„Hochintelligent und angriffslustig“

Foto: imago/Wolf P. Prange
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Das Wahlergebnis hatte eine klare Sprache gesprochen: Während die Kanzlerin bei den weiblichen Wählern von jung bis alt Rekorde brach, krachte die SPD mit Stinkefinger-Steinbrück bei den Frauen ein. Jahrzehntelang waren die Sozialdemokraten bei den Jungwählerinnen unschlagbar stärkste Partei gewesen. Aber im September 2013 wählten 37 Prozent der Frauen unter 30 die CDU, so viele wie noch nie. Von den Frauen im Kanzlerinnenalter ganz zu schweigen.

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Offenbar hat Sigmar Gabriel die Botschaft verstanden. Obwohl der schleswig-holsteinische SPD-Chef Ralf Stegner schon mit den Hufen scharrte, wollte Gabriel nicht auch noch den dritten SPD-Topjob (neben Partei- und Fraktionsvorsitz) männlich besetzen. „Man kann nicht immer in der Analyse übereinstimmen und dann, wenn es zum Schwur kommt, das Gegenteil machen“, befand der SPD-Vorsitzende.

Schließlich hatte die Kanzlerin gerade mit Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin in Sachen Rollenbruch einen echten Coup gelandet. Da waren die Genossen nun doch unter Zugzwang. Während also von der Leyen von der CDU Generäle befehligt, folgt bei der SPD auf Andrea Nahles als Generalsekretärin wieder eine Frau. Und zwar eine, die sich ebenfalls mit Rollenbrüchen auszukennen scheint.

Yasmin Fahimi, 46, ist Diplom-Chemikerin und startete vor 15 Jahren eine Karriere als Gewerkschafterin in der IG Bau Chemie Energie (IG BCE). Bekanntlich ist Gewerkschaften das Prinzip Männerbündelei nicht unvertraut. Aber Fahimi, die als „hochintelligent und äußerst angriffslustig“ (FAZ) gilt, sitzt bei der IG BCE als Ressortleiterin für Politische Planung inzwischen auf der Vorstandsetage. Vermutlich begegnete sie dort ihrem Lebensgefährten Michael Vassiliadis, seines Zeichens Vorsitzender der IG BCE.

Fahimi, in Hannover geborene Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter, engagierte sich schon als 17-Jährige bei den Jusos. Nach Ausbruch der Finanzkrise gründete sie das „Denkwerk Demokratie“, einen Think Tank, mit dem sich SPD, Grüne und Gewerkschaften gegen die Dominanz der Finanzindustrie und für gerechtere Verteilung des Wohlstands einsetzten.

Obwohl Fahimi schon ein Vierteljahrhundert SPD-Mitglied ist, fehle ihr, heißt es, der „Stallgeruch“. Will heißen: die Erfahrung auf Bundesebene. Die wird sie jetzt sammeln. Frau darf gespannt sein.     

 

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Parteikonvent: Die SPD und die Frauen

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Nun wird die SPD also, abgesegnet von 198 Mitgliedern des Parteikonvents (von 229), Koalitionsverhandlungen mit der CDU aufnehmen. Dazu hat sie zehn „unverzichtbare“ Punkte formuliert, von denen die CDU/CSU sicher noch einige wegverhandeln wird.

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Tatsächlich unverzichtbar scheint den Sozialdemokraten ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro. Der käme nicht nur, aber sehr stark den Frauen zugute, denn vor allem sie sind in den Billiglohn-Branchen beschäftigt. Auch die Mütterrente, die auch die CDU ihren Wählerinnen versprochen hat, scheint durchgewunken. Außerdem: „Die Gleichstellung von Frauen und Männern soll in allen Bereichen verbessert werden.“ Dazu gehört auch der Grundsatz „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ und „verbindliche Regelungen für mehr Frauen in Führungspositionen“. Die Abschaffung des Betreuungsgeldes allerdings ist vom Tisch. Dabei kostet die Mutti-bleibt-zuhause-Prämie die Staatskasse vier Milliarden Euro. Und da die SPD auch keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes mehr fordert, stellt sich die Frage, wie all die Regierungsvorhaben von Bildung bis Rente finanziert werden sollen. Wir wüssten da was: die Abschaffung des Ehegattensplittings, das jährlich 20 Milliarden Euro kostet. Aber, siehe da: Auch das steht nicht mehr im Zehn-Punkte-Plan. Und so wird wieder mal eine Regierung unter Beteiligung der SPD die Subventionierung der Hausfrauenehe unangetastet lassen.

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