater zu tun. Sicher wird es viel schwerer werden, aber das ist mir egal. Wenn ich vom Theater raus und den Film gemacht hab - und den hab ich schon unter Pola Kinski zugesagt - dann möchte ich meinen richtigen Namen wieder annehmen.
Glaubst du, daß dir das eher geschadet hat für deinen Beruf, Pola Kinski zu sein, oder genützt?
Ich glaube beides. Auf der einen Seite hat es mir genützt, die Leute interessierten sich für mich. Aber ich glaube, daß es mir auch geschadet hat. Es hat dazu beigetragen, daß sie mir so einen bestimmten Typus von Rollen geben wollen. So sehen mich auch Fotografen immer gleich: immer kaputt, immer mit irrem Blick. Ich bin überhaupt nicht so. Ich hab' überhaupt keinen irren Blick und bin überhaupt nicht so kaputt. Aber alle Fotografen sehen mich so: n' bißchen Silberblick, oder ganz weit in die Ferne blickend. Weißt du, ich hätte mal gerne im Schauspielhaus 'ne doofe Prinzessin im Weihnachtsmärchen gespielt, ehrlich, so als Gegensatz. Als die anfingen, mich darauf festlegen zu wollen, wollte ich ehrlich gerne im Weihnachtsmärchen spielen.
Hast du's geschafft?
Nee.
Was hast du vorm Theater gemacht?
Da bin ich auf die Schule gegangen. Gymnasium. Und dann bin ich mit 18 zum erstenmal auf die Schauspielschule gegangen. Da war ich ein Jahr. Dann bin ich zum Peter Zadek nach Bochum, da bin ich aber abgehauen - das hab ich damals noch nicht gepackt. Dann hab ich ein Jahr nichts getan. Was so in der Gesellschaft heißt, nichts getan ... - also nichts konkretes. Ich hab dort alles versucht. Ich hab ne Töpferlehre angefangen, hab Tanzunterricht genommen und wollte ganz verschiedene Sachen machen. Und dann hab ich mir gedacht, wenn ich Schauspielerin werden will, dann muß ich's nochmal probieren. Und zwar ganz konsequent. Dann hab ich erst die Prüfung für eine andere - für eine private Schauspielschule - gemacht und hab das bestanden, und hatte schon mal so ein gutes Gefühl, und dann bin ich damit zur Falkenbergschule und hab gesagt, das genügt mir nicht, ich möchte wieder zu euch. Das klappte dann auch.
Ich war die erste Regisseurin mit der du zusammengearbeitet hast. War da ein Unterschied zu deinen Erfahrungen mit männlichen Regisseuren?
Ja klar ist es ein Unterschied. Was ich gut finde - also bei Frauen besser finde -, oder was meine Erfahrung mit dir war, ist, daß Arbeit nicht über andere Sachen läuft. Sonst habe ich immer gemerkt, man gefällt einem Regisseur als Frau, und darüber läuft das dann. Und da kann man auch ganz schön viel erreichen damit. Das fällt unter Frauen weg. Und das finde ich ganz gut, weil es da mehr um Arbeit geht.
Dann möchte ich aber auch noch wissen, was das im schlechten heißen kann, mit einer Frau zusammenzuarbeiten?
Ich finde, daß du dich manchmal nicht gut genug durchgesetzt hast. Also wenn du was Bestimmtes gewollt hast - dann haben die Leute nicht so mitgemacht, die Beleuchtung wollte nicht, oder wir wollten nicht, oder so. Dann hast du's einfach hingeschmissen und gesagt, na ja, dann nicht. Auf der anderen Seite hab ich manchmal aber wieder gemerkt, daß du unheimlich autoritär warst. Und genau auf dein Ziel losgegangen bist und dich oft auf gar keine Diskussion eingelassen hast. Das ist bei Männern irgendwie anders. Man ist ja gewöhnt, daß Männer Regie führen - die haben von vornherein schon viel mehr Macht.
Und dein generelles Verhältnis zu Frauen?
Ich hab mich von Kindheit an mit Jungens und mit Männern besser verstanden. Ich hab nie Freundinnen gehabt. Ich hab mir immer ne Freundin gewünscht, aber ich hatte nie eine. Ich hatte immer so ein bißchen Schwierigkeiten.
Mit Mädchen vor allem?
Ja. Mit Mädchen.
Spielst du im Film ein Mädchen, das ein Verhältnis zu einer Frau anfängt, auch ein sexuelles. Was hälst du persönlich davon?
Was mir sehr gefallen hat an der Geschichte ist, daß sich zwischen den beiden Frauen eine wirkliche Menschlichkeit entwickelt, weil ich das selten zwischen Frauen erlebt habe. Was ich zwischen Frauen erlebt hab' - das ging aber eben nicht von mir aus - und was mich immer gestört hat an Schauspielschulen oder am Theater ist, daß soviel geneidet und denunziert wird. Ich kenne einfach Frauen, die dich gleich so abchecken, wenn du reinkommst, von oben bis unten, was du anhast und wie du aussiehst. Und wenn du kaputt aussieht, wenn's dir schlecht geht, dann sind sie nett. Es gefällt ihnen, wenn es dir nicht gut geht.
