Demo gegen "Lebensschützer"

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Es ist kein Zufall, dass unter den vier Kundgebungs-Rednerinnen eine Spanierin und eine Polin sind: Ana Esteban erlebt gerade, wie ihre konservative Regierung die von den Sozialisten 2010 eingeführte Fristenlösung kippen will. Ungewollt schwangere Frauen sollen in Spanien nur noch im Fall einer Vergewaltigung und bei schwerer gesundheitlicher Gefahr für die Schwangere abtreiben können.

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In Polen ist selbst das nicht erlaubt. Dort machte 2007 der Fall von Alicja Tysiac Schlagzeilen: Obwohl klar war, das die zweifache Mutter durch eine dritte Schwangerschaft erblinden würde, wurde sie gezwungen, das Kind auszutragen. Sicher wird die polnische Frauenrechtlerin Ellisiv Rognlien diesen Skandal bei ihrer Rede auf der Kundgebung am 20.9. erwähnen.

Zustände wie in Polen und demnächst womöglich auch Spanien sind es, die die „Lebensschützer“ auch in Deutschland wieder einführen wollen. Jedes Jahr am zweitletzten Samstag im September marschieren sie auf Einladung des „Bundesverbands Lebensrecht“ auf: die christlichen Fundamentalisten, die rechtskonservativen PolitikerInnen, die Maskulisten, um mit weißen Kreuzen (jedes Kreuz ein „getötetes Kind“) gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren.  

In ihrer „Berliner Erklärung 2014" fordern die Abtreibungsgegner, dem „schweren Unrecht der Tötung ungeborener Kinder“ und der „Propagierung eines angeblichen ‚Menschenrechts auf Abtreibung’ entgegenzutreten“. Die geltenden Abtreibungsgesetze müssten einer „grundlegenden Prüfung und Korrektur“ unterzogen werden.

Dazu gehört das Verbot der Präimplantationsdiagnostik sowie das Vebot der „Tötung von Kindern nach pränatal diagnostizierten Behinderungen“. Im Klartext: Frauen sollen gezwungen werden, selbst schwerstbehinderte Föten auszutragen. Die bisher angekündigten 17 Grußworte zur Kundgebung kommen übrigens ausschließlich von Männern, unter anderem von Papst Franziskus und den Erzbischöfen Marx und Woelki. Aber auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe hatte zur Teilnahme aufgerufen: „Gerade angesichts zunehmender pränataler Selektion sowie der einsetzenden Sterbehilfe-Debatte ist es wichtig, mit einem entschiedenen Ja zum Leben an die Öffentlichkeit zu gehen.“

Aber den „Lebensschützern“ stellt sich nun schon zum dritten Mal ein breites „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ entgegen, von Pro Familia bis Terre des Femmes, vom Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF) bis zum Bundesverband der Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen (bff). Sie fordern: Verhütung als Kassenleistung! Rezeptfreie Abgabe der Pille danach! Streichung des § 218!

Den TeilnehmerInnen des „Marsches für das Leben“ halten sie entgegen: „Jedes Jahr sterben etwa 80.000 Frauen, weil sie keinen Zugang zu einem sicheren legalen Abbruch hatten. Abtreibungsgegner tragen eine direkte Verantwortung an diesen Todesfällen und daran, dass etwa 220.000 Kinder dadurch zu Waisen werden.“ Und wieder einmal stellt sich die Frage: Wer sind denn hier die Lebensschützer?

Kundgebung in Berlin: Samstag, 20. September, 13 Uhr auf dem "Platz des 18. März" am Brandenburger Tor, www.sexuelle-selbstbestimmung.de

 

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