EMMA-Leserinnen wählen Cover des Jahres
Userin „minemouse“ brachte es auf den Punkt: „Bella Block kommt natürlich am besten durch die Fotografie, aber das wichtigste Titelblatt ist ‚Prostitution abschaffen’.“
Es war tatsächlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das schließlich mit einem Patt endete: Jeweils eine von drei Leserinnen wählte Hannelore Hoger mit ihrem tiefgründigen Blick zu ihrem Cover des Jahres 2013. Für ein weiteres Drittel war es der Titel, mit dem EMMA ihren Anti-Prostitutions-Appell lancierte. Das Cover zeigte 19 der 90 ErstunterzeichnerInnen, von Senta Berger bis Frank Schätzing.
„Die Wahl fällt mir gar nicht schwer. Als ich das Cover sah, war ich so unendlich dankbar, dass ich es kaum in Worte fassen kann“, schreibt Theresia Müller. „Nach Jahren, in denen Prostitution immer normaler wurde und niemand, einfach niemand sich darüber zu entsetzen, ja nicht mal zu fragen schien, habt ihr einen Paukenschlag gesetzt.“ Auch Heidi findet das Cover der Ausgabe 6 „ganz klar ganz weit vorne“. Denn: „Das war mein absolut heißestes Diskussionsthema in diesem Jahr.“ Und Sylvia Nitsche pflichtet bei: „Mir hat das Titelbild am besten gefallen, weil es so viele aufgeregt und eine extrem wichtige, längst überfällige Diskussion angeregt hat.“ So weit, so klar.
Aber: Die Mails der Hannelore-Hoger-Fans zeigen, dass nicht nur eine gesellschaftliche Debatte um die Prostitution gefehlt hat. Schmerzlich vermisst werden auch Frauen 50 plus auf Zeitschriften-Titeln. Und darum ist auch Hoger auf dem EMMA-Cover für die Leserinnen ein Politikum.
„Das Cover hebt sich so wohltuend ab von all den sexualisierenden Frauendarstellungen, die man sonst so auf Zeitschriften-Covers sieht. Gerade ältere Frauen werden überhaupt nicht abgelichtet oder wenn, dann nur nach einer Rundum-Photoshop-Kur“, schreibt Manuela Maurer. „Dabei ist es keineswegs so, dass ältere Frauen keine tolle und anziehende Ausstrahlung hätten – ganz im Gegenteil.“
Hoger-Wählerin Sonja kommt glatt ins Schwärmen: „Das Schwarz-Weiß-Bild einer sehr zauberhaften Frau mittleren Alters und deshalb gefällt es mir am besten“. Heidi bestätigt: „Sie hat eine tolle Ausstrahlung, das sieht man schon an ihrem Blick. Es ist ein Bild mit Ecken, Kanten und Fältchen, schön!“ Und Claudia schaut Hannelore mit einem lachenden und einem weinenden Auge an: „Es tut gut und gleichzeitig weh, einmal eine Frau in Würde und Reife auf einem Zeitschriftencover zu sehen – eben ein interessanter Mensch. Etwas, das Männer immer sein durften.“
Auch den zweiten Platz im Cover-Ranking müssen sich zwei Titel teilen. Bezeichnenderweise geht es bei beiden um das Thema Sexualität – beim ersten um deren dunkle, beim zweiten um deren helle Seite: Für den „Es reicht!“-Titel, der das Aufbegehren gegen die immer noch massenhafte sexuelle Belästigung thematisiert, stimmten knapp 14 Prozent der Voterinnen.
Für genauso viele war der Titel „Königin Klitoris“ das Cover des Jahres. „In meinen Augen habt ihr es mit diesem Cover geschafft zu verdeutlichen, dass der weibliche Körper mehr ist als ein Objekt männlicher Lust. Was die Frau empfindet, steht im Vordergrund“, schreibt Lisa. „Dazu kommt die, meiner Meinung nach, künstlerisch sehr gelungene Darstellung des gezeigten Körpers als etwas verschwommen und halb im Dunkeln liegend. Das Geheimnisvolle, Besondere der Lust und Liebe wird angedeutet – im Gegensatz zu den platten, sterilen Darstellungen nackter Körper in Magazinen von Pop bis Porno.“
Den dritten Platz teilen sich mit jeweils fünf Prozent die „Mütter über 50“ und die Frauendemo zu den Bundestagswahlen (eine Fotomontage, bei der wir Ergebnisse der EMMA/Allensbach-Umfrage in eine Szene aus dem sehr komischen englischen Film „We want Sex“ montiert hatten). Zu denen, die sich darüber begeisterten, gehört Violine. Sie mailte: „Die Ausgabe mit den wilden Frauen auf der Titelseite hat mir am besten gefallen. Warum? Weil die Frauen, egal ob alt oder jung, frech und solidarisch mit Feuer für die Sache der Frauen auf die Straße gehen. Das Bild macht Hoffnung und Mut und inspiriert.“
Wir danken allen Leserinnen, die mitgemacht haben und stürzen uns nun frisch inspiriert auf die Arbeit am nächsten EMMA-Cover.
Eure EMMAs