Glaubst du, daß das Konkurrenzverhalten zwischen Frauen größer ist als zwischen Männern?
Ja, das glaub ich.
Was meinst du, wo das herkommt?
Bei Frauen sicher davon, daß sie immer schön zu sein haben, im mer niedlich auszusehen haben oder immer nett angezogen.
Wie ist dein Verhältnis zu Schönheit? Ist es dir wichtig, schön zu sein?
Das ist auch 'ne schwierige Frage. Also ich glaube, ich bin dann schön, wenn ich mich auch schön fühle. Manchmal finde ich mich nicht schön.
Laß uns mal ein bißchen drüber reden, wie es für dich weitergehen soll.
Was ich mir vorstelle ist erst einmal, daß ich nach dem Film, den ich jetzt mache, aufhöre für ein Vierteljahr und nur das mache, wozu ich Spaß hab. Mit dem Daniel Schmid als Regisseur, nach einem Buch von Conrad Ferdinand Meyer, ne Novelle. Das ist auch ein Film, der über zwei Frauen geht. Und zwar ist es "Die Richterin", das ist die Jeanne Moreau, die spielt die Mutter, und ich bin ihre Tochter. Danach gehe ich nach Berlin zu meinem Freund, und dann will ich ein Vierteljahr überhaupt nichts tun. Ich will einfach nirgends eingespannt sein, ich will nur das tun können, was mir Spaß macht. Was ich mir vorstelle ist, einfach so viele verschiedene Theater-Arten wie möglich kennen zu lernen. Und in Berlin möcht ich eigentlich nur ein Jahr bleiben, bis mein Freund mit seinem Studium fertig ist.
Was ist mit dem Zirkus? Du hast mal gesagt, du möchtest als Clown über Land ziehen.
Ja, das ist ein bißchen überspitzt gesagt, das möcht ich auch noch, vielleicht auch in Amerika. Das gehört zu dem dazu, was ich noch lernen möchte. Ich möchte zum Beispiel Jazztanzen weitermachen, das hab ich gelernt und Steppen hab ich gelernt. Und dann möcht ich Akrobatik machen und das ist ja die Grundausbildung von nem Clown. Das möcht ich auf jeden Fall lernen. Wenn ich Clown sag, das umreißt soviel. Ich würde gerne ne Figur erfinden, die was mit mir zu tun hat. Das würd ich irgendwann mal gerne. Obwohl ich mit ner Gruppe arbeiten will, aber das kann ja innerhalb der Gruppe sein. Ja, ne Figur erfinden, so wie das die Leute wie der Charlie Chaplin oder Marcel Marceau getan haben, die haben doch so Figuren erfunden, für sich, so ganz eigne Charaktere. Sowas würd ich für mich gerne tun. Komik ist einfach etwas, was mich wahnsinnig interessiert. Clowns haben auch sowas Durchsichtiges, Feines. Clowns sind gar nicht so.
Eine letzte Frage: Empfindest du dich selbst als emanzpiert?
Emanzipiert? Ich sag dir jetzt mal nichts zu dem Wort emanzipiert, sondern wie ich mich halt fühle. Ich weiß, daß ich eins möchte: Daß ich für das Leben, das ich führe, selber aufkommen und dazu irgendwie stehen will. Daß ich meine Kohle selber verdiene, und daß ich mir alle materiellen Wünsche, die ich habe, selber erfüllen kann. Emanzipiert? Ich glaube einfach, daß ich mein Leben alleine leben kann. Früher habe ich immer meinen Vater nach Geld gefragt - das würde ich nie mehr machen. Auch wenn ich echt am Boden krieche. Ich würde nie mehr meinen Vater fragen. Um Geld. Und auch nicht meine Mutter - niemanden. Ich möchte auch von keinem Mann finanziell abhängig sein. Das habe ich auch schon kennengelernt, das ist sehr unangenehm. Wenn ich kein Geld habe, ja dann kann ich nicht bestellen, was ich will. Ich lebe manchmal, wenn ich essen gehe, schon so, als hätte ich viel Geld. Das ist ja dann mein eigenes Geld. Aber wenn ich dann mit jemand mitgehe und der lädt mich ein, dann habe ich immer das Gefühl: Da kann ich jetzt nicht so bestellen, wie ich will, weil ich auch nicht so unverschämt sein will und weil ich dann immer so eine Abhängigkeit merke und kenne, von meinem Vater her. Da konnte ich zwar teuer bestellen, aber ich fühlte mich total unfrei dabei. Deshalb mag ich das nicht so gern. Natürlich, jeder Mensch ist, glaube ich, von der Zuneigung anderer insofern abhängig, daß er Freunde hat, die ihn mögen. Das schon. Aber ich glaube, ich kann mein Leben auch leben, wenn ich jetzt mit keinem Mann zusammen wäre